Rechtsextreme Akteure
"Blood and Honour" - zwischen Rechtsrock und Terror

"Blood and Honour" ist eine militante, rechtsextreme Organisation, die international aufgestellt ist. Auch die Mitglieder der Terrorgruppe NSU sollen ihr angehört haben. Obwohl die Gruppe seit dem Jahr 2000 in Deutschland verboten ist, sind einige Mitglieder weiterhin aktiv. Ein Überblick.

    Ein Tattoo des rechtsextremen Netzwerks "Blood and Honour" auf einem Unterarm eines Mannes bei einem Neonazi-Event in Dortmund
    Das rechtsextreme Netzwerk "Blood and Honour" ist in Deutschland seit 2000 verboten (imago / ZUMA Press / Sachelle Babbar)
    Das internationale Neonazi-Netzwerk "Blood and Honour" wurde 1987 von Ian Stuart Donaldson in Großbritannien gegründet, dem damaligen Sänger der Skinhead-Band "Skrewdriver". Das Netzwerk verbreitet seither seine nationalsozialistische Ideologie mithilfe von Musik. Seit 2000 ist die Gruppe in Deutschland verboten. Die deutsche Übersetzung des Namens lautet "Blut und Ehre" und ist die ehemalige Losung der Hitlerjugend (die Jugendorganisaton der Nationalsozialisten). In Deutschland zählt diese Losung zu den verfassungsfeindlichen Symbolen.

    Wer steckt hinter "Blood and Honour"?

    Das ultra-rassistische Neonazi-Netzwerk hat Gruppierungen in ganz Europa, den USA, Südafrika und Australien und soll weltweit über 10.000 Mitglieder haben. Die "Divisionen" sind untereinander eng verbunden. Die deutsche gehörte mit 200 Mitgliedern (nach Angaben des Bundesinnenministeriums) - bis zu ihrem Verbot im Jahr 2000 zu den größten Europas. Sie galt damals als eine der bedeutendsten rechten Terrorzellen in Deutschland, die die Szene lange geprägt hat.
    Anhänger der Neonazi-Organisation "Blood and Honour" 1999 in Magdeburg
    Anhänger der Neonazi-Organisation "Blood and Honour" 1999 in Magdeburg (imago stock&people)
    Die deutsche Organisation wurde 1994 gegründet und von Stephan Lange angeführt. In der rechten Szene war er als "Pinocchio" bekannt. Er zeichnete mutmaßlich für die wichtigsten "Blood & Honour"-Fanzines verantwortlich, in denen der "führerlose Widerstand" als terroristisches Prinzip beworben – und später auch vom "NSU" praktiziert wurde, so die Erkenntnis der Linksfraktion aus dem Untersuchungsausschuss zur "NSU"-Aufklärung Brandenburg: So sollen hochrangige Mitglieder von "B&H" die späteren "NSU"-Terroristen Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe mit Waffen, Wohnungen und Geld unterstützt haben.
    Wie später bekannt wurde, wurde Lange jahrelang vom Bundesamt für Verfassungsschutz als V-Mann unter dem Decknamen "Nias" geführt.

    Ideologie

    "B&H"-Anhänger glauben an eine militante rassistische Ideologie und einen "Rassenkrieg". Das Netzwerk verbreitete auch in Deutschland Schriften, die zu einem "führerlosen Widerstand" aufrufen und in denen unter anderem ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS gedacht wird. Mit hartem Rechtsrock sollen gewaltbereite Jugendliche für das Netzwerk rekrutiert werden.
    Anlässlich des Verbots der Gruppierung in Deutschland im Jahr 2000, sagte der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), das Ziel der Vereinigung sei die Verbreitung der NS-Ideologie. Damit verstoße "Blood and Honour" gegen die verfassungsrechtliche Ordnung und den Gedanken der Völkerverständigung.

