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"Rechte Räume"
Architektur ist immer politisch

"Es gibt keine explizite mir bekannte Architekturpolitik der AfD, aber wenn die AfD von Architektur spricht, dann immer von Rekonstruktion", sagte der Architekturtheoretiker Stephan Trüby im Dlf. Trüby deckte auf, dass die Rekonstruktion der Frankfurter Altstadt auf einen rechten Ideologen zurückgeht.

Stephan Trüby im Corsogespräch mit Susanne Luerweg |
    Prof. Stephan Trüby, Universität Stuttgart
    Professor Stephan Trüby von der Universität Stuttgart: "Es gibt keine ideologiefreie Gegenwart" (Uli Regenscheit)
    "In breiten Bevölkerungsgruppen gibt es einen Konsens - einen falschen Konsens - darüber, dass Architektur und Altstädte unpolitisch sind, dass es hier nur um Schönheit gehen würde. Ich behaupte, dass hinter der Rhetorik einer angeblichen Schönheit, einer angeblichen Tradition einer angeblichen europäischen Stadt durchaus auch eine rechtsradikale Kultur-und Architekturpolitik stehen kann, die wir nicht unterschätzen sollten", sagte der Architekturtheoretiker Stephan Trüby von der Universität Stuttgart im Deutschlandfunk.
    Rekonstruktion statt Neubau
    In der Rhetorik der neuen-alten Rechten, so Trüby, sei vom "Bombenholocaust" die Rede. Aus den Tätern würden Opfer. Eine Schlüsselfigur sei in diesem Zusammenhang der britische Historiker David Irving, dessen Buch über die zerbombten Städte in Deutschland Teil der Ideologie sei. Im Fahrwasser des Holocaust-Leugners, so Trüby, fänden sich viele der heutigen Stadtbildinitiativen.
    "Es gibt keine ideologiefreie Gegenwart, keine ideologiefreie Gesellschaft", erklärte Trüby im Gespräch. Parteien wie die AfD setzten vor allem auf Rekonstruktion und plädierten dafür, Mahnmale abzuschaffen und stattdessen Denkmäler zu bauen, die man verehren könne.
    Wir haben noch länger mit Stephan Trüby gesprochen – hören Sie hier die Langfassung des Corsogesprächs
    Vom Land in die Stadt
    Besonders auf dem Land in Ostdeutschland fänden sich laut Trüby "völkische Siedlungen", die rechter Ideologie anhängen, doch gebe es auch in Deutschland Versuche, in die Städte zu drängen. "Wie in Italien will man in den Städten Brückenköpfe schaffen und von dort aus die konservative Revolution starten, die keine Revolution ist, sondern ein Umsturz", so Trüby im Dlf.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Stephan Trüby spricht zusammen mit Andrea Röpke (Journalistin), Philipp Ruch (Zentrum für politische Schönheit) und anderen Gästen an der Berliner Volksbühne über "Rechte Räume", am 27.10.18 um 20:00 Uhr. Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Magazin "arch+", dem Goethe Institut und der Bundeszentrale für Politische Bildung.