Die schlimmen Bilder der in Flammen aufgehenden Ranch in Waco sind wieder da. In diesen Wochen läuft im US-Fernsehen eine sechsteilige Doku-Fiktion-Serie über die apokalyptischen Ereignisse im ländlichen Texas. Es begann mit einer missglückten Razzia vor genau 25 Jahren. Die US-Bundesbehörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen hatte Hinweise erhalten, die Davidianer-Sekte und ihr Anführer David Koresh hätten auf ihrem Gelände massenhaft Schusswaffen und Handgranaten gebunkert. Eine Elite-Einheit wollte die Waffen beschlagnahmen.
David Koresh und seine Sektenmitglieder eröffnen das Feuer. Vier Beamte und zwei Sektenmitglieder werden getötet, zahlreiche Menschen verletzt. Es folgte ein Belagerungszustand: 51 Tage lang umzingelten 500 schwerbewaffnete Beamte die Ranch der Sekte. Hubschrauber mit Infrarotkameras kreisten über der Anlage. Einer der wichtigsten Leute im Team der Bundespolizei FBI war damals Gary Noesner. Er verhandelte per Telefon mit Sektenführer Koresh die Freilassung von Kinder und Frauen. Ein schwieriges Unterfangen, erinnert sich Noesner im Sender NPR:
"David sah seine religiöse Philosophie bestätigt: er sah die Endzeit gekommen und für ihn waren wir die Kräfte des Bösen, die seine Leute abholen wollten. In der Razzia sah er seine Prophezeiung bestätigt."
Mit 19 Frauen war Sektenführer Koresh verheiratet und hatte mit ihnen zahlreiche Kinder gezeugt. Immer wieder erfand Koresh Ausreden, weshalb er sie nicht in die Obhut des FBI geben wollte. FBI-Verhandler Gary Noesner gelang es dennoch, dass Koresh 35 Sektenmitglieder ziehen ließ, darunter 21 Kinder. Doch nach mehreren Wochen Belagerung wurde die FBI-Leitung nervös. Millionen Amerikaner schauten im Fernsehen zu. Hunderte Katastrophen-Touristen waren nach Texas gereist, darunter rechtsradikale Regierungsgegner. Gary Noesner plädierte vergeblich für mehr Verhandlungszeit:
"Warum kriegt ihr das nicht in den Griff?"
"Unsere Einsatzleiter wurden ungeduldig. Es gab viel Druck von den Medien: "Warum kriegt ihr das nicht in den Griff? Das kostet täglich hunderttausende Dollar". All dies führte zum sehr tragischen Ende, das niemand sehen wollte."
Für den damals noch unerfahrenen Präsidenten Bill Clinton und seine Justizministerin Janet Reno war Waco die erste große Bewährungsprobe. Beide unterstützten die Entscheidung des FBI, das Gelände der Sekte zu stürmen. Am 19. April 1993 rissen vier Panzer die Wände der Ranch ein. Wenige Minuten später ging das Anwesen in Flammen auf. 76 Menschen verbrannten, darunter Sektenführer Koresh. Für FBI-Mann Gary Noesner ein Fiasko, das rechtsradikalen Gruppen Auftrieb gab:
"Unter den Regierungsgegnern, die nach Waco kamen, war auch ein Mann namens Timothy McVeigh. Nach dem gescheiterten Einsatz kam es zu einem deutlichen Anstieg rechtsradikaler Aktionen von Regierungsgegnern."
Für die schlimmste Aktion sorgte eben jener Timothy McVeigh, genau zwei Jahre nach dem Inferno von Waco: am 19. April 1995 parkte er einen mit Sprengstoff gefüllten Truck vor dem Bundesbehördengebäude in Oklahoma City. Die gewaltige Explosion zerstörte das Gebäude völlig und riss 168 Menschen in den Tod, knapp 700 wurden verletzt. McVeigh wurde schnell gefasst und später zum Tode verurteilt. Als Motiv gab er an: Hass auf den Staat, der im texanischen Waco das Leben freiheitsliebender Menschen zerstört habe. Für rechtsradikale Gruppen in den USA ist Waco bis heute ein Fanal für den Kampf gegen eine vermeintlich feindliche Staatsmacht.