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Realistisch träumen

Mit dem Rauchen aufhören, mehr Sport treiben - gute Vorsätze zum Jahreswechsel sind schnell gefasst, doch bald darauf können sie schon Schnee von gestern sein. Auch wichtige Karriereziele oder spannende berufliche Projekte sind so schon verpasst worden. Dabei gibt es ein paar Tipps, mit denen man es schaffen kann, am Ball zu bleiben.

Von Svenja Üing |
    Stickdorn: "Für 2008 habe ich mir vorgenommen, noch mehr Facetten und Interessen meiner selbst in den Beruf einzubringen, zum Beispiel mein Interesse für die jüdische Geschichte Kölns ganz konkret, mein Interesse für Musik und Kunst an einer Schule, wo Musik und Kunst wenig Raum hat."

    Brandl: "Für 2008 wünsche ich mir, dass sich vielleicht noch eine Kooperation findet fürs Ausland, ich war in 2007 in Südafrika und würde mir total wünschen noch mal in 2008 Kooperationspartner zu finden, mit denen ich dort Projekte realisieren kann."

    Lehrerin Erika Stickdorn und Schauspieltrainerin Karen Brandl. Zwei junge Frauen, zwei Karrierevorsätze fürs neue Jahr. Die Ziele im Laufe des Jahres auch umzusetzen, muss gar nicht so schwierig sein, wenn man ein paar Grundregeln beherzigt, sagt der Kölner Karriere-Berater Claus-Dieter Gersch. Zunächst die Frage nach dem Wann?

    "Ich würde mit diesen Silvester-Vorsätzen vorsichtig sein. Dieses tut man sehr oft so rein spontan in einem Kreis, da sagt man dann, so ich rauche nicht mehr oder ich treibe mehr Sport. Das sind im Grunde genommen Larifari-Vorsätze."

    Statt dessen sollte man auf die innere Stimme hören: Wann habe ich genug Energie und freie Zeit, auf die vergangenen Monate zurückzublicken und neue Ziele ins Auge zu fassen? Das ist nicht zuletzt abhängig vom eigenen Job-Profil. Diese Erfahrung macht auch Erika Stickdorn, Lehrerin für Deutsch und katholisch Religion:

    "Eigentlich ist für mich der Zeitpunkt für gute Vorsätze nicht der Jahreswechsel, sondern der Schuljahreswechsel. Ich fasse immer in den Sommerferien gute Vorsätze was das Berufliche angeht, weil dann ja sozusagen der neue Zyklus im Schuljahr beginnt, deshalb ist das bei mir immer so ein bisschen versetzt."

    Wer neue berufliche Pläne schmieden will, muss sich Zeit nehmen und sich zurückziehen aus dem Alltagstrott. Claus-Dieter Gersch schwört auf eine Methode, die auf das englische Wort für "intelligent" oder "pfiffig" anspielt. Womit wir beim Wie sind:

    "Wer sein Ziel erreichen möchte, der tut gut daran, wenn er sich nach den Grundsätzen eines ganz einfachen Kürzels richtet, nämlich SMART, das heißt 's' für spezifisch und sinnlich erfahrbar, 'm' für messbar, 'a' für attraktiv, 'r' für realistisch und 't' für terminlich, für terminiert."

    Schauspieltrainerin Karen Brandl, die 2008 gerne Kooperationspartner in Südafrika gewinnen möchte, muss nach dieser Methode zum Beispiel festlegen, wie sie das Erreichen ihres Ziels messen will - etwa an der Höhe des Honorars. Sie muss einschätzen, wie realistisch es ist, den Kontakt nach Südafrika auf Dauer aufrechtzuerhalten. Und sie muss festlegen, bis wann sie ihr Ziel erreicht haben möchte. Entscheidet sie sich zum Beispiel für "in drei Monaten", muss sie diese Zeitspanne runterbrechen auf Wochen- und Tagespläne. Was dabei niemals fehlen darf, ist die Belohnung für erreichte Zwischenziele:

    "In dem Augenblick fängt das Gehirn an zu triggern und sagt, Moment, da ist ein Gefühl mit verbunden, und dann sagt das Gehirn, das spiele ich mit, und wenn man das Gehirn auf die Emotionen mit eingeschwungen hat sozusagen, dann ist das eine sehr große Gewähr, dass das Ziel auch wirklich erreicht wird."

    Ein Tipp, die Karrierevorsätze im Wortsinne nicht aus dem Blick zu verlieren, ist die visuelle Eselsbrücke. Erika Stickdorn hat das intuitiv richtig gemacht:

    "Manchmal schreibe ich mir aber auch Sätze auf, zum Beispiel die Distanzierung von Beruflichem und Privatem, da habe ich mir auch teilweise schon einen Satz aufgeschrieben: Ich lasse die Schule in der Schule zum Beispiel und habe mir das in die Küche gehängt oder über den Schreibtisch gehängt."

    Wer sich an diese Grundsätze hält, könnte es sogar schaffen, Vorsätze zu formulieren und umsetzen, die weit über das kommende - neue - Jahr hinausreichen, sagt Claus-Dieter Gersch.

    "Im Moment bin ich ja noch Beamtin. Ich träume noch davon, eines Tages wenigstens zu 50 Prozent selbstständig zu sein. Aber das ist nicht ein Vorsatz für 2008, sondern vielleicht für 2018."