Gerd Pasch: Kristin Raabe, können Affen zählen?
Kristin Raabe: Es kommt darauf an, was genau man unter Zählen versteht. Zumindest haben Affen eine Vorstellung von Mengen, von Zahlen, von "mehr" oder "weniger". Das ist auch gar nicht so überraschend, denn bereits in den 50er Jahren hat der deutsche Verhaltensforscher Otto Koehler ähnliche Versuche mit Vögeln gemacht und gezeigt, dass auch Vögel so eine gewisse Vorstellung von Mengen haben. Jetzt sind Forscher der Universität Tübingen um Andreas Nieder daran gegangen, herauszufinden, wie weit das Mengenverständnis der Affen nun eigentlich geht und was die Grundlage dafür im Gehirn ist.
Pasch: Was haben die Forscher dazu gemacht?
Raabe: Sie haben den Affen Bilder mit Punkten gezeigt. Die Tiere mussten dann immer sagen, wenn sie zwei solcher Bilder gesehen hatten, ob es sich um die gleiche Anzahl gehandelt hat oder nicht. Die Affen waren trainiert, dies über die Betätigung eines Hebels anzuzeigen. Dabei kam heraus, dass Affen sehr gut mit Zahlen bis vier klar kommen. Theoretisch könnte man sagen, Affen zählen bis vier. Aber sie haben Schwierigkeiten, vier und fünf zu unterscheiden, wohingegen zwischen drei und vier - das konnten sie indes noch gut unterscheiden. Wenn man jedoch den Abstand zwischen den Zahlen vergrößert, also etwa acht Punkte und vier Punkte zeigt, dann konnten die Tiere das relativ leicht voneinander unterscheiden, das war einfacher für sie.
Pasch: Was passiert dabei im Gehirn der Affen?
Raabe: Offenbar gibt es da Nervenzellen im Gehirn der Affen, die eine Vorliebe für bestimmte Zahlen haben, denn die haben also quasi eine Lieblingszahl und schlagen besonders stark aus, wenn diese Zahl an Punkten erscheint. Es gibt etwa Zellen, die bei der Zahl Drei besonders stark ausschlagen, während andere Zellen bei der Zwei ansprechen. Interessant ist allerdings, dass diese Zellen mit Lieblingszahlen auch bei Zahlen in der Nähe ausschlagen. Erscheint da etwa die Vier, ist der Ausschlag besonders hoch. Kommt aber die Fünf, schlagen sie immer noch - relativ gesehen - stark aus.
Pasch: Lässt sich das auch auf dem Menschen übertragen, was passiert da bei der Zahlenverarbeitung?
Raabe: Der Mensch ist natürlich schon ein Sonderfall und man kann davon ausgehen, dass wenn wir Zahlen abschätzen - wir zählen ja auch nicht immer, sondern wir schätzen oft einfach nur ab - und dieses Abschätzen von Zahlen, das funktioniert wahrscheinlich auch nicht viel anders bei uns. Das richtige Zählen hat sich irgendwann aus diesem Abschätzen - und aus dem, was die Affen machen - entwickelt. Aber natürlich ist es auch so, dass wir Zählen und Mathematik haben, und da muss man daran denken, dass dabei die Sprache eine sehr wichtige Rolle spielt. Sprache ist ein Symbolsystem letztendlich, das es uns erst ermöglicht, tatsächlich mit Zahlen zu hantieren. Ohne Sprache wäre die Mathematik gar nicht denkbar.
Pasch: Dann interessiert mich doch noch, wenn wir beispielsweise 1000 zählen, was passiert da im Gehirn.
Raabe: Wir haben einen Zahlenstrahl im Gehirn. Der entwickelt sich auch im Lauf eines Lebens und ist abhängig von der Kultur. Entlang dieses Zahlenstrahls sind einzelne Netzwerke von Zellen, die verschiedene Zahlen repräsentieren, also wirklich von eins, zwei, drei, vier, fünf und das geht immer weiter. Und dieser Zahlenstrahl ist im Gehirn von links nach rechts orientiert, jedenfalls im westlichen Kulturkreis. Das hat etwas damit zu tun, dass wir von links nach rechts schreiben. Also links sind die niedrigen Zahlen und rechts die hohen. In anderen Kulturkreisen, wo von rechts nach links geschrieben wird, ist der Zahlenstrahl in die umgekehrte Richtung orientiert.
