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Rechtsrock an der Donau

Bereits seit 2001 veranstalten Rechtsrock-Bands als Gegenstück zum Budapester Sziget-Festival das Magyar-Sziget-Festival in Veröce. Neben Konzerten finden dort auch Vorträge zum "konservativen Widerstand" und militärische Vorführungen statt. Die Behörden ignorieren die Veranstaltung.

Von Stefan Oszváth |
    "Guten Abend Groß-Ungarn",

    begrüßt der Sänger der Rechtsrock-Band Kárpátia seine Fans auf dem Magyar Sziget-Festival in Veröce. Einem kleinen Ort an der Donau, nördlich von Budapest. Das Festival ist die rechtsextreme Gegenveranstaltung zum Sziget-Festival in Budapest.

    Kárpátia ist die erfolgreichste ungarische Rechtsrock-Band. Groß-Ungarn - das ist ihr Thema Nummer Eins. Der Friedensvertrag von Trianon - 1920 - durch den Ungarn zwei Drittel des Landes verlor, er soll weg. Kárpátia-Sänger János Petrás:

    "An das Trianon-Friedensdiktat muss man erinnern,"

    sagt Petrás.

    ""Es symbolisiert die Zerrissenheit des Landes. Wir kämpfen dafür, dass es verschwindet."

    Das war die erste Amtshandlung der nationalistischen Orbán-Regierung.

    Auf seinen Konzerten hetzt Sänger Petrás gegen Schwule, gegen Juden, gegen Roma. Die Regierung verlieh ihm trotzdem den wichtigsten Publizistikpreis Ungarns. Der zuständige Minister Zoltán Balog sagte bei der Preisverleihung:

    "Es ist ist für mich ein besonderer Moment, diese Menschen, die am Bildschirm, auf der Bühne, als Band hervorstechen, auszeichnen zu dürfen. Stellvertretend für das Publikum, darf ich mich für das bedanken, was sie taten."

    Mittlerweile ist dem Minister diese Preisverleihung peinlich. Anfang Juli wird der Kárpátia-Sänger wieder auf dem "Magyar Sziget-Festival" auftreten - zusammen mit rechtsextremen Politikern, die über vermeintliche jüdische Zinsknechtschaft schwadronieren. Dieser Rechtsrock-Fan aus Rumänien freut sich.

    "Jeden Abend eine gute Party, Schnaps saufen, gute Veranstaltungen tagsüber. Eine große Familie. Man kennt sich."

    Fünf Tage dauert das "Magyar Sziget". Aber Familiengefühle bekommt hier nur, wer auf Volksgemeinschaft steht. Anwalt Péter Dániel beschreibt das Rechtsrock-Treffen so:

    "Es gibt immer wieder Rowdy-Vorfälle, die die öffentliche Ordnung massiv stören. Das geschieht ganz offen, sie werden von Gruppen begangen. Dazu kommt: der rassistische Charakter des Ganzen. Das Schüren von Hass gegen die Gemeinschaft. Der Vertrieb von Nazi- und Pfeilkreuzler-Symbolen. Und die Behörden tun nichts."