Rechtsextremismus ist ein großes Problem in Deutschland. In den Augen von Innenminister Horst Seehofer (CSU) ist es momentan die größte Sicherheitsbedrohung in Deutschland. Auch als Reaktion auf den Anschlag in Hanau, bei dem der mutmaßliche Täter neun Menschen aus Einwandererfamilien erschossen hat, soll die Polizei nun sensible Einrichtungen verstärkt bewachen, zum Beispiel Moscheen.
Neben sicherheitspolitischen Konsequenzen wird auch darüber diskutiert, was die Gesellschaft insgesamt gegen rechtsextremes Gedankengut unternehmen kann. Diese Fragen beschäftigen Manja Kasten von der Mobilien Beratung gegen Rechtsextremismus in Berlin. Das Team berät seit 2001 Akteure der Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung und fungiert als Erstkontaktstelle für Anfragen zu allen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus.
Die Extremismustheorie sehe sie kritisch, betonte Kasten im Dlf. Dabei gehe man von extremen Rändern im linken und rechten Spektrum aus - sowie von einer relativ neutralen politischen Mitte. Die Probleme in der Gesellschaft könne man aber nicht nur an den Rändern verorten. Seit Jahrzehnten belegten Studien, dass rechte Einstellungsmuster in der breiten Mitte der Gesellschaft verortet seien: Rassismus, Antisemitismus, Sozialdarwinismus oder Nationalismus gehörten dazu.
Rassismus mache sich am Verhalten fest. Menschen als soziale Wesen orientierten sich an Bezugspersonen und an Debatten, die in der Gesellschaft geführt würden. "Wir erleben, dass sich Debatten extrem nach rechts verschieben, rechtsextreme und rassistische Aussagen in rasender Geschwindigkeit Einzug in die Parlamente und Feuilettons finden, in den Sozialen Medien geteilt werden, in Kantinen und bei Familienfeiern gesagt werden können." Es werde normal für viele Menschen, von "Umvolkung", "Multi-Kulti-Wahn" oder "Messer-Migranten" zu sprechen. Im rechten Spektrum gebe es Akteure, die genau an dieser Normalisierung weiter drehten.
Man könne Menschen, die sehen, dass es ein Problem mit Rassismus in unserer Gesellschaft haben, unterstützen, sagte Kasten im Dlf. Man brauche dafür eine Problemsensibilisierung. Im Dlf beschreibt sie, dass sich viele Menschen bei der Beratungsstelle melden würden - und wie man zum Beispiel die demokratische Haltung von Schüler stärken könnte.