Der Sohn des Weißes Pferdes. Ein abendfüllender Animationsfilm des Regisseurs Marcell Jankovics. Er taucht ein in die Märchenwelten der Hunnen, Avaren und Ur-Ungarn. Eine Welt, die heute auch von rechtsextremen Esoterik-Zirkeln in Ungarn beschworen wird. Marcell Jankovics hat jetzt einen neuen Job: Er ist der neue Leiter der Nationalen Kulturstiftung Ungarns. Das war er schon einmal - während der ersten Amtszeit des nationalkonservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán 1998 bis 2002.
"Mir war wichtig, dass wir eine Art Kultur-Pyramide schaffen: Viele Kleine sollten etwas bekommen. Das heißt: Amateure, Provinz, Ungarn in den Anrainerstaaten. Mein Nachfolger und Vorgänger hat das umgedreht, er sagte: Wenige sollen viel bekommen. Das will ich rückgängig machen. Denn es ist wider die Natur. Denn die, die es am nötigsten haben, werden von der Förderung ausgeschlossen."
Ein Ungleichgewicht zugunsten der "linken" Hochburg Budapest, so Jankovics. Das soll sich ändern. Jankovics will Kultur in der Provinz stärker fördern - hier haben die Konservativen ihre Hochburgen. Und die bis zu 3 Millionen Ungarn in den Anrainerstaaten - sie sollen auch in der Kulturpolitik stärker in den Fokus der Regierung Orbán rücken. Sie sollen künftig mehr Geld bekommen. Denn die ungarische Nation macht für die Konservativen nicht an den Grenzen halt, die der Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg gezogen hat. Die Auslandsungarn werden mit Doppelpass und Kulturförderung umworben - und indirekt versucht Orbán so ein Thema der Rechtsextremen zu neutralisieren: Die Revision der Grenzen - und deren Wähler auf seine Seite zu ziehen.
Die Pyramide - das ist auch das Machtmodell des Fidesz: In der Kulturpolitik werden wichtige Posten mit Getreuen des Ministerpräsidenten Orbán besetzt. Der Pécser Verleger Gábor Csordás
"Nehmen Sie das Auswechseln der Direktoren der nationalen Kulturstiftung oder zahlreicher Wissenschaftseinrichtungen. All das deutet in diese Richtung. Das ist an sich schon problematisch, wenn man fachlich kompetente Leute aus politischen Gründen austauscht. Aber noch schlimmer ist, dass Fidesz nur schwache Intellektuelle hat. Gute Leute werden durch schlechte ersetzt - und das ist schlecht für das Niveau."
Selbst der für Kultur zuständige Staatssekretär Géza Szöcs zweifelte in einem Presseinterview daran, dass der Chef der Kulturstiftung geeignet für den Posten ist. Beide - Szöcs wie Jankovics - sind von Orbán ins Amt gehievt worden. Er will durchregieren. Deshalb hat er das eigenständige Kultusministerium abgeschafft. Ein "Superministerium" ist nun mit zuständig für Kultur, der Kulturbeauftragte Szöcs hat nicht mehr den Rang und das Gewicht eines Ministers. Auch die 19 ungarischen Kulturinstitute im Ausland werden auf Linie gebracht. Neuer Leiter der Ballasi-Institute ist ein Fidesz-Parteisoldat: Pál Hatos.
"Das Neue ist, dass der Kulturbegriff jenseits der üblichen Auffassung mit Botschaften zu füllen ist. Früher hat man gedacht, man kriegt einfach Geld für den Betrieb, aber es gab keine umfassenden strategischen Ziele. Das soll sich ändern, deswegen rückt das Thema in den Mittelpunkt des Regierungsinteresses."
Hatos' Auftrag: Er soll die Institute auf wirtschaftliche Effizienz trimmen. Und er will die bislang recht autonomen Einrichtungen einem Parteiziel unterordnen: Das Image der Regierung Orbán im Ausland zu verbessern. Verleger Csordás ist diese Gleichschaltung nicht geheuer.
"Das Ziel ist klar: Ungehindertes Regieren soll möglich sein, mit so wenig Opposition wie möglich. Kurzfristig mag das vernünftig sein. Langfristig wird die Qualität der Institutionen leiden und sie werden Glaubwürdigkeit verspielen. Das Land wird einen hohen Preis bezahlen. Denn niemand vertraut diesen Institutionen noch, weil jeder hinter allem politische Hintergedanken vermutet. Es gibt diese paranoide Logik im ganzen Land. Und die verhindert jedes normale Funktionieren."
Und: Wo Posten und Pöstchen mit Linientreuen neu besetzt werden, müssen andere weichen. Alternative Theater im Land werden kurzgehalten. Monatelang mussten sie auf - dann weniger - Geld warten, ausländische Künstler verließen Ensembles, weil sie keinen Lohn bekamen. Und unliebsame Kulturschaffende wie der Künstlerische Leiter der Staatsoper Budapest etwa, Balázs Kovalik werden entfernt. Er war kritisiert worden, weil er die "Nationaloper" Bánk Ban von Ferenc Erkel von einem Italiener inszenieren lassen wollte. Der Grund für den Rausschmiss ? Balázs Kovalik.
