Offiziell von einem Anschlag sprechen will in Berlin noch niemand. Aber die bisher bekannten Fakten scheinen eine Sprache zu sprechen, die deutlich genug ist, dass der Bundesinneminister Terrorismus für den wahrscheinlichsten Hintergrund hält.
Im ARD-Fernsehen sagte Thomas de Maiziere (CDU) am Abend, es spreche vieles dafür. Das Wort "Anschlag" wolle er aber nicht in den Mund nehmen. Auch der Sicherheitsexperte des Deutschlandfunks, Rolf Clement, sagte in unserem Programm: "Alles was bekannt ist, spricht eine eigentlich eindeutige Sprache." Endgültige Erkenntnisse über die Motive der Tat gibt es aber noch nicht.
Was es bereits gibt, sind deutliche Warnungen vor Hysterie. De Maizière betonte, von der Wortwahl in diesen Stunden gehe auch eine psychologische Wirkung für das ganze Land aus. "Da wollen wir sehr, sehr vorsichtig sein und hart an den tatsächlichen Ermittlungsergebnissen operieren, nicht mit Spekulationen." Er warb um Vertrauen in die Ermittlungsbehörden und darum, ihnen ein paar Stunden Zeit zu geben. "Wir werden nicht eher ruhen, bis das vollständig aufgeklärt ist", so de Maizière.
Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, lobte im DLF die Arbeit der Polizei. Es sei gut, dass sie nur gesicherte Informationen preisgebe, damit nicht Spekulationen ins Feld schössen. Man fühle sich natürlich an das Attentat mit einem Lastwagen in Nizza erinnert, es deute vieles darauf hin, dass es sich um einen Anschlag handeln könnte. Jetzt müssten die Ermittler ihre Arbeit machen - "und da geht Gründlichkeit vor Schnelligkeit".
Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sagte ebenfalls im Deutschlandfunk, man müsse in der politischen Diskussion Maß und Mitte halten. Das sei in den Jahren nach den Anschlägen vom September 2001 gelungen. Er hoffe, dass auch weiterhin eine sachliche Debatte über Terrorismus und Sicherheit geführt werde. Der Linken-Politiker Frank Tempel sagte im DLF, es gelte, genau so zu reagieren, wie Terroristen es nicht wollten.
Bosbach sagte, falls es sich wirklich um einen Anschlag handele, dann sollte von der Tat offenbar die Botschaft ausgehen, dass zu jeder Zeit an jedem Ort zugeschlagen werden könne. Der CDU-Politiker sieht keine grundsätzlichen Versäumnisse bei der Sicherung von Großveranstaltungen. Man müsse sich die Frage stellen, ob man wirklich alle Plätze so sichern wolle, dass solche Vorfälle ausgeschlossen seien. Um einen Sattelschlepper aufzuhalten, seien massive bauliche Vorrichtungen nötig, betonte Bosbach.
(fun,jasi)