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Reaktionen in Griechenland
Im Wechselbad der Gefühle

Die Regierung in Athen muss bis Montag auflisten, wie sie Reformen und Sparauflagen in den nächsten vier Monaten umsetzen will. Dennoch haben viele Griechen zunächst erleichtert auf den Kompromiss reagiert. Gleichzeitig nehmen die Zweifel zu, ob die Versprechungen der neuen Regierung nun tatsächlich umgesetzt werden können.

Von Thomas Bormann |
    Eine junge Frau bei einer Demonstration vor dem griechischen Parlament in Athen.
    Eine junge Frau bei einer Demonstration vor dem griechischen Parlament in Athen. (AFP / Louisa Gouliamaki)
    Viele Griechen sind zunächst einmal erleichtert, dass nun doch eine Lösung gefunden wurde: "Das ist schon okay so, wenigstens bewegt sich etwas und es wird hoffentlich besser werden", meint ein 23-jähriger Stundet. Ein Rentner aus Athen ist richtig zufrieden mit dem Kompromiss von Brüssel:
    "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wir können ja nicht immer so weiter machen und Schulden machen. Sonst kommen wir nie aus diesem Teufelskreis heraus."
    Aber, so lesen es die Griechen heute auch in den Schlagzeilen der Zeitungen: Die Regierung muss ihre Wahlversprechen quasi über Bord werfen. Die Zeitung "Kathimerini" bringt es auf den Punkt und schreibt: "Die Regierung ist in der Realität angekommen und hat das getan, was sie tun musste, um das Land vor der Pleite zu retten."
    Viele Wähler der Linkspartei Syriza sind allerdings bitter enttäuscht: "Das ist eine Rolle rückwärts. Daran werden wir uns noch lange erinnern. So viele Lügen! Es ist doch immer dasselbe."
    Für Syriza-Wähler ist der Kompromiss ein Desaster
    Im Wahlkampf hatte die Linkspartei Syriza einen Schuldenschnitt für Griechenland und ein Ende der Sparpolitik versprochen. Das aber geht mit dem Kompromiss von Brüssel nicht.
    Die Regierung in Athen versucht trotzdem, die Einigung von gestern Abend als Erfolg zu verkaufen: Man habe eine neue Seite aufgeschlagen. Die Regierung habe sich nicht erpressen lassen. Der Kompromiss öffne den Weg, um die soziale Not in Griechenland zu bekämpfen, sagte ein Vertreter der Regierungspartei Syriza in Athen – und stößt damit sogar auf Verständnis bei Syriza-Wählern wie diesem 46-Jährigen aus Athen:
    "So sind Vereinbarungen nun mal: Kompromisse, hart ausgehandelt. Jetzt müssen wir eben die Ärmel hochkrempeln und ich bin zuversichtlich, dass es gut laufen wird. Es ist jedenfalls besser als vorher."
    Regierung muss neue Geldquellen erschließen
    Die Pläne der neuen Regierung, Löhne, Renten und Sozialleistungen wieder zu erhöhen, lassen sich nach dem Kompromiss von gestern Abend nur unter strengen Auflagen umsetzen, wenn überhaupt. Die Kreditgeber, also die anderen Euro-Länder, müssten jede einzelne Maßnahme ausdrücklich genehmigen. Und sie werden das nur tun, wenn es der griechischen Regierung gelingt, neue Geldquellen zu erschließen: Wenn es die Regierung Tsipras beispielsweise schafft, von reichen Griechen tatsächlich mehr Steuern einzunehmen, dann könnte sie im Gegenzug den Mindestlohn oder kleine Renten erhöhen. Viele Griechen zweifeln heute, ob ihre neue Regierung das schafft, so auch dieser arbeitslose 53-Jährige:
    "Wir hatten mehr erwartet. Wir haben ziemlich zurückgesteckt. Mal sehen, wie es weitergeht."
    Die Regierung in Athen muss bis Montag auflisten, wie sie die Reformen und die Spar-Auflagen in den nächsten vier Monaten umsetzen will. Und bereits am Dienstag wollen die Kreditgeber diese Liste kritisch überprüfen. Nun wenn sie Grünes Licht geben, ist Griechenland tatsächlich vor der Pleite gerettet. Die Zitterpartie geht also noch weiter.