Die deutsche Wirtschaft wertet das Klimaabkommen als "großen Erfolg der Diplomatie", so etwa äußert sich der DIHK, der Deutsche Industrie- und Handelskammertag. Allerdings blieben die Ergebnisse in wichtigen Teilen hinter den Erwartungen der deutschen Wirtschaft zurück. In einer Hinsicht sei das besonders schwierig für die deutsche Wirtschaft, erklärt Jörg Rothermel, Energie- und Klimaexperte des VCI, des Branchenverbands der Chemischen Industrie:
"Diese Klimaschutzmaßnahmen sind in der Regel so angelegt, dass sie zunächst mal das Wirtschaftswachstum und auch das Agieren der Wirtschaft nicht behindern, und das verschafft uns natürlich in Europa einen Wettbewerbsnachteil, weil wir entsprechend auf diese Klimaschutzmaßnahmen, die wir in Europa festgelegt haben, reagieren müssen."
Schon jetzt zeige sich das in den strengeren Bestimmungen zum Emissionshandel, wer die Auflagen nicht erfülle, müsse hohe Kosten zahlen - und diese ließen sich nicht weitergeben. Und die Chemische Industrie als energieintensive Branche warnt auch davor, dass Europa auf dem bisherigen Weg weitergeht und als einzige Region das Klimaschutzabkommen umsetzt. Das bringe global gesehen wenig, sagt Jörg Rothermel vom VCI, aber nicht nur in dieser Hinsicht:
"Es würde letztendlich auch wirtschaftlich im Prinzip uns in große Probleme bringen, würde die Gefahr des "Carbon Leakage", von dem redet man ja immer, dass also im Prinzip Produktionen, die mit Emissionen verbunden sind, in andere Teile der Welt auswandern, stark vergrößern."
Kaum ein anderes Land folge Deutschland bisher auch nur ansatzweise auf dem Pfad der Energiewende, kritisiert auch der DIHK. Der Bundesverband Erneuerbare Energie jedoch sieht große Chancen für deutsche Unternehmen: Die könnten ihre Technologieführerschaft bei Wind, Sonnen- und Biomassekraftwerken als auch in der Energieeffizienztechnik in Exporterfolge ummünzen. Ähnlich sieht das VDMA, der Branchenverband des Maschinen- und Anlagenbaus: Schon jetzt seien die Lösungen seiner Mitglieder für Klimaschutz und Klimafolgenminderung in vielen Märkten nachgefragt, erklärt Matthias Zelinger, energiepolitischer Sprecher des Verbands:
"Wir glauben, dass wir hier den ambitioniertesten Heimatmarkt haben sollten, denn nur dann können wir auch die passenden Technologien hier entwickeln, hier in den Markt bringen und lernen. Aber wichtig ist auch: Die anderen müssen folgen. Richtig ist auch: Der qualitative Abstand darf nicht zu groß werden, das heißt, wenn wir hier mehr Belastungen tragen, dann müssen die irgendwann sich auch ausgleichen.
Doch um Vorreiter zu sein, müsse die Politik nun "klare, langfristige und ambitionierte Rahmenbedingungen voranbringen", fordern jedoch mehr als 30 deutsche Firmen – darunter Adidas, die Commerzbank, Aldi Süd und ENBW. Das berichtet Spiegel Online. Der sogenannte Aktionsplan Klimaschutz solle nachgebessert werden. Andererseits müssen aber auch die Verbraucher mitziehen. Das dürfte vor allem den Autofahrern schwerfallen, solange Öl so billig ist.