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Rechtschreibberatung am Telefon
"Eine Maschine kann den Menschen nicht ersetzen"

Ob Smartphone, Textbearbeitungs- oder Mailprogramme: Automatische Rechtschreibprüfungen seien zwar hilfreich, sagte Sprachberaterin Barbara Seelig im Dlf, aber "keine hundertprozentig verlässliche Basis, auf deren Grundlage man schreibt". Viele Menschen suchten daher telefonische Hilfe.

Barbara Seelig im Gespräch mit Michael Böddeker |
    Man sieht eine Seite im Duden, auf der die Schreibweise von "kennen" und "kennenlernen" nach der Rechtschreibreform 2005 erklärt wird.
    Fragen zur Zusammen- und Getrenntschreibung würden am Telefon häufig gestellt, sagte Barbara Seelig im Dlf (picture alliance / dpa / Foto: Franz-Peter Tschauner)
    Michael Böddeker: Wir haben in der Sendung heute schon festgestellt, dass es zur Rechtschreibung oft noch Fragen gibt. Aber wo kann man nachschauen, wenn man sich unsicher ist? Johanna Risse hat für uns mal nachgefragt.
    "Meistens auf der Seite vom Duden oder ich google halt nach einem Beispielsatz, der dem nahekommt."

    "Ich gehe da nicht irgendwie in so eine Suchmaschine, sondern ich habe wirklich noch ein Fremdwörterbuch und gucke da nach."

