Kammermusik von Maurice Ravel
Genialer Bastler

Als Sohn eines Erfinders hatte Maurice Ravel große Freude an mechanischen Spielzeugen. Eine präzise Bauweise sowie die Leidenschaft am Basteln zeigt sich auch in seiner Kammermusik. Was ist noch typisch für die klein besetzten Werke?

Von Klaus Gehrke |
Der französische Komponist (u.a. "Bolero", "Daphnis und Chloe") in einer zeitgenössischen Aufnahme. Maurice Ravel wurde am 7. März 1875 in Ciboure geboren und ist am 28. Dezember 1937 in Paris gestorben. |
Träumte zunächst von einer Karriere als Pianist: der 1875 geborene Maurice Ravel. (picture-alliance / dpa)
Maurice Ravel hatte ein besonderes Gespür für effektvolle, schillernde Klangfarben: Das zeigen nicht nur seine Orchesterwerke wie der berühmte "Bolero", sondern auch seine Klavierwerke, Lieder und die Kammermusik. Gerade in ihr lotet der Komponist die verschiedenen klanglichen Möglichkeiten von der späten Romantik bis hin zur frühen Moderne aus.

Kleines Kammermusikschaffen, große Vielfalt

Nur acht Kammermusikkompositionen schrieb Ravel. Einige davon sind ungewöhnlich besetzt, zum Beispiel "Introduction et Allegro" für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett. Durch die raffinierten Klangkombinationen wirkt es fast wie ein Orchesterwerk, das allerdings wegen der speziellen Besetzung nur selten aufgeführt wird. Ravels Streichquartett hingegen gehöre zum Kernrepertoire im heutigen Musikleben, sagt der Musikwissenschaftler Michael Stegemann im Deutschlandfunk.

"Das hat nichts mit Impressionismus zu tun"

Am Anfang seiner Karriere orientierte sich Ravel an Claude Debussy. Von dessen Einfluss habe er sich aber freigeschwommen, betont Stegemann. Das Basteln mit verschiedenen Bestandteilen sei typisch für Ravel: "Das hat nichts mit Impressionismus zu tun, mit irgendwelchen Klangmalereien oder möglicherweise von der Malerei inspirierten Affinitäten, sondern das ist tatsächlich ein sehr modernes, fast schon mechanisches Arbeiten am Material."

Unkonventioneller Dandy

Maurice Ravel war ein extravaganter, unkonventioneller Dandy, der als junger Mann gegen die Maßregeln des Pariser Conservatoire rebellierte. Zunächst sorgte er mit seinem Auftreten in den Pariser Salons für Aufsehen, in der Folge auch mit seiner Musik: Eigenwillige Harmonien, Polyrhythmik und ungewöhnliche Taktarten machen seine Kammermusik besonders.