"Verdient, so wie er gehandelt hat, hat er das auch so verdient."
In Kroatiens Hauptstadt gibt es keinen Zweifel. Der ehemalige Kriegsgegner Ratko Mladic sei mit "lebenslänglich" noch gut bedient:
"Ich bin nicht zufrieden: Es ist zwar lebenslänglich, ab er wo wird er das absitzen? Er gehört in eine Einzelzelle rein, ohne Sonne, Luft und Mond, und dass ihm Wasser dauernd auf den Kopf tropft."
Tief sitzen die Erinnerungen an den Sommer 1991, den Beginn des Einmarsches serbischer paramilitärischer Verbände und der von Serbien dominerten Jugoslawischen Volksarmee.
"Eine volle Zufriedenheit gibt es bei mir nicht, weil Skabrnja ausgelassen wurde. Wir sind gar nicht erwähnt worden, obwohl wir alle wissen, dass seine Henker unter seinem Befehl in Skabrnja gemordet haben."
Erinnerung an Kriegsverbrechen in Kroatien
In der Kleinstadt bei Zadar an der kroatischen Küste war es im November 1991 zu einem Massaker an der Bevölkerung gekommen, begangen von serbischen Verbänden, die damals im Süden Kroatiens ethnische Säuberungen durchführten. Auch Kroatiens Staatspräsidentin Kolinda Grabar Kitarovic kam in ihrer Reaktion auf das Mladic-Urteil auf diesen Ort zu sprechen:
"Ich bedauere, dass er nicht für Verbrechen in Kroatien zur Verantwortung gezogen wurde, vor allem für Skabrnja und einige andere Orte noch, aber ich hoffe, dass diese lebenslängliche Haftstrafe zumindest eine kleine Genugtuung für Familien der Opfer sein wird, aller derjenigen, die ermordet und gefoltert wurden, in der Zeit, als Mladic eines der Symbol des Krieges der Grausamkeit und des Völkermordes war."
Quer über die Parteigrenzen hinweg fallen in Kroatien die Reaktionen auf das Haager Urteil gegen den militärischen Anführer der bosnischen Serben einhellig aus. Davor Bernardic, Chef der oppositionellen Sozialdemokraten:
"Das ist nur eine kleine Genugtuung für die Opfer des monströsen Völkermordes in Bosnien-Herzegowina, der von Ratko Mladic persönlich geleitet wurde, und dieses Urteil zeigt zugleich ganz deutlich die Teilnahme der serbischen Politik in jener Zeit, an diesen schrecklichen Verbrechen."
Im Kosovo erwartet man weitere Aufarbeitung
Auch in Kosovos Hauptstadt Pristina überwiegt die Genugtuung über den Richterspruch aus Den Haag. Kein Wunder: Denn im Kosovo sind die Erinnerungen an den Krieg noch frischer, der zwischen Februar 1998 und Sommer 1999 rund 13.000 Menschen das Leben kostete, darunter 10.000 Kosovo-Albaner:
"Die Verurteilung von Mladic ist mehr als gerecht, und das zeigt einmal mehr, wer Kriegsverbrechen verübt, der kann nicht vor der Gerechtigkeit weglaufen. Und das soll auch für die Zukunft für die Menschheit eine Lehre sein. Das ist auch eine gute Nachricht für Kosovo."
Die Erwartungen richten sich im Kosovo auf die Europäische Union, die der strafrechtlichen Aufarbeitung der Kriege im ehemaligen Jugoslawien ein größeres Augenmerk schenken sollte:
"Natürlich freue mich über die Verurteilung von Mladic, sein Name erinnert uns nur an die schlechten Dinge, die geschehen sind. Aber wir sind als Menschen von der Bereitschaft Europas enttäuscht, diese Verbrechen zu bestrafen. Wir erwarten, dass jetzt die EU die Verbrechen und Konflikte auf dem Balkan ernster nimmt, und wir erwarten auch, dass jemand für die Kriegsverbrechen in Kosovo verurteilt wird."