An der Hochbahntrasse der Linie 1 in Kreuzberg hat die sächsische Polizei ihren Posten bezogen. Die Straße ist für den Verkehr gesperrt. Vor dem Eingang zum Haus Gitschiner Straße 35 stehen schwarz gekleidete Polizisten mit Helmen und in Kampfmontur. Auf zwei Klingelschildern des 70er-Jahre-Baus steht der Name "Remmo". Polizeisprecher Thomas Geithner aus Dresden erklärt, was die Uniformierten aus Sachsen hier suchen.
"Diese Adresse ist eins von 18 Objekten, die wir heute durchsuchen. Das sind zum Großteil Wohnungen, so auch der Fall, vor dem wir hier stehen. Dazu kommen noch ein paar Garagen und ein paar Fahrzeuge. Wir suchen dort zum einen natürlich nach diesen Kunstschätzen, und wir suchen auch diese klassischen Beweismittel wie Speichermedien, Bekleidungsgegenstände oder auch Werkzeuge."
Spur führt ins Clanmillieu
Mitglieder des Remmo-Clans, zu dem etwa 500 Personen gehören, haben Erfahrung mit Kunstraub. Im Februar verurteilte das Landgericht Berlin Wissam und Ahmed Remmo zu viereinhalb Jahren Haft. Sie hatten, so das Urteil des Gerichts, im März 2017 eine 100 Kilo schwere Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen*. Nach den Ermittlungen der Dresdner Staatsanwaltschaft und der sächsischen Polizei führt auch im Fall des Juwelenraubs im Dresdner Grünen Gewölbe vom 25. November vergangenen Jahres die Spur nach Berlin.
"Wir haben insgesamt drei Personen festgenommen. Das sind drei Männer, deutsche Staatsangehörige, die dem sogenannten Clanmilieu zugeordnet werden. Die werden noch heute einem Ermittlungsrichter in Dresden vorgeführt."
Monatelange Ermittlungsarbeit
Bei den Festgenommenen handelt es sich um drei Männer aus dem Berliner Clanmilieu im Alter von 23 und 26 Jahren, wie die Dresdner Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Nach zwei weiteren 21-jährigen Männern wird noch gesucht. Auch ihnen wirft die Staatsanwaltschaft schweren Bandendiebstahl und Brandstiftung vor, wie der Sprecher der Dresdner Staatsanwaltschaft, Jürgen Schmidt, erklärt:
"Letztendlich hat hier akribische kriminalistische, monatelange Arbeit von Staatsanwaltschaft und Polizei zum Verhandlungserfolg geführt. Relevant waren insbesondere die Auswertung der Außen- und Innenaufnahmen der Überwachungsanlage im Residenzschloss, aber auch anderer Kameras und weiterer Daten, die den äußeren Tathergang uns ganz gut rekonstruieren ließen."
Juwelen werden noch gesucht
Um sechs Uhr früh hatte die Polizei gleichzeitig 18 Wohnungen, andere Gebäude und Fahrzeuge in Berlin gestürmt. Insgesamt waren 1.640 Polizisten an den Razzien beteiligt, die vor allem im Berliner Bezirk Neukölln stattfanden. Beteiligt waren vor allem sächsische Beamte, aber auch Polizisten aus sieben anderen Bundesländern sowie Spezialkräfte der GSG 9.
Nach Angaben von Sprecher Thomas Geitner sucht die Polizei in Berlin auch nach den Juwelen des sächsischen Königs August des Starken aus dem 18. Jahrhundert, die aus dem Grünen Gewölbes gestohlen wurde, sie hält es aber für unwahrscheinlich, die Stücke ein Jahr nach dem Diebstahl noch zu finden.
Bereits im September hatten sächsische Polizeibeamte in Berlin Wohn- und Gewerberäume durchsucht. Geithners Zwischenbilanz des Einsatzes in Berlin: "Mir gefällt’s sehr gut, vor allen Dingen die drei Festnahmen bringen sehr viel Stolz und Freude in mir zum Vorschein."
* An dieser Stelle wurde das genannte Gewicht der gestohlenen Goldmünze korrigiert.