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Rechte US-Nachrichtenseite
Gegenwind für Breitbart

Die Pläne der rechtspopulistischen US-Nachrichtenseite "Breitbart", einen Ableger in Deutschland zu gründen, sorgen für Ärger: Schon bringt sich ein Online-Projekt in Stellung, das die neue Seite kritisch beobachten will. US-Unternehmen wenden sich derweil von Breitbart als Werbeplattform ab.

    Aufnahme der Internet-Seite "Breitbart News" am 30.11.2016.
    Die Homepage der "Breitbart News" (Foto der Website breitbart.com / Deutschlandradio)
    Breitbart News gilt als das Leitmedium der konservativen Alt-Right-Bewegung in den USA, die sich politisch rechts der Republikaner formiert und mit zum Erfolg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen beigetragen hat. Der bisherige Chefredakteur Steve Bannon wird denn auch Chefstratege im Weißen Haus, wenn Trump dort auf Barack Obama folgt. Kritiker werfen Breitbart vor, tendenziös zu berichten, Hetze, Hassparolen sowie Gerüchte zu verbreiten und damit Rassismus, Antisemitismus und Homophobie Vorschub zu leisten.
    Donald Trumps Wahlkampfmanager und Chefstratege im Weißen Haus, Steve Bannon
    Donald Trumps Wahlkampfmanager und Chefstratege im Weißen Haus, Steve Bannon (MANDEL NGAN / AFP)
    Kellog will nicht mehr auf Breitbart werben
    Nun hat das Unternehmen Kellog angekündigt, keine Werbung mehr auf Breitbart.com zu schalten. Eine Sprecherin des Lebensmittelkonzerns erklärte, normalerweise sollten Werbebanner nicht auf Internetseiten landen, die die Werte des Unternehmens nicht teilten. Angesichts der Fülle der Seiten, auf denen Werbeagenturen Anzeigen für Kellog platzierten, könne das aber versehentlich vorkommen. Breitbart bezeichnete die Entscheidung als "ökonomische Zensur" und "unamerikanisch". Auch der Pharmakonzern Novo Nordisk, das Brillenunternehmen Warby Parker, der San Diego Zoo sowie der Onlinewerbevermarkter AppNexus haben Medienberichten zufolge angekündigt, nicht länger auf der Webseite zu werben.
    Online-Projekt "Schmalbart" in der Gründungsphase
    Den Expansionskurs des Breitbart News Networks wird das vermutlich so schnell nicht stoppen. Das Nachrichtenportal liegt mittlerweile auf Platz 34 der meistgelesenen Medienseiten in den USA - und plant neue Standorte und Ableger in Frankreich und in Deutschland. Nach Angaben von Breitbarts neuem Chefredakteur Alexander Marlow werden Journalisten gesucht, die dabei helfen sollen, gezielt über die nationalen rechtskonservativen Parteien zu berichten, berichtete die "Welt".
    Die deutschen Breitbart-Beiträge werden dann möglicherweise unter genauer Beobachtung stehen: Der Publizist und IT-Unternehmer Christoph Kappes strebt die Gründung einer Art Watchblog an, ein Online-Projekt mit dem Arbeitstitel "Schmalbart", das Breitbart in Deutschland kritisch beobachten und reflektieren soll.
    Kappes' Sorge ist groß: Er befürchtet einen politischen Erdrutsch, sollte Breitbart in Deutschland starten, denn "die Kombination von Turbo-Boulevard mit politischer Agenda und bekannter Marke gibt es in Deutschland bisher nicht". Er kritisiert, die Redaktion arbeite mit Vereinfachung und Angstmacherei und setze dafür unfaire Mittel wie Sachverhaltsverdrehunngen und sogar Tatsachenfälschungen ein - "unterlegt mit rechtsextremer Ideologie" und "allen Facetten von Menschenfeindlichkeit".
    Social Media als Kanal für "fake news"
    Auch Mark Heywinkel, Redakteur des Onlinemagazins "ze.tt", sagte im Interview mit Deutschlandradio Kultur, Breitbart sei eine "sehr rechtspopulistische Website, ohne einen Hehl daraus zu machen". Breitbart positioniere sich als sehr objektive Quelle und bezichtige alle anderen Medien grundsätzlich der Lüge, nehme es aber selbst mit der Wahrheit nicht so genau. In den sozialen Medien sei das Unternehmen sehr gut aufgestellt. "Das, was da gepostet wird, wird dann auch häufig geteilt, und so werden dann 'faked news' plötzlich zu wahren News, indem sie sich einfach besser verbreiten als die richtigen Informationen."
    (nin/jcs)