    "Ich arbeite natürlich viel am Computer, das heißt in Word, das ist das Erste, wo ich mal schaue, ob es richtig geschrieben ist oder nicht."
    Okay, alles gute Möglichkeiten, aber es gibt noch eine weitere, und zwar die kostenpflichtige telefonische Sprachberatung. Die älteste Sprachberatung gibt es seit den 1960er-Jahren - und schon seit 20 Jahren, also ungefähr seit der Rechtschreibreform, gibt dort auch Barbara Seelig telefonisch Hilfestellung. Wir haben sie angerufen und gefragt, was denn so die häufigsten Fragen sind, die ihr gestellt werden.
    Die Fragen sind gleich geblieben
    Barbara Seelig: Ja, also die Gebiete haben sich im Grunde genommen nicht geändert. Das sind Fragen zur Zusammenschreibung und Getrenntschreibung, zur Kommasetzung, zur Groß- und Kleinschreibung und speziell zur Schreibung von Fremdwörtern. Das sind so die Gebiete, die sehr häufig sind. Ansonsten gibt es eben auch noch sprachhistorische Fragen, Fragen zur Namensentstehung, aber da sind wir nicht unbedingt die großen Spezialisten. Natürlich, zu historischen Fragen können wir was sagen, aber für Namen gibt es Spezialisten, aber ab und zu können wir auch etwas dazu sagen. Also das sind die Hauptgebiete.
    Böddeker: Das heißt, auch so was wie die Frage, ob man Montagabend zusammenschreibt oder klein oder groß …
    Seelig: Das wird auch gestellt, genau, diese Frage wird auch gestellt.
    Böddeker: Und da können Sie wahrscheinlich direkt auf Anhieb Auskunft geben, bei solchen Fragen?
    Seelig: Ja, das ist eigentlich ein Kompositum, was man zusammenschreiben sollte, aber früher schrieb man ja Montag groß und Abend klein, deshalb gibt es auch Varianten, dass man Montag und Abend dahinter groß setzt, aber warum soll man zwei Substantive, die hintereinanderstehen, getrennt schreiben. Also ich würde dann schon empfehlen, Montagabend auch zusammenzuschreiben.
    "Es gibt viele Unsicherheiten"
    Böddeker: Mit welcher Motivation rufen die Leute bei Ihnen an? Geht's da um besonders wichtige, offizielle Schreiben, Bewerbungsschreiben - so was?
    Seelig: So was zum Beispiel. Ich hab viele Arbeitslose, die immer mal wieder anrufen - dann hört man schon, aha, es hat immer noch nicht geklappt. Und es gibt viele Journalisten, es gibt auch Autoren, Schriftsteller, die so ein bisschen ringen manchmal um die Formulierung und uns um Rat fragen. Es sind viele Sekretärinnen, viele Sachbearbeiter, die wichtige Schreiben rausschicken und dann sich einfach noch mal vergewissern wollen, die es oft wissen, aber einfach noch mal von uns die Bestätigung hören wollen. Aber es gibt eben auch viele Unsicherheiten, wo einfach nicht klar ist, wird es so oder so geschrieben.
    Böddeker: Sie beraten jetzt schon länger die Menschen am Telefon, hat sich das über die Jahre geändert, ist das mehr oder weniger geworden, gibt's heute andere Fragen als früher?
    Seelig: Es ist natürlich so, dass in Zeiten der Einführung der Rechtschreibreform ein unheimlicher Andrang war. Ganz so viele Fragen gibt es nun nicht mehr - das ging ja dann vorwiegend um Rechtschreibung, weil da eine große Verunsicherung herrschte. Man lernt sein Leben lang die Schreibung, also gerade bei den Erwachsenen und älteren Erwachsenen, und dann plötzlich wird vieles anders, und da gab es große Verunsicherung.
    Und die Menge der Anrufe ist nicht mehr so hoch zu Fragen der neuen Rechtschreibung, sondern die Fragen - also die Schwerpunkte sind geblieben, die ich vorhin nannte, groß und klein, getrennt, zusammen, Zeichensetzung, Fremdwörter. Diese Schwerpunkte sind geblieben, aber die Fragen, die speziell die Rechtschreibung betreffen, die neue Rechtschreibung, sind nicht mehr so auffällig. Sie sind schon noch da, aber nicht mehr so auffällig wie früher.
    "Das Smartphone erkennt manchmal nicht den Kontext"
    Böddeker: Vielleicht liegt es ja auch daran, dass es mittlerweile viele technische Hilfsmittel gibt. Also jedes Smartphone hat mittlerweile eine Rechtschreibkorrektur, jedes Textbearbeitungsprogramm hat eine Rechtschreibkorrektur, sogar wenn ich eine E-Mail schreibe, wird, während ich noch schreibe, automatisch überprüft, ob das alles richtig ist. Also warum braucht man heute überhaupt noch eine telefonische Beratung, wenn es doch diese Mittel schon gibt?
    Seelig: Ja, das ist sicherlich auch eine Hilfestellung, die diese Geräte bieten, aber man sollte sich nicht hundertprozentig darauf verlassen, denn eine Maschine - ist es ja letztlich, der Computer oder das Smartphone - kann den Menschen einfach nicht ersetzen. Das Smartphone erkennt manchmal nicht den Kontext oder der Computer den Kontext, in dem ein Wort auftritt, der also die Schreibung einfach anders sein lässt als in anderen Sätzen. Insofern, es ist eine Hilfestellung, aber keine hundertprozentig verlässliche Basis, auf deren Grundlage man schreibt.
    Böddeker: Gibt's vielleicht irgendein Wort oder irgendeine Rechtschreibung, bei der Sie sich schon immer gewünscht haben, das müsste man eigentlich mal anders schreiben?
    Seelig: Zum Beispiel "sodass". Ich habe als Kind schon immer "sodass" zusammengeschrieben, das hat man früher getrennt geschrieben, und das darf man jetzt auch zusammenschreiben, die Empfehlung ist, zusammenzuschreiben, aber es geht noch beides. Das ist sozusagen noch der Übergangsbereich, man wird noch warten einige Zeit, um zu sehen, wird eine der beiden Varianten die bevorzugte sein, dann wird irgendwann aus dem Duden "so dass " getrennt verschwinden, aber das weiß man nicht.
    Böddeker: Barbara Seelig berät telefonisch zu Fragen der Rechtschreibung und Grammatik. Vielen Dank für das Interview!
    Seelig: Gerne! Auf Wiederhören!
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.