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Rechtspopulist Wilders sucht Gleichgesinnte in den Nachbarländern

Die Rechtspopulisten in Europa setzen auf die Europawahl im Mai. Denn aus ihrer Sicht können sie mit Euro-Skepsis und Fremdenangst punkten, meint der niederländische Rechtspopulist Geerd Wilders und schaut sich in Belgien und Frankreich nach Verbündeten um.

Von Kerstin Schweighöfer |
    Egal, ob Frankreich, Belgien oder Schweden: Voller Stolz zählt Geert Wilders auf, in welchen Ländern er bereits Kontakt mit Gleichgesinnten gesucht hat. Sprich: mit Parteien, die so wie seine PVV europakritisch eingestellt sind. Zum Beispiel die Schwedendemokraten. Der Vlaams Belang in Belgien. Oder der Front National in Frankreich. Mit ihnen will er eine "Allianz der Patrioten” formen.

    "Es wäre doch fantastisch, wenn auch wir unsere Kräfte bündeln könnten,”"
    kündigte Wilders im niederländischen Fernsehen an.

    ""So wie die europäischen Christdemokraten und Liberalen. So wie die vermaledeiten Sozialisten. Auch wir sollten es tun: Parteien wie die PVV, die kritisch sind, was Europa und Einwanderung betrifft. Zusammen können wir gegen Europa vorgehen.”"

    Potenzielle Bündnispartner gibt es genug, aber es fehlt an der nötigen Einheit: Manche wollen bloß den Euro abschaffen, andere die ganze EU. Und nicht alle sind sich grün. Bestes Beispiel: die britischen und die französischen Europakritiker:

    Nigel Farage von der britischen UKIP-Partei will nichts mit dem Front National zu tun haben. Der Grund: Jean Marie Le Pen bagatellisierte einst die Gaskammern im Zweiten Weltkrieg. Auch eine Zusammenarbeit mit den Niederländern schließt Nigel Farage aus: Wilders poche einerseits auf Meinungsfreiheit, wolle aber andererseits den Koran verbieten, das gehe nicht zusammen.

    Als ausgesprochener Israelfreund sollte auch Wilders große Berührungsängste mit dem Front National haben. Doch er setzt auf Jean Marie Le Pens Tochter Marine, mit der nun eine neue Generation am Ruder sei – und mit Marine versteht sich Wilders gut: Bereits im Frühling trafen sich beide zum Mittagessen in Paris. Auch Madame Le Pen war von dem Besucher aus Holland recht angetan, im November will sie zu einem Gegenbesuch nach Den Haag reisen:
    Möglicher Dritter im Bunde sind die Belgier: Filip de Winter, der Fraktionsvorsitzende vom Vlaams Belang, dem früheren Vlaams Blok, hat Wilders bereits als den perfekten Anführer dieser "Patrioten-Allianz” bezeichnet.

    Dass Wilders vom Vlaams Belang bislang nichts wissen wollte, nimmt de Winter ihm nicht übel. Die flämische Partei gerät regelmäßig negativ in die Schlagzeilen, den Kontakt mit ihr habe sich Wilders einfach nicht leisten können, als er 2005 seine eigene Partei gründete.

    Wilders kann das nur bestätigen: Dann hätten andere Politiker und auch Journalisten ihn verurteilt. Deshalb habe er zunächst Kontakte vermieden - aber eines Tages beschlossen, sich von dieser Angst nicht mehr bremsen zu lassen: Für die Europawahlen prophezeit er einen politischen Erdrutsch. Überall, so Wilders, werden die europakritischen Parteien enorme Siege erzielen.

    Ob es so weit kommt, bleibt abzuwarten. Im eigenen Land hat Wilders jüngsten Umfragen zufolge zwar enorm zugelegt: Würde es jetzt zu Parlamentswahlen kommen, wäre seine PVV zweitstärkste Kraft im niederländischen Parlament – gleich hinten den Rechtsliberalen von Premier Rutte.

    Aber dieses Stimmungsbild hat eher mit der Unzufriedenheit der Bevölkerung über den drastischen Sparkurs der Regierung zu tun und weniger mit Europa.

    Immerhin halten rund 60 Prozent aller Niederländer Europa nach wie vor für eine gute Sache – der europäische Durchschnitt liegt bei 50 Prozent. Das ergab der jüngste Eurobarometer. Und 61 Prozent aller Niederländer sind überzeugt davon, von Europa zu profitieren. Auch damit liegen sie über dem europäischen Durchschnitt.

    Von Wilders Kampfansage lassen sich denn auch die wenigsten Niederländer aus der Ruhe bringen:

    Passant 1:
    ""Nach dem Islam hat er sich jetzt auf Europa eingeschossen und sucht Gleichgesinnte.

    Passant 2:
    ""Ich kann nur hoffen, dass es genug Leute mit gesundem Menschenverstand gibt, die sich von seiner Angstmacherei nicht anstecken lassen."

    Passant 3:
    ""Wir gehören zu Europa, das weiß doch ein jeder. Europa ist das Beste für uns. Meine Stimme jedenfalls bekommt Wilders nicht.”