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Rechter Terror in Neuseeland
Ein Land unter Schock

Es war Gewalt in einem in Neuseeland nie dagewesenen Ausmaß: Bei Anschlägen auf zwei Moscheen in der Stadt Christchurch sind 49 Menschen getötet worden. Die Täter: Rechtsextreme. Die Neuseeländer stehen unter Schock - und beschwören den Zusammenhalt.

Von Lena Bodewein |
Blumen liegen vor der Moschee.
Blumen vor der Masjid Moschee in Kilbirnie in Wellington in Gedenken an die Opfer des Terrors in Christchurch (AFP/Marty MELVILLE)
Erst ein Lied rechtsradikaler serbischer Cetniks, dann der Marsch der Britischen Grenadiere – einer der Täter von Christchurch hat mit einer Helmkamera seine Fahrt zu den Anschlägen gefilmt und online gestellt, ein entsetzliches Dokument tödlichen Hasses. Der Mann steigt schweratmend aus dem Auto, und beginnt seine Terrortat in einer Moschee in der innenstadt von Christchurch. Er kommt wieder, ein automatisches Gewehr im Arm. Auf dem Beifahrersitz liegen weitere Waffen. Der mutmaßliche Täter lädt seine Waffe durch, um weitere Schüsse aus dem fahrenden Auto abzufeuern.
Brutale Gewalt in einem nie dagewesenen Ausmaß brach über das friedliche Neuseeland ein – Premierministerin Jacinda Ahern sprach von einem der finstertens Tage in der Geschichte des Landes.
"Ihr habt uns ausgewählt, aber wir lehnen euch ab und verurteilen euch zutiefst, sagte sie später am Abend, Das sind Menschen mit extremistischen Ansichten, die keinen Platz in Neuseeland finden und nirgendwo auf der Welt."
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas einmal erleben müsste"
Die ersten Schüsse fielen gegen 13.45 Uhr Ortszeit (1.45 Uhr deutscher Zeit). 300 Gläubige hatten sich in der Moschee in Christchurch zum Freitagsgebet versammelt, als ein Mann mit Helm und Schutzweste aus einer Schnellfeuerwaffe in die Menge feuerte. Augenzeugen berichten von mindestens 50 Schüssen, möglicherweise hunderten, in der Moschee brach Panik aus, Menschen rannten in Strümpfen auf die Straße.
"Junge Männer rannten neben meinem Auto her", erzählt diese Augenzeugin einem BBC-Reporter, und sie begannen zu stürzen, einer links, einer rechts von meinem Auto. Sie beschreibt, wie sie versucht, die Opfer um sie herum zu retten, einen kann sie auf den Rücksitz ziehen und Druck auf seine Wunde ausüben.
"Wir haben damit weitergemacht, bis Hilfe kam, aber der Mann auf der anderen Straßenseite starb. Ich bin 66 Jahre alt, ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas einmal erleben müsste, nicht in Neuseeland."
Dutzende starben im Kugelhagel des Angreifers, der Boden war übersäht mit Patronenhülsen. Wenig später ein weiterer tödlicher Angriff auf eine Moschee in einem Vorort von Christchurch. Das Land steht unter Schock. Aus der ganzen Stadt kamen Bürger der Stadt zu den tatorten, um ihr Mitgefühl mit den Opfern der Anschläge zu zeigen.
"Wir haben Blumen mitgebracht. Unsere Herzen sind gebrochen. Es ist so traurig, das sollte nicht passieren in unserem Land. Menschen sollten sich sicher fühlen, wenn sie beten. Ich stabnd unter Schock, als ich es gehört habe – aber jetzt werde ich wütend", erzählt dieses Ehepaar dem örtlichen Fernsehsender.
"Viele der Opfer in der muslimischen Gemeinde sind aus dem Krieg geflohen, sie haben ihr Leben gerettet, um in Neuseeland eine Zuflucht zu finden. Es ist unglaublich, so unfassbar."
Nur ein Prozent der Neuseeländer sind Muslime
Vier Verdächtige hat die Polizei festgenommen – drei Männer und eine Frau, eine Person ist inzwischen auf freiem Fuß. Sie hatten Sprengsätze an ihren Autos besfestigt, die von der Armee entschärft wurden. Im Netz kursiert ein rechtsradikales Manifest, das den Anschlag anzukündigen scheint, von der "Überlegenheit der weißen Rasse" ist darin die Rede – ob es allerdings wirklich von einem der Täter stammt, ist bislang nicht zweifelsfrei belegt. Einer der Täter ist Australier, Premierminister Scott Morrisson sprach von einem rechtsextremen gewalttätigen Terroristen.
Nur ein Prozent der Neuseeländer – etwa 50.000 – sind Muslime, viele davon Einwanderer aus Pakistan oder Bangladesh. "Sie haben Neuseeland zu ihrer Heimat gemacht", sagte Premierministerin Jacinda Ahern, "und es ist ihre Heimat!"
Wie die Frau vor der Moschee sagt: "Es gibt keinen Platz für diese Intoleranz in unserem Land. Der Silberfarn, den ich mitgebracht habe, ist für alle, für Muslime, Japaner, Chinesen, für Kiwis, für alle. Wir sind in diesem Land zusammen."