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Reaktion auf IS-Video
Eltern der US-Geisel bitten Extremisten um Gnade

Die Terrormiliz IS hat mit der Enthauptung einer weiteren Geisel gedroht. Es handelt sich um den 26-jährigen US-Amerikaner Peter Kassig, der von 2006 bis 2007 in der US-Armee diente und unter anderem vier Monate lang im Irak stationiert war. In einem ergreifenden Video bitten die Eltern von Kassig jetzt um Gnade für ihren Sohn.

Von Jürgen Stryjak |
    Am Ende des Videos, in dem die Geiselnehmer am Freitag abend die Enthauptung des Briten Alan Henning verkündeten, wurde eine weitere Geisel präsentiert – verbunden mit der Drohung, sie ebenfalls hinzurichten, wenn die USA die Angriffe gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" nicht einstellen würden. Bei der Geisel handelt es sich um den 26-jährigen US-Amerikaner Peter Kassig. In einem ergreifenden Video bitten die Eltern von Kassig jetzt um Gnade für ihren Sohn.
    Ed und Paula Kassig, ein Lehrer und eine Krankenschwester, die in der Flüchtlingsarbeit tätig ist, beschreiben ihren Sohn als einen Menschen, der sein Leben jenen widmete, die in Not sind. "Als er das Leid des syrischen Volkes sah", erzählt der Vater, "ging Peter in die Türkei und gründete dort eine Hilfsorganisation, die Lebensmittel, Kleidung und Medizin für Syrer in Not bereitstellte. Er liebt und bewundert das syrische Volk und fühlte sich bei ihm wie Zuhause."
    "Wir glauben nicht, dass Gewalt die Lösung ist", sagt der Vater zu den Geiselnehmern. "Wir baten die US-Regierung, ihre Politik zu ändern, aber wir haben darauf genau so wenig Einfluss wie ihr auf den Sonnenaufgang." Sie sei stolz auf ihren Sohn, betont die Mutter, die in dem Video ein Kopftuch trägt, und appelliert an die Kidnapper: "Wir flehen um Gnade für unseren Sohn und bitten jene, die ihn festhalten, ihre Macht dafür einzusetzen, dass er freikommt."
    Nach Angaben der Eltern soll Peter Kassig in der Gefangenschaft den Islam angenommen haben und sich seitdem Abdul-Rahman nennen. Allein deshalb müssten die Geiselnehmer selbst nach konservativsten Auslegungen des islamischen Rechts Peter Kassig nun verschonen, aber sie haben vorgesorgt. In dem Enthauptungsvideo vom Freitag präsentieren sie ein Foto, dass Kassig als Soldat der US-Armee zeigt – offenbar um ihn als feindlich gesinnten Militärangehörigen zu denunzieren. Von 2006 bis 2007 diente Kassig in der US-Armee, unter anderem vier Monate lang im Irak.
    Ohnehin lässt Kritik auch von Muslimen die Terrormiliz Islamischer Staat scheinbar kalt. In den vergangenen Monaten hatten Muslimorganisationen in aller Welt, so auch in Deutschland, die Extremisten scharf verurteilt. Zuletzt erschien im Internet ein 23 Seiten langer, so genannter "Brief an Al-Baghdadi", also an den selbst ernannten Kalifen, den weit über einhundert zum Teil prominente Religionsgelehrte unterschrieben. Darin belegen sie sachlich und mit Bezug auf islamische Quellen, wo überall die Miliz fundamental gegen Grundlagen des Islam verstößt.