Im beigefarbenen Gefängnishemd steht der mutmaßliche Attentäter von Christchurch vor dem Richter.
"Ich halte fest, dass Sie keinen Antrag auf Freilassung gegen Kaution stellen, und dass sie keinen Antrag stellen, ihren Namen nicht veröffentlichen zu lassen. Sie bleiben in Gewahrsam bis zum 5. April, 9.15 Uhr."
Dann muss der Hauptverdächtige des Terroranschlags von Christchurch wieder vor Gericht erscheinen - und sich wegen Mordes verantworten. Bisher nur in einem Fall, aber nicht nur die Polizei ist sehr sicher, dass noch viele weitere Fälle dazukommen.
Bis dahin scheint der 28-jährige Australier sich geradezu zu wünschen, dass sein Name bekannt wird, dass seine Untat von Gleichgesinnten gefeiert wird. In dem Forum, in dem er kurz vor dem Anschlag ein Manifest zur "Überlegenheit der weißen Rasse" veröffentlichte, wird er als Held betrachtet.
Neuseeland unter Schock
"Es gibt keine Worte, um den Abscheu zu beschreiben, den ich für die Propaganda empfinde, die er hiermit verbreiten wollte", sagt die Bürgermeisterin von Christchurch, Lianne Dalziel, "und ich werde dieser Propaganda keine Stimme verleihen. Seine Stimme ist die des Hasses, und es gibt nur einen Weg, mit dem Gemeinschaften auf die Stimme des Hassses antworten können: Sie kommen zusammen, in Liebe, Einfühlung und Freundlichkeit."
Das friedliche Neuseeland, das sich selbst als Refugium für Menschen aus aller Welt sah, trotz der Probleme, die ein Vielvölkerstaat mit sich bringt, dieses Land steht unter Schock.
"Insgesamt 49 Menschen sind getötet worden. Wir arbeiten daran, ihre Identität so schnell wie möglich festzustellen", sagte Premierministerin Jacinda Ardern am Morgen. "41 Menschen starben in der Deans Avenue Moschee, sieben in der Linwood Avenue Moschee und eine Person ist im Krankenhaus gestorben."
Weitere 40 menschen sind verletzt und werden in Krankenhäusern behandelt. Es sind Männer, Frauen und Kinder unter den Opfern, aus vielen Ländern, aus Bangladesh, indonesien, Malaysia und der Türkei. Vor allem aber waren es Menschen, so sagte eine sichtlich erschütterte Jacinda Ardern schon kurz nach dem Terroranschlag, "die Neuseeland zu ihrer Heimat gemacht haben, und es ist ihre Heimat – They are us."
Regierung kündigt Konsequenzen an
In seinem Manifest hatte der mutmaßliche Täter verkündet, er habe Neuseeland eher zufällig ausgewählt, überall gebe es Orte, an denen sich seine Mission erfüllen lasse, aber Jacinda Ardern betont. "Neuseeland wurde ausgewählt, weil es kein Platz ist, wo gewalttätiger Extremismus existiert. Hier ist kein Hort für diese Ideologie".
Die Behörden wären über den weltweiten Anstieg von gewalttätigen rechtsradikalem Extremismus informiert gewesen, aber der Hauptverdächtige hätte auf keiner Beobachtungsliste für Neuseeland oder Australien gewesen. Damit das Land seinen friedlichen zusammenhalt behält, kündigt die Regierungschefin konsequenzen an: "Unsere Waffengesetze werden geändert. Das wurde schon 2005, 2012 und 2017 versucht. Aber jetzt ist die Zeit gekommen."
Nach dem bisher schlimmsten Amoklauf in Neuseeland 1992 mit 14 Toten war das Waffengesetz schon einmal verschärft worden. Aber die Polizei hatte vor einem Jahr gefordert, das Augenmerk auf die 14.000 halbautomatischen Waffen im Land zu lenken.