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Rechtsrock-Festival in Sachsen
Was deutsche und polnische Neonazis eint

Zum Rechtsrock-Festival im sächsischen Ostritz werden auch polnische Neonazis erwartet. In der rechten Szene gebe es gute Kontakte zwischen Deutschland und Polen, sagte Danilo Starosta vom Kulturbüro Sachsen im Dlf. Ihr gemeinsamer Feind: der Islam und die Zuwanderer.

Danilo Starosta im Gespräch mit Johanna Herzing |
    Glatzköpfiger Besucher eines Rechtsrock-Konzert im thüringischen Themar trägt eine Bomberjacke mit "Deutschland-"Aufdruck
    Unter dem Motto "Rock gegen Überfremdung" zog im vergangenen Sommer ein Rechtsrock-Konzert Tausende ins thüringische Themar. Jetzt planen Neonazis aus Polen und Deutschland ein Festival in Sachsen (Imago)
    Das sogenannte Schild-und-Schwert-Festival soll am 20. April, dem Geburtstag von Adolf Hitler, in Ostritz in Sachsen beginnen. Anreisen werden dabei wohl auch etliche Rechtsextreme aus dem Nachbarland Polen. Das könnte man befremdlich finden, fordern doch deutsche Neonazis regelmäßig ein Deutschland in den Grenzen vor 1938. Doch insbesondere die sehr aktive polnische Division der in Deutschland verbotenen Neonazi-Gruppierung "Blood and Honour" habe "keine Berührungsängste mit deutschen Nazis", sagte Starosta.
    Polnische und deutsche Nationalisten hätten einen gemeinsamen Feind identifiziert: den Islam und die vermeintliche Bedrohung Europas durch islamische Einwanderung. Ziel der Blood-and-Honour-Bewegung sei die Existenzsicherung der weißen Rasse und der Kampf für eine angebliche arische Kulturtradition.
    Grenzüberschreitendes Musikgeschäft
    Darüber hinaus gehe es auch immer um subkulturelle Elemente, um einen bestimmten Lifestyle, der sich auch in der gemeinsamen Vorliebe für Musik mit nationalistischen, rassistisch-hetzerischen Inhalten ausdrücke. Hier seien auch die wirtschaftlichen Interessen deutscher Rechtsrock-Labels wie Opos Records von Bedeutung, erklärte Starosta: In Polen könne man Musik häufig einfacher und schneller produzieren als in Deutschland. "Man kann sozusagen ungefragt Studios nutzen, während das in Deutschland für die Opos-Betreiber unter Umständen gar nicht mehr so einfach ist."
    Als Gegenveranstaltung zu den Rechtsrock-Konzerten haben Bürgermeister aus der Region zu einem Friedensfest aufgerufen, an dem auch das Kulturbüro Sachsen teilnehmen wird. "Es ist eine Frage des Anstands und demokratischer Gegenwehr, so ein Festival nicht unwidersprochen zuzulassen", betonte Starosta.