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Rechtes Untergrundnetzwerk
Zu lautes Schweigen nach taz-Berichten?

Vor über einer Woche hat die taz über ein mutmaßliches rechtes Untergrundnetzwerk in Deutschland berichtet. Die Recherchen haben bisher nur wenige andere Medien aufgegriffen. Nun wird darüber gestritten, warum das Thema kaum weiterverbreitet wurde.

Gerwald Herter im Gespräch mit Mirjam Kid / Text: Christoph Sterz |
    Der entsprechende taz-Bericht, der mit "Hannibals Schattenarmee" überschrieben ist
    Der taz-Bericht über ein rechtes Netzwerk ist auf wenig Resonanz gestoßen (Screenshot: Ausschnitt des Hannibal-Artikels auf taz.de)
    Soldaten, Polizisten und selbst Mitarbeiter des Verfassungsschutzes sollen sich in Chatgruppen zu einem rechten Netzwerk zusammengeschlossen haben und an einem bewaffneten Umsturz arbeiten. Das berichtete die taz Mitte November und stützte sich dabei auf mehrmonatige Recherchen.
    Der entsprechende taz-Bericht stieß bei anderen Medien allerdings auf relativ wenig Resonanz. Nach Ansicht des Journalisten Michael Kraske liegt diese Zurückhaltung daran, dass das Thema Rechtsextremismus aktuell medial kaum eine Rolle spiele. "Die Bedrohung, die nach wie vor von diesem beinharten Rechtsextremismus ausgeht, wird vielleicht auch deswegen nicht mehr thematisiert, weil die Medien sich beim Thema Rechts zuallererst mit der AfD auseinandersetzen", sagte Kraske bei Deutschlandfunk Kultur.
    Teure investigative Recherchen
    Der Sicherheitsexperte des Deutschlandfunks, Gerwald Herter, teilte diese Einschätzung nicht. Die These von einem bundesweiten Netzwerk aufgrund der vorhandenen Fakten lasse sich "nicht lückenlos belegen". Die Quellenlage sei schwierig, sagte Herter gegenüber @mediasres. Allerdings sei es grundsätzlich zutreffend, dass Medienhäuser große investigative Recherchen aus finanziellen Gründen zunehmend scheuten. Dieser Meinung ist auch Michael Kraske, zumal gerade das Thema Rechtsextremismus langwierige Recherchen erfordere.
    Bei dem mutmaßlichen rechten Untergrundnetzwerk könnten sich die Redaktionen außerdem "zum Teil auch nicht mehr auf die offiziellen Stellen verlassen", weil die Behörden und Verfassungsschutzämter in diesem Fall selbst kritisch zu hinterfragen seien.