Minute 14. Pariser Prinzenpark-Stadion am Dienstag den 8. Dezember. Paris Saint Germain spielt ein Champions League Spiel gegen Basaksehir Istanbul. Ein Foul, Proteste von der Bank.
"Warum sagst Du ‚negro‘?"
Über die Stadionmikrofone hört man den ehemaligen Hoffenheim-Stürmer Demba Ba. Heute beim amtierenden türkischen Meister unter Vertrag. "Du bezeichnest doch auch keinen weißen Spieler als weißen Spieler, wenn du ihm eine Karte gibst!" redet er sichtlich erregt auf den vierten Unparteiischen Coltescu ein. Der wollte Basaksehirs Assistenz-Coach Pierre Webó – aus Kamerun stammend – wegen seiner Proteste per roter Karte auf die Tribüne schicken. Und machte dem Hauptschiedsrichter mit dem Wort "negru" deutlich, welcher Betreuer genau die Strafe bekommen sollte.
‚Negru‘ – das heißt im Rumänischen ‚schwarz‘. Das bestätigte im französischen Nachrichtensender France info auch Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu:
"Ich stamme selbst aus Rumänien, bin dort geboren. Ich kann Ihnen bestätigen, dass ‚negru‘ – die Farbe schwarz bezeichnet. Das heißt nicht ‚Neger‘. Aber jemanden nach seiner Hautfarbe zu bezeichnen, ist nicht akzeptabel in Frankreich und nicht zu entschuldigen. Die Reaktion war beispiellos. Ein starkes Signal der Spieler. Man braucht nicht nur Banner mit Botschaften. Man muss so reagieren." So verteidigt Frankreichs Sportministerin die Spieler.
PSG-Profi Kylian Mbappé twitterte danach: "Sag nein zum Rassismus". Und Neymar "BLACK LIVES MATTER". Der Klub reagierte deutlich: "Jegliche Form des Rassismus widerspricht den Werten von Paris Saint-Germain, dem Vorsitzenden des Clubs, seinen Angestellten und Spielern."
Reaktionen rief der Eklat auch in der Bundesliga hervor: "Immer! Überall! Zu jeder Zeit! #KlareKanteGegenRassismus" – heißt es bei Werder Bremen. Und der türkische Präsident Erdogan schreibt: «Wir sind bedingungslos gegen Rassismus und Diskriminierung im Sport und in allen Lebensbereichen.»
Frankreichs Sportministerin erklärte ihre Gefühlslage, als sie das Geschehen am Spielfeldrand im Fernsehen verfolgte.
"Als ich die Bilder sah, wie alle Spieler zusammen den Platz verlassen haben, um zu rebellieren, Nein zu sagen zu dem, was passiert war, da war ich stolz. Stolz, dass man das im Fußball sehen kann. Und auch stolz, dass ich meinen Kindern am Beispiel des Fußballs erklären konnte, was das Prinzip der Nicht-Diskriminierung ausmacht."
Roxana Maracineanu: "Der Fußball ist ein Schaufenster, da muss man über die Werte unserer Republik sprechen. Rassismus gibt es nicht nur im Fußball, er ist in unserer Gesellschaft. Der Fußball muss aber seine Verantwortung übernehmen, dagegen kämpfen. Weil er viel Öffentlichkeit generiert."
Rumänische Anti-Diskriminierungsbehörde sieht den Vorfall als rassistisch
Das Fare-Netzwerk, das die UEFA bei der Strafverfolgung von Vorfällen wie denen in Paris berät, erklärte, auch von Rumäniens staatlicher Anti-Diskriminierungsbehörde werde es als rassistisch betrachtet, wenn ein Spieler über seine Hautfarbe angesprochen werde. Auch unbeabsichtigter Rassismus sei Rassismus.