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Razzien in ganz Deutschland
Verdacht auf Steuerhinterziehung beim Deutschen Fußball-Bund

Der Deutsche Fußball-Bund ist erneut ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Es geht um den Verdacht der schweren Steuerhinterziehung bei Einnahmen aus der Bandenwerbung. Im Fokus der Ermittler stehen sechs frühere und aktuelle Funktionäre.

Von Maximilian Rieger |
Frankfurt/Main: Polizei steht vor der DFB-Zentrale.
Durchsuchung in der DFB-Zentrale in Frankfurt. (dpa/Frank Rumpenhorst)
An diesem Mittwochmorgen haben 200 Fahnder in fünf Bundesländern Geschäftsräume des Deutschen Fußball-Bundes sowie Privatwohnungen von ehemaligen und aktuellen Verbandsfunktionären durchsucht.

Der Verdacht lautet auf schwere Steuerhinterziehung, worum geht es?

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft dem DFB vor, Einnahmen aus der Bandenwerbung bei Länder- und Pokalspielen nicht richtig deklariert zu haben. Es geht um insgesamt 4,7 Millionen Euro, die der DFB in den Jahren 2014 und 2015 zu wenig bezahlt haben soll. Dabei spielt das Vereinsrecht eine Rolle: Der DFB ist trotz Millionenumsätze gemeinnützig. Deswegen muss er die volle Umsatzsteuer nur auf Einnahmen zahlen, die dem wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb zuzurechnen sind - beispielsweise Ticketverkäufe, oder wenn der DFB die Bandenwerbung selber verkaufen würde. In den fraglichen Jahren hat der DFB dafür jedoch die Schweizer Agentur Infront engagiert. Eine solche Überlassung von Werberechten kann unter Umständen dafür sorgen, dass die Erlöse nicht in den wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb fallen, sondern unter Vermögensverwaltung - und diese Erlöse sind geringer besteuert oder steuerfrei.

Warum ist das beim DFB falsch deklariert worden?

Weil der DFB laut Staatsanwaltschaft zu großen Einfluss bei der Auswahl der Werbepartner hatte. In der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es, der DFB habe Infront keinen Handlungsspielraum gelassen. Zum Beispiel wurde darauf bestanden, dass der Generalausrüster - in diesem Fall Adidas - alleine werben darf und kein Konkurrent auf den Banden erscheint. Der DFB habe trotz Verpachtung der Rechte aktiv daran mitgewirkt, diese Banden zu verkaufen und deswegen sagt die Staatsanwaltschaft nun, dass dies nicht steuerfrei war.

Ist bekannt, wer die Beschuldigten sind?

Die Staatsanwaltschaft nennt bisher keine Namen. Ex-Präsident Reinhard Grindel hat jedoch dem Handelsblatt bestätigt, dass bei ihm eine Durchsuchung stattgefunden hat. Er war zur fraglichen Zeit Schatzmeister und hat in dieser Funktion die Steuererklärung unterschrieben. Wolfgang Niersbach war in dem betreffenden Zeitraum Präsident und trat später im Zuge der Sommermärchen-Affäre zurück. Interimsmäßig übernahmen daraufhin die damaligen Vizepräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch das Amt, bis sie von Grindel abgelöst wurden. Der trat wiederum im April 2019 zurück, nachdem er eine sehr teure Uhr angenommen hatte. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, drohen den Beschuldigten zwischen 6 Monaten und 10 Jahren Freiheitsstrafe.
Welche Reaktionen gibt es vom DFB?
Der aktuelle DFB-Präsident Fritz Keller hat heute erklärt:"Ich kann nur sagen, dass wir vollumfänglich kooperieren werden in der Angelegenheit und ich bin angetreten auch für eine Öffnung und für eine vollkommene Transparenz und eigentlich kann ich eine staatliche Unterstützung in den Untersuchungen nur begrüßen."
DFB-Präsident Fritz Keller ist seit einem Jahr im Amt, kam von außen, und hatte schon vorher betont, dass er "Altlasten" loswerden möchte. Jetzt hat er neben der immer noch nicht ganz geklärten Millionenzahlung im Zusammenhang mit der WM 2006 noch eine weitere Finanzaffäre zu klären.