Doris Nienhaus von der NDM Naturwertstoffe GmbH betreibt ein eher unappetitliches Geschäft. Sie leitet eine Gülleaufbereitungsanlage im Münsterland, Kreis Borken. Seit letztem Sommer rollen hier immer wieder Lkws voll Gülle an, beladen mit allem, was bei Schweinen, Rindern oder Hühnern so hinten rauskommt.
"Jeder Lkw wird gewogen und dann fährt er da unter dieses Abdach und da wird die Gülle praktisch abgeladen, abgepumpt. Da findet auch die Bemusterung statt, so sagen wir es. Da werden Proben genommen aus jedem Lkw, die dann hier zum Labor gehen. Und da werden auch jeweils die Nährstoffgehalte getestet, die in der Rohgülle waren. Wir müssen den Landwirten ja bescheinigen, wieviel Stickstoff und Phosphor wir von denen auch abgenommen haben."
"Jeder Lkw wird gewogen und dann fährt er da unter dieses Abdach und da wird die Gülle praktisch abgeladen, abgepumpt. Da findet auch die Bemusterung statt, so sagen wir es. Da werden Proben genommen aus jedem Lkw, die dann hier zum Labor gehen. Und da werden auch jeweils die Nährstoffgehalte getestet, die in der Rohgülle waren. Wir müssen den Landwirten ja bescheinigen, wieviel Stickstoff und Phosphor wir von denen auch abgenommen haben."
Denn laut Düngeverordnung dürfen Landwirte nur eine begrenzte Menge Nährstoffe und damit auch Gülle auf ihre Felder bringen. Ein Zuviel schadet der Umwelt und belastet das Grundwasser. Das ist vor allem in Regionen mit besonders intensiver Tierhaltung ein Problem. So auch Kreis Borken, wo es viele Schweinezüchter gibt und jedes Jahr mehr als 1,2 Millionen Kubikmeter zu viel Gülle anfallen – genug um etwa 1000 Schwimmbecken zu füllen. Bisher musste diese Gülle teuer in nährstoffarme Gegenden verfrachtet werden. Um Transportkosten einzusparen, haben rund 90 Borkener Landwirte in die Aufbereitungsanlage investiert. Denn hier weiß man die stinkende braune Brühe zu schätzen – gerade wegen der inneren Werte.
Aus Gülle wird wertvoller Dünger
"Man redet oft von einem Nährstoffproblem, was man durch Gülle hat. Ich sage, nee, wir haben Nährstoffreichtum. Wir müssen ihn nur vernünftig nutzen. In der Gülle sind drin, einmal Methan, woraus man Biogas gewinnen kann, Stickstoff, Phosphor und Kali. Und insbesondere liegt uns hier der Phosphor am Herzen, weil es ist ein endlicher Rohstoff ist, den wir bisher ja nur aus kritischen Ländern beziehen. In Deutschland und auch in unseren Nachbarländern, da gibt es keine Vorräte."
Um das Beste aus der Gülle herauszuholen, wird zunächst wird der Flüssiganteil abgepresst. Feststoffe und Flüssigkeit werden dann unter jeweils glänzenden Stahlkuppeln zu Biogas vergoren, aus dem im Blockheizkraftwerk der Anlage Strom und Wärme gewonnen wird. Die Gärreste wiederum wandern in eine übermannshohe Zentrifuge – für eine Art Schleudergang, der nochmals Festes von Flüssigem trennt. Die Feststoffe werden dann getrocknet und zu Phosphorasche verbrannt. Das Ergebnis sind rötlichbraune Krümel, die nicht nur als Düngemittel taugen, sagt Doris Nienhaus.
"Wir können uns das als Futtermittelzusatzstoff vorstellen. Das ist aber ein längeres Anerkennungsverfahren. Und wir sind gerade dabei, dass wir ein F&E-Projekt draus machen wollen. Wir hoffen, dass wir Förderung bekommen. Weil das ist eigentlich so mein persönliches Ziel: daraus eine Phosphorsäure herzustellen. Wo es dann eben nicht mehr in den Düngemarkt geht, sondern praktisch in die Metallverarbeitung, eventuell sogar in die Chip- und Leiterherstellung."
