12 Artikel von Memmingen
Rechtshistoriker von Mayenburg: Vorbote der Menschenrechtserklärungen entstand vor 500 Jahren in Deutschland

Zum 500-jährigen Jubiläum der Zwölf Artikel von Memmingen hat der Frankfurter Rechtshistoriker David von Mayenburg deren besondere Bedeutung hervorgehoben. Die Betonung der Freiheit in diesem historischen Forderungskatalog lasse sich als Vorbote künftiger Menschenrechtserklärungen lesen, sagte er dem Deutschlandfunk.

    Ein aufgeschlagenes Buch zeigt die einen Originaldruck der "Zwölf Artikel" aus Memmingen aus der Zeit des Deutschen Bauernkriegsim Jahr 1525.
    Die "Zwölf Artikel" aus dem schwäbischen Memmingen aus dem Jahr 1525 gelten neben der Magna Charta von 1215 als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschenrechten in Europa. (picture alliance / KNA / Christopher Beschnitt)
    Primär sei es um Respekt gegenüber einer Bevölkerungsgruppe - nämlich der der Bauern - gegangen, die von der Herrenseite stets mit Missachtung betrachtet und teilweise sogar den Tieren gleichgestellt worden sei. Mit aller gebotenen Vorsicht erinnere das an die aktuellen Bauernproteste, führte von Mayenburg aus. Auch hier gehe es in einem größeren Zusammenhang um mehr Wahrnehmung und Respekt.

    Umweltschutz 1525: "Sie wollte den Wäldern nur so viel Holz entnehmen, wie man zum Heizen und Bauen brauchte"

    Außerdem sei es den Bauern schon damals ebenso um eine gerechte und sogar nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen gegangen. Sie wollten den Wäldern nur so viel Holz entnehmen, wie man zum Heizen und Bauen brauchte, erklärte von Mayenburg. Sie wussten bereits, dass eine kommerzielle Nutzung des Waldes dessen Bestand gefährdete und lehnte sie daher ab.
    Die Zwölf Artikel sind nach Einschätzung des Professors sowohl nach ihrem Inhalt als auch nach ihrer Form innovativ. Als eines von ganz wenigen Dokumenten der Untertanenseite seien sie in den nur wenige Jahrzehnte zuvor erfundenen Druck gegangen und dadurch besonders schnell im Land verteilt worden. Insofern sei den anonymen Autoren auch ein großes Bewusstsein für die Nutzung zeitgenössischer Medien zu attestieren. Zudem kennzeichneten die Zwölf Artikel, dass sie sowohl die theologische Dimension des Unrechts benennten, als auch in der Sache teilweise sehr pragmatische rechtliche Lösungen vorschlügen, führte von Mayenburg aus.

    Der frühere Bundespräsident Rau nannte die Zwölf Artikel ein "Monument der deutschen Freiheitsgeschichte"

    Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann bezeichnete die Zwölf Artikel von Memmingen im Deutschlandfunk als ein Schlüsseldokument. Der frühere Bundespräsident Rau hatte sie schon beim 475. Jubiläum im Jahr 2000 als "Monument der deutschen Freiheitsgeschichte" gewürdigt.
    Zu den Forderungen der Zwölf Artikel gehörte die Abschaffung der Leibeigenschaft sowie einer Art Erbschaftssteuer, die damals galt: das "Besthaupt". Außerdem sollte jede Gemeinde ihren Pfarrer selbst wählen dürfen.

    Im Zuge des Deutschland Bauernkriegs 1525 entstanden

    Neben der Magna Charta von 1215 gelten die Zwölf Artikel als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschenrechten in Europa. Entstanden sind sie Ende Februar/Anfang März 1525 im schwäbischen Memmingen.
    Damals herrschte der Bauernkrieg. Die ländliche Bevölkerung begehrte damals gegen die Besserstellung von Adel, Kirchenvertreter und städtischer Obrigkeiten auf – auch unter Berufung auf die Reformation Martin Luthers; wobei Luther selbst ein ausgesprochener Gegner des Aufstands war. Der Aufstand wurde schließlich fast überall blutig niedergeschlagen.

    Weitere Informationen zum Deutschen Bauernkrieg

    Geschichte: Aufstand von unten: Vor 500 Jahren begannen die Bauernkriege
    Thomas Müntzer, Bauernkrieg und DDR: Vom Priester zum sozialistischen Helden
    Christian Pantle: Der Bauernkrieg. Deutschlands großer Volksaufstand
    Diese Nachricht wurde am 19.02.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.