    Aktionen und Finanzierung

    Das deutsche Netzwerk veranstaltete illegale Konzerte mit neonazistischen Bands und verbreitete Skinhead-Musik mit rechtsextremistischen Inhalten unter anderem durch einen eigenen Versandhandel. In militante Schriften und Fanzines wurde zu Anschlägen aufgerufen.
    Schatten von Menschen, Text: Rechtsextremismus
    Rechtsextremismus - das Dossier zum Thema (dpa / Martin Schutt)
    Durch das florierende Musikgeschäft erwirtschaftete "B&H" enorme Gewinne. Die Nachfrage nach rechtsextremer Musik war groß und "B&H" hatte quasi ein Monopol darauf. Die Gruppe baute daraufhin ein internationales Versorgungsnetz aus: Die illegalen CDs wurden in einem Land aufgenommen, in einem anderen gemixt, wieder woanders gepresst und dann verteilt. Diese aufgebaute Vertriebsstruktur ermöglichte es auch, andere Güter zu transferieren, etwa Waffen und Drogen.

    Straftaten und Maßnahmen

    Im Jahr 2000 wurde die Organisation "Blood & Honour – Division Deutschland" vom Bundesinnenminster Schily verboten. Bei Razzien bei mutmaßlichen "B&H"-Mitgliedern wurden unter anderem Kriegswaffen beschlagnahmt. Trotzdem wurden danach laut einem Bericht des Verfassungsschutzes immer wieder Bezüge von deutschen Rechtsextremisten zu "B&H" bekannt: "Deutsche Rechtsextremisten zeigten auch nach dem Verbot weiterhin offenkundige Sympathien für "B&H" und pflegen gute Kontakte zu B&H-Aktivisten im Ausland, insbesondere nach Großbritannien." Seit dem Verbot hat es mehr als als 20 Ermittlungsverfahren wegen der Fortführung der Organisation gegeben. Außerdem wurde 2003 eine Blood&Honour-CD mit dem Titel "Trotz Verbot nicht tot" veröffentlicht.

    "B&H" ist eng vernetzt mit der rechtsextremen Gruppierung "Combat 18", die seit 2020 ebenfalls in Deutschland verboten ist. "Combat 18" bezeichnet sich selbst als "bewaffneter Arm" von "Blood an Honour" und ist international für Bombenanschläge und Morde verantwortlich.
    Sichergestellte Waffen und ein Schild der kriminellen Neonazi-Gruppe "Combat 18" liegen am 28.10.2003 im schleswig-holsteinischen Landeskriminalamt (LKA) in Kiel. Im Zuge einer groß angelegten Aktion hat die Polizei die Gruppierung "Combat 18" in Norddeutschland zerschlagen. Nach LKA-Angaben durchsuchten rund 300 Beamte am Morgen des 28.10. gut 50 Wohnungen und Treffpunkte. 
    Rechtsextreme Akteure - "Combat 18" - militante Neonazi-Terrororganisation
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    Im Jahr 2019 wurde ein mutmaßliches "B&H"-Konzert in Ellwangen verboten, das für den 12. Oktober anberaumt gewesen war. Dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) lagen Hinweise vor, wonach das Konzert als ein "ISD-Memorial" konzipiert war, also als Gedenkkonzert für den im September 1993 verstorbenen "Blood and Honour"-Gründer Ian Stuart Donaldson.
    Kurz zuvor war die Polizei gegen mutmaßliche Verfasser von 23 Droh-Schreiben vorgegangen, die im Sommer 2019 bundesweit an Moscheen, Parteizentralen oder Medienagenturen verschickt wurden. Darin wurde mit Sprengstoffanschlägen gedroht, unterschrieben waren die E-Mails unter anderem mit "Blood and Honour" und "Combat 18".

    (Quellen: BMI, Bundeszentrale für politische Bildung, Bundesamt für Verfassungsschutz, Abschlussbericht NSU-Ausschuss Brandenburg, Linksfraktion Brandenburg, Politische Bildung Brandenburg, Belltower News (Amadeu Antonio Stiftung), Exif Recherche & Analyse)