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Razzia in Franken
Rechtsextremisten planten offenbar Anschläge auf Flüchtlingsheime

Die Zerschlagung einer rechtsextremen Gruppe in Franken hat offenbar Anschläge gegen zwei Asylbewerberheime in Bamberg verhindert. Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft hatten die 13 Beschuldigten außerdem Angehörige des linken Spektrums im Visier. Ermittler stellten bei der Razzia kiloweise sprengbares Material sicher.

    Zahlreiche Waffen und Gegenstände mit verbotenen Nationalsozialistischen Symbolen sind am 22.10.2015 im Landgericht in Bamberg (Bayern) bei einer Pressekonferenz zu sehen.
    Bei der Durchsuchung fand die Polizei Schusswaffen, Stichwaffen und rechtes Propagandamaterial. Anmerkung der Redaktion: Die Waffe auf dem Foto ist eine Paintball-Gewehr. Darauf hat uns ein Leser aufmerksam gemacht. (picture alliance / dpa / Nicolas Armer)
    Bei Durchsuchungen von zwölf Wohnungen in Ober- und Mittelfranken wurden Schusswaffen sowieso Munition, außerdem verbotene pyrotechnische Gegenstände, Baseballschläger, Stichwaffen und rechtes Propagandamaterial sichergestellt, darunter auch eine große Hakenkreuzfahne. Die Beschuldigten hätten unter anderem Sprengsätze in zwei Bamberger Unterkünfte für Flüchtlinge werfen wollen, um Angst und Schrecken zu verbreiten, sagte Oberstaatsanwalt Erik Ohlenschlager. Das Zentrum für Asylbewerber aus Balkanländern in Bamberg hätte Ende Oktober eines der Anschlagsziele werden können, ergänzte Ohlenschlager.
    Für die geplanten Taten hätten mehrere der 13 Beschuldigten kistenweise sprengbares Material aus Osteuropa bestellt, unter anderem sogenannte Kugelbomben. "Wenn diese in ein Auto oder einen kleineren Raum geworfen werden, können Menschen schwer verletzt oder getötet werden", sagte Polizeivizepräsident Werner Mikulasch. An der Razzia waren fast 90 Polizeibeamte beteiligt.
    Ermittlungen seit Anfang 2014
    Bei den Beschuldigten handelt es sich um elf Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 21 und 36 Jahren. Drei von ihnen wurden verhaftet, gegen weitere Beteiligte hat die Anklagebehörde Haftbefehle beantragt. Fünf der am Mittwoch Festgenommenen sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Ermittelt wird unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, Vorbereitung eines Explosionsverbrechens und gefährlicher Körperverletzung.
    Laut Ohlenschlager handelt es sich bei den Beschuldigten um Personen aus der Stadt und dem Landkreis Bamberg, aus Nürnberg sowie Erlangen. Sie bildeten eine "gewalttätige und gewaltbereite Gruppe, die von rechtsextremem Gedankengut und dem Kampf gegen linke Gruppen, Ausländer und Asylbewerber geprägt" sei. Sie sei "ernst zu nehmen und gefährlich".
    Einige der Festgenommenen seien in der Partei "Die Rechte" organisiert, sagte Polizeivizepräsident Mikulasch. Eine der durchsuchten Wohnungen in Nürnberg gehörte demnach einem Mann, der eine Veranstaltung des Pegida-Ablegers Nügida angemeldet hatte. Die Polizei ermittelte bereits seit Anfang 2014 gegen die Rechtsextremisten, die Verbindungen zur überregionalen Hooligan-Szene haben sollen. Gegen einige Mitglieder der Gruppe wurde wegen verschiedener Gewaltdelikte bereits Anklage erhoben.
    "Von Monat zu Monat radikaler"
    In der vergangenen Woche fingen die Ermittler dann ein Paket mit über 16 Kilogramm Pyrotechnik ab. Die Gruppe habe das sprengbare Material in Wohnungen von Dritten gebunkert und so versucht, es vor der Polizei zu verstecken, sagte Mikulasch. Laut Staatsanwalt Ohlenschlager wollte die Gruppe auch ein linkes Veranstaltungslokal verwüsten sowie die Menschen darin verletzen.
    Mikulasch sagte, die Beschuldigten seien "von Monat zu Monat radikaler und gewaltbereiter geworden". Man habe daher davon ausgehen müssen, dass die Gruppe ihre Pläne im Zusammenhang mit einer Demonstration am 31. Oktober vor dem Bamberger Balkan-Zentrum oder zumindest in absehbarer Zeit in die Tat umsetze.
    Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) lobte die Razzia als "sehr erfolgreich". Er hatte heute das kürzlich eröffnete Balkan-Zentrum in Bamberg besucht. Die wachsende Zahl von Straftaten gegen Asylunterkünfte müsse vom Rechtstaat hart beantwortet werden, erklärte de Maizière.
    (pg/am)