Angesichts der weltweiten Flüchtlingskrise forderte Franziskus eine "menschliche, gerechte und brüderliche" Reaktion. "Wir dürfen nicht über die Anzahl der Flüchtenden aus der Fassung geraten, sondern müssen sie vielmehr als Personen sehen, ihnen ins Gesicht schauen", forderte er. Einwanderung ist in den USA derzeit ein großes Thema: Während Präsident Barack Obama illegale Einwanderer vor der Abschiebung bewahren will, möchten Republikaner wie der Präsidentschaftsbewerber Donald Trump sie in ihre Heimatländer zurückschicken.
Auf Konfrontationskurs zu den Republikanern ging Franziskus in seiner 50-minütigen, auf Englisch gehaltenen Rede auch beim Thema Todesstrafe, die in 31 der 50 US-Bundesstaaten nach wie vor legal ist. Diese müsse abgeschafft werden, verlangte der Papst. Die Gesellschaft könne nur davon profitieren, wenn sie diejenigen, die wegen Verbrechen verurteilt wurden, rehabilitiere.
Franziskus forderte die USA als weltweit führenden Waffenexporteur zudem auf, das "beschämende und schuldhafte Schweigen" über Waffenlieferungen zu beenden. Es sei eine "Pflicht, dem Problem entgegenzutreten und den Waffenhandel zu stoppen". Der Verkauf geschehe "einfach um des Geldes willen", sagte er. "Für Geld, das von Blut - oft unschuldigem Blut - trieft."
Kampf gegen den Klimawandel
Der Argentinier ermutigte die Abgeordneten außerdem zum Kampf gegen den Klimawandel. "Ich bin überzeugt, dass wir etwas verändern können, und habe keinen Zweifel, dass die Vereinigten Staaten - und dieser Kongress - dabei eine wichtige Rolle zu spielen haben", sagte er. Es sei der Moment für "mutige Handlungen und Strategien". Auch mit dieser Forderung dürfte Franziskus bei den Republikanern auf wenig Anklang stoßen.
Nach der Ansprache zeigte sich der Papst auf einem Balkon den Zehntausenden Menschen, die die Rede vor dem Kongressgebäude auf Leinwänden verfolgt hatten. Nach einem Treffen mit Obdachlosen reist er nach New York weiter. Dort ist eine Rede vor den Vereinten Nationen geplant.
(swe/am)