Kristin Raabe: Es kommt darauf an, was genau man unter Zählen versteht. Zumindest haben Affen eine Vorstellung von Mengen, von Zahlen, von "mehr" oder "weniger". Das ist auch gar nicht so überraschend, denn bereits in den 50er Jahren hat der deutsche Verhaltensforscher Otto Koehler ähnliche Versuche mit Vögeln gemacht und gezeigt, dass auch Vögel so eine gewisse Vorstellung von Mengen haben. Jetzt sind Forscher der Universität Tübingen um Andreas Nieder daran gegangen, herauszufinden, wie weit das Mengenverständnis der Affen nun eigentlich geht und was die Grundlage dafür im Gehirn ist.
Pasch: Was haben die Forscher dazu gemacht?
Raabe: Sie haben den Affen Bilder mit Punkten gezeigt. Die Tiere mussten dann immer sagen, wenn sie zwei solcher Bilder gesehen hatten, ob es sich um die gleiche Anzahl gehandelt hat oder nicht. Die Affen waren trainiert, dies über die Betätigung eines Hebels anzuzeigen. Dabei kam heraus, dass Affen sehr gut mit Zahlen bis vier klar kommen. Theoretisch könnte man sagen, Affen zählen bis vier. Aber sie haben Schwierigkeiten, vier und fünf zu unterscheiden, wohingegen zwischen drei und vier - das konnten sie indes noch gut unterscheiden. Wenn man jedoch den Abstand zwischen den Zahlen vergrößert, also etwa acht Punkte und vier Punkte zeigt, dann konnten die Tiere das relativ leicht voneinander unterscheiden, das war einfacher für sie.
Pasch: Was passiert dabei im Gehirn der Affen?
Raabe: Offenbar gibt es da Nervenzellen im Gehirn der Affen, die eine Vorliebe für bestimmte Zahlen haben, denn die haben also quasi eine Lieblingszahl und schlagen besonders stark aus, wenn diese Zahl an Punkten erscheint. Es gibt etwa Zellen, die bei der Zahl Drei besonders stark ausschlagen, während andere Zellen bei der Zwei ansprechen. Interessant ist allerdings, dass diese Zellen mit Lieblingszahlen auch bei Zahlen in der Nähe ausschlagen. Erscheint da etwa die Vier, ist der Ausschlag besonders hoch. Kommt aber die Fünf, schlagen sie immer noch - relativ gesehen - stark aus.
Pasch: Lässt sich das auch auf dem Menschen übertragen, was passiert da bei der Zahlenverarbeitung?
Raabe: Der Mensch ist natürlich schon ein Sonderfall und man kann davon ausgehen, dass wenn wir Zahlen abschätzen - wir zählen ja auch nicht immer, sondern wir schätzen oft einfach nur ab - und dieses Abschätzen von Zahlen, das funktioniert wahrscheinlich auch nicht viel anders bei uns. Das richtige Zählen hat sich irgendwann aus diesem Abschätzen - und aus dem, was die Affen machen - entwickelt. Aber natürlich ist es auch so, dass wir Zählen und Mathematik haben, und da muss man daran denken, dass dabei die Sprache eine sehr wichtige Rolle spielt. Sprache ist ein Symbolsystem letztendlich, das es uns erst ermöglicht, tatsächlich mit Zahlen zu hantieren. Ohne Sprache wäre die Mathematik gar nicht denkbar.
Pasch: Dann interessiert mich doch noch, wenn wir beispielsweise 1000 zählen, was passiert da im Gehirn.
Raabe: Wir haben einen Zahlenstrahl im Gehirn. Der entwickelt sich auch im Lauf eines Lebens und ist abhängig von der Kultur. Entlang dieses Zahlenstrahls sind einzelne Netzwerke von Zellen, die verschiedene Zahlen repräsentieren, also wirklich von eins, zwei, drei, vier, fünf und das geht immer weiter. Und dieser Zahlenstrahl ist im Gehirn von links nach rechts orientiert, jedenfalls im westlichen Kulturkreis. Das hat etwas damit zu tun, dass wir von links nach rechts schreiben. Also links sind die niedrigen Zahlen und rechts die hohen. In anderen Kulturkreisen, wo von rechts nach links geschrieben wird, ist der Zahlenstrahl in die umgekehrte Richtung orientiert.