Das Nationale Olympische Komitee der Ukraine hat in dieser Woche beschlossen, einen möglichen Boykott der Olympischen Spiele 2024 zu unterstützen, wenn das IOC Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus als neutrale Teilnehmer zulasse. Eine endgültige Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen. Nun sollen aber zunächst Appelle an andere NOKs, internationale Sportfachverbände und weitere Akteure in der Olympischen Bewegung verschickt werden. Nach deren Antworten wolle man wieder sprechen und spätestens in zwei Monaten endgültig entscheiden.
Olympia 2024 - Reaktionen auf die Entscheidung der Ukraine zu Olympia-Boykott
Er könne die Haltung des ukrainischen NOKs verstehen, sagt Thomas Konietzko, Präsident der Internationalen Kanu-Föderation. "Aber aus Sicht des Sports, glaube ich, sollte man gut überlegen, ob man mit Boykotten droht." Unter Boykotten litten immer zuallererst die Sportler. Er habe auch nur sehr vereinzelt Stimmen ukrainischer Sportler für einen Boykott gehört.
Er habe vorgeschlagen, "dass man Sportler dann zulassen kann, wenn sie sich nicht öffentlich für diesen Krieg ausgesprochen haben und in welcher Art auch immer diesen Krieg unterstützt haben." Dabei gehe es noch nicht konkret um die Spiele in Paris 2024, sondern aktuell um die Zulassung zu Wettbewerben. Generell wolle er keinen Sportler bei Wettkämpfen haben, der den Krieg aktiv unterstütze.
"Zulassung für Sportler, die den Krieg nicht unterstützt haben."
Er könne sich nicht vorstellen, dass ukrainische Athleten boykottierten, wenn russische Athleten als "Neutrale" an den Start gingen, erklärt Konietzko. Er verweist immer wieder darauf, dass es sich um einen dynamischen Prozess handle. Es gebe täglich neue Argumente, zu gegebener Zeit werde man in den verschiedenen Verbänden - auch seinem eigenen - einen Beschluss fassen.
Bei Gesprächen im IOC sei eine übergroße Mehrheit der internationalen Verbände für eine Diskussion über eine mögliche Aufhebung der Suspendierung russischer und belarussischer Athletinnen und Athleten. Thomas Bach sei nicht mit einem Entwurf in das Treffen gegangen, sondern nach einer kurzen Einführung hätten vor allem die Präsidenten der einzelnen Verbände diskutiert.
In seinem Verband sei eine Mehrheit der nationalen Verbände für eine Aufhebung der Sanktionen, sagt Konietzko. "Und auch bei den Athleten, mit denen ich gesprochen habe, gibt es wenige - auch aus Europa, die für eine Fortsetzung der Sanktionen sind." Probleme sähen die Athleten eher in fehlenden Dopingkontrollen. Veranstalter - insbesondere in Europa - fürchteten politische Sanktionen bei Wettbewerben mit russischer Beteiligung.