Um das Beste aus der Gülle herauszuholen, wird zunächst wird der Flüssiganteil abgepresst. Feststoffe und Flüssigkeit werden dann unter jeweils glänzenden Stahlkuppeln zu Biogas vergoren, aus dem im Blockheizkraftwerk der Anlage Strom und Wärme gewonnen wird. Die Gärreste wiederum wandern in eine übermannshohe Zentrifuge – für eine Art Schleudergang, der nochmals Festes von Flüssigem trennt. Die Feststoffe werden dann getrocknet und zu Phosphorasche verbrannt. Das Ergebnis sind rötlichbraune Krümel, die nicht nur als Düngemittel taugen, sagt Doris Nienhaus.
"Wir können uns das als Futtermittelzusatzstoff vorstellen. Das ist aber ein längeres Anerkennungsverfahren. Und wir sind gerade dabei, dass wir ein F&E-Projekt draus machen wollen. Wir hoffen, dass wir Förderung bekommen. Weil das ist eigentlich so mein persönliches Ziel: daraus eine Phosphorsäure herzustellen. Wo es dann eben nicht mehr in den Düngemarkt geht, sondern praktisch in die Metallverarbeitung, eventuell sogar in die Chip- und Leiterherstellung."
Gülleaufbereitung ist eher eine Übergangstechnologie
Vorerst allerdings hat die GmbH den Düngemarkt im Fokus und gewinnt aus der Gülle auch nahrhafte Stickstoffverbindungen wieder. Übrig bleibt recht klares Wasser, das nur noch Kaliumsalze und Humusstoffe enthält. Die Landwirte müssen dieses sogenannte Kali-Humin-Wasser zurzeit noch zurücknehmen und zum Beispiel auf ihren Feldern verregnen. Künftig soll es aber entsalzt, weiter aufbereitet und in einen Bach eingeleitet werden. Das funktioniert mit Spezialfiltern, ähnlich wie in einer Meerwasserentsalzungsanlage und wird im Labor und Technikum schon erprobt.
"Dadurch, dass wir schon ein so klares Zentrat haben, wo kein Phosphor und kein Stickstoff mehr drin ist, glauben Aufbereiter, dass es kostengünstig und wirtschaftlich zu machen ist."
"Dadurch, dass wir schon ein so klares Zentrat haben, wo kein Phosphor und kein Stickstoff mehr drin ist, glauben Aufbereiter, dass es kostengünstig und wirtschaftlich zu machen ist."
Das Gülle-Recycling ist nicht nur im Münsterland ein Thema. Heinz Flessa vom Thünen-Institut in Braunschweig berichtet von verschiedenen Strategien. Die Palette reiche von einer einfachen Wasserabscheidung in Pressschnecken bis zur komplexen vollständigen Nährstoffrückgewinnung wie im Kreis Borken. Der Agrarforscher findet es grundsätzlich gut, dass man sich dem aktuellen Gülleproblem stellt. Er sieht die Gülleaufbereitung aber eher als Übergangstechnologie.
"Wenn man längerfristig denkt, dann sollte man an dieses Strukturproblem herangehen: dass ich in manchen Regionen viel zu viele Tiere habe, bezogen auf die Fläche. Man müsste also langfristige Strategien haben, wie man auch im Kontext der Tierwohldiskussion doch etwas zu geringeren Tierbeständen kommt, eventuell die Landwirte dafür dann aber besser entlohnt, weil man Qualitätsfleisch unter Tierwohlgesichtspunkten produziert."
Derweil arbeitet das Team um Doris Nienhaus daran, die Anlage auf 100 Prozent Kapazität hochzufahren. Ab 2020 sollen hier 200.000 Kubikmeter Gülle jährlich recycelt werden - etwa ein Sechstel der Gülleüberschüsse im Kreis Borken.
"Wenn man längerfristig denkt, dann sollte man an dieses Strukturproblem herangehen: dass ich in manchen Regionen viel zu viele Tiere habe, bezogen auf die Fläche. Man müsste also langfristige Strategien haben, wie man auch im Kontext der Tierwohldiskussion doch etwas zu geringeren Tierbeständen kommt, eventuell die Landwirte dafür dann aber besser entlohnt, weil man Qualitätsfleisch unter Tierwohlgesichtspunkten produziert."
Derweil arbeitet das Team um Doris Nienhaus daran, die Anlage auf 100 Prozent Kapazität hochzufahren. Ab 2020 sollen hier 200.000 Kubikmeter Gülle jährlich recycelt werden - etwa ein Sechstel der Gülleüberschüsse im Kreis Borken.