"Ich glaube, eine Oper ist eine internationale Geschichte. Das würde bedeuten, solche Opern wie Boris Godunov oder Nabucco nur mit Russen oder Italienern zu besetzen. Das ist so schwachsinnig - und wenn so etwas der Grund ist, dann tut es mir sehr leid."
"Mir war wichtig, dass wir eine Art Kultur-Pyramide schaffen: Viele Kleine sollten etwas bekommen. Das heißt: Amateure, Provinz, Ungarn in den Anrainerstaaten. Mein Nachfolger und Vorgänger hat das umgedreht, er sagte: Wenige sollen viel bekommen. Das will ich rückgängig machen. Denn es ist wider die Natur. Denn die, die es am nötigsten haben, werden von der Förderung ausgeschlossen."
Ein Ungleichgewicht zugunsten der "linken" Hochburg Budapest, so Jankovics. Das soll sich ändern. Jankovics will Kultur in der Provinz stärker fördern - hier haben die Konservativen ihre Hochburgen. Und die bis zu 3 Millionen Ungarn in den Anrainerstaaten - sie sollen auch in der Kulturpolitik stärker in den Fokus der Regierung Orbán rücken. Sie sollen künftig mehr Geld bekommen. Denn die ungarische Nation macht für die Konservativen nicht an den Grenzen halt, die der Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg gezogen hat. Die Auslandsungarn werden mit Doppelpass und Kulturförderung umworben - und indirekt versucht Orbán so ein Thema der Rechtsextremen zu neutralisieren: Die Revision der Grenzen - und deren Wähler auf seine Seite zu ziehen.
Die Pyramide - das ist auch das Machtmodell des Fidesz: In der Kulturpolitik werden wichtige Posten mit Getreuen des Ministerpräsidenten Orbán besetzt. Der Pécser Verleger Gábor Csordás
"Nehmen Sie das Auswechseln der Direktoren der nationalen Kulturstiftung oder zahlreicher Wissenschaftseinrichtungen. All das deutet in diese Richtung. Das ist an sich schon problematisch, wenn man fachlich kompetente Leute aus politischen Gründen austauscht. Aber noch schlimmer ist, dass Fidesz nur schwache Intellektuelle hat. Gute Leute werden durch schlechte ersetzt - und das ist schlecht für das Niveau."
Selbst der für Kultur zuständige Staatssekretär Géza Szöcs zweifelte in einem Presseinterview daran, dass der Chef der Kulturstiftung geeignet für den Posten ist. Beide - Szöcs wie Jankovics - sind von Orbán ins Amt gehievt worden. Er will durchregieren. Deshalb hat er das eigenständige Kultusministerium abgeschafft. Ein "Superministerium" ist nun mit zuständig für Kultur, der Kulturbeauftragte Szöcs hat nicht mehr den Rang und das Gewicht eines Ministers. Auch die 19 ungarischen Kulturinstitute im Ausland werden auf Linie gebracht. Neuer Leiter der Ballasi-Institute ist ein Fidesz-Parteisoldat: Pál Hatos.
"Das Neue ist, dass der Kulturbegriff jenseits der üblichen Auffassung mit Botschaften zu füllen ist. Früher hat man gedacht, man kriegt einfach Geld für den Betrieb, aber es gab keine umfassenden strategischen Ziele. Das soll sich ändern, deswegen rückt das Thema in den Mittelpunkt des Regierungsinteresses."
Hatos' Auftrag: Er soll die Institute auf wirtschaftliche Effizienz trimmen. Und er will die bislang recht autonomen Einrichtungen einem Parteiziel unterordnen: Das Image der Regierung Orbán im Ausland zu verbessern. Verleger Csordás ist diese Gleichschaltung nicht geheuer.
"Das Ziel ist klar: Ungehindertes Regieren soll möglich sein, mit so wenig Opposition wie möglich. Kurzfristig mag das vernünftig sein. Langfristig wird die Qualität der Institutionen leiden und sie werden Glaubwürdigkeit verspielen. Das Land wird einen hohen Preis bezahlen. Denn niemand vertraut diesen Institutionen noch, weil jeder hinter allem politische Hintergedanken vermutet. Es gibt diese paranoide Logik im ganzen Land. Und die verhindert jedes normale Funktionieren."
Und: Wo Posten und Pöstchen mit Linientreuen neu besetzt werden, müssen andere weichen. Alternative Theater im Land werden kurzgehalten. Monatelang mussten sie auf - dann weniger - Geld warten, ausländische Künstler verließen Ensembles, weil sie keinen Lohn bekamen. Und unliebsame Kulturschaffende wie der Künstlerische Leiter der Staatsoper Budapest etwa, Balázs Kovalik werden entfernt. Er war kritisiert worden, weil er die "Nationaloper" Bánk Ban von Ferenc Erkel von einem Italiener inszenieren lassen wollte. Der Grund für den Rausschmiss ? Balázs Kovalik.
"Ich glaube, eine Oper ist eine internationale Geschichte. Das würde bedeuten, solche Opern wie Boris Godunov oder Nabucco nur mit Russen oder Italienern zu besetzen. Das ist so schwachsinnig - und wenn so etwas der Grund ist, dann tut es mir sehr leid."