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Recycling
Neues Leben für Plastikmüll

Zahnpastatuben, Shampooflaschen, Kekstüten - in gelben Säcken findet sich so einiges an Plastikmüll. Vieles landet in Verbrennungsofen, weil sich die Plastikarten häufig stark unterscheiden. Der Naturschutzbund Nabu stellt Ansätze vor, wie sich mehr Kunststoffabfall wiederverwerten lassen könnte.

Von Philip Banse |
    Grün, braun, schwarz, gelb: So geht Mülltrennung, wie hier in Stuttgart praktiziert.
    Mülltrennung: grün, braun, schwarz, gelb - doch wie kann vor allem der Inhalt des gelben Sacks besser recycelt werden? (dpa / picture alliance / Bernd Weißbrod)
    Gibt es neue Ideen, Plastikmüll zum Ausgangspunkt von Dingen zu machen? Ideen ja, ob die neu sind? Da bin ich mir nicht so sicher. Als Problem gilt, dass von dem Plastikabfall, den wir alle in gelbe und Wertstofftonnen werfen, nur gut 40 Prozent wieder verwendet werden. Der Rest - also weit über die Hälfte - wird verbrannt und zur Wärmeerzeugung verwendet. Wie lässt sich diese sogenannte Recyclingquote nach oben bringen? Zum einen per Gesetz, sagt Sascha Roth, Referent für Abfall- und Kreislaufwirtschaft beim Naturschutzbund Nabu:
    "Es ist tatsächlich so, dass im letzten Jahr das Verpackungsgesetz verabschiedet wurde. Das tritt am ersten Januar 2018 in Kraft, und dadurch gibt es auch höhere Recyclingquoten für Kunststoffe und Leichtverpackungen. Das begrüßen wir einerseits, kritisieren aber, dass die Hersteller nicht stärker zur Verantwortung gezogen werden, wenn es darum geht, die Kunststoffverpackungen so zu designen, dass sie leichter wiederverwendet werden können."
    Neue Verpackungen müssen her
    Denn nicht jeder Joghurtbecher, nicht jede Käseverpackung ist gleichgut zu recyceln: "Es ist schwer recycelbar, weil es zum Beispiel schwarz ist, und schwarz wird auf dem Förderband nicht erkannt und aussortiert. Oder es ist so, dass mehrere Schichten das Problem sind. Diese Schichten können nicht getrennt werden und müssen auch aussortiert werden."
    Hier müssten die Hersteller solcher Verpackungen stärker gezwungen werden, Verpackungen zu entwerfen, die besser und leichter wiederzuverwerten sind. "Hellere Verpackungen, keine quietschbunten Farben, nicht zusammengeklebte Folien - das sind so die Sachen, die man beachten muss", so Roth.
    Es wird zu wenig gemacht
    Es gebe einzelne Hersteller wie "Werner & Mertz" mit der Marke "Frosch", die solche Verpackungen in den Markt brächten. Aber alles in allem sei die Industrie aber zu passiv, sagt auch Michael Wiener, Geschäftsführer des Dualen Systems, dem größten Unternehmen in Deutschland, das gelbe Säcke einsammelt und den Abfall trennt und soweit es geht wiederverwertet. "Ja, wir sehen Anstrengungen bei den Herstellern, aber ich sage ihnen ganz deutlich: Das ist zu wenig."
    Dennoch werde aufgrund der gesetzlichen Vorschriften demnächst mehr Kunststoff, mehr Verpackungsmüll wiederverwertet werden. "Die größten Steigerungen werden wir im Kunststoff erleben von heute 36 Prozent auf 58,5 in 2019 und dann nochmals auf 63 Prozent."
    Mehrweg besser als Einweg?
    Ein anderes Klagelied der Umweltschützer vom Naturschutzbund besingt den Niedergang der Mehrwegflasche. Die Mehrwegflasche - zumal aus Glas - ist seit Jahren auf dem Rückzug, klagt Nabu-Experte Roth. "Das liegt vor allem auch daran, dass dem Verbraucher nicht einmal die Möglichkeit gegeben wird, sich für Mehrweg zu entscheiden. Es gibt kaum einen Discounter, in dem sie ein Mehrwegsortiment finden. Wenn überall nur Einweg ist, ist es schwer für den Verbraucher, noch mal den Laden zu wechseln und nach einer Mehrwegflasche zu suchen. Da haben die Einzelhändler eine große Verantwortung."
    Mehrweg besser als Einweg? Ganz so einfach ist es nicht mehr, sagt Benedikt Kauertz vom Institut für Energie- und Umweltweltforschung in Heidelberg. So gebe es durchaus ökologische Einwegverpackungen für Saft und Getränke.
    "Der Getränkekarton, der Polyethylen-Schlauchbeutel für Milch - wer ihn findet, hat Glück - und der Getränke-Standbodenbeutel, also diese kleinen stillen Erfrischungsgetränke mit der Sonne drauf. Das ist auch eine Einwegverpackung, die kann mit den gängigen Mehrwegsystemen konkurrieren aus der ökobilanziellen Bewertung."
    Auch bei Mineralwasser gelte nicht mehr generell, dass Mehrweg besser sei als Einweg. Wenn eine Mehrwegflasche sehr schwer ist - auch aus schwerem Plastik - und sehr weit gefahren wird, kann sie ökologisch schlechter sein, als eine Einwegflasche vom Mineralbrunnen nebenan. Der Fachmann vom ifeu rät daher: Produkte - auch Wasser - aus der Region kaufen. Dann kann es auch eine leichte Einwegflasche sein.