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Rede, und vielleicht auch Antwort

Wladimir Putin kann durchaus schlagfertig sein, gelegentlich entfährt ihm gar ein derber Witz - zur Freude seiner Landsleute, die grobe Scherze lieben. Seine Redegewandtheit beweist er ein ums andere Mal in einer Call-in-Show eines regierungsnahen Fernsehsenders.

Von Robert Baag |
    "Im Gespräch mit Vladimir Putin: Die Fortsetzung! Am 3. Dezember! Punkt zwölf Uhr!"

    Der Fernsehsender "Vesti-24", staatlich kontrolliert, legt sich ganz besonders ins Zeug. Zwei, drei, manchmal vier Mal pro Stunde, bricht seit Tagen dieser TV-Spot mit einem unsichtbaren, aber dynamischen Bassbariton über die Zuschauer herein - mal in der Kurzfassung wie eben, mal in einer etwas längeren Version.

    "Es gibt ein gutes Sprichwort", lässt sich ein rätselhaft lächelnder Wladimir Putin kryptisch vernehmen, "höher als der Kopf kannst Du nicht springen - aber mindestens das müssen wir zusammen versuchen."

    Allein bis gestern Abend, so lässt Putins Sprecher Dmitrij Peskow wissen, hätten sich schon gut 700.000 Menschen aus dem ganzen Riesenland mit ihren Fragen bei Wladimir Wladimirowitsch gemeldet - per Telefon, per SMS, per Internet. Und, so freut sich Peskow, das Stichwort "Krise" sei dabei wesentlich weniger gefallen als noch vor einem Jahr. Die Bürger hätten sich wohl daran gewöhnt, vermutet er optimistisch. Den Gute-Laune-Bär wird Putin aber wohl kaum geben. Sein Humor ist drastischerer Art, aber gerade darum bei seinen Landsleuten ausgesprochen beliebt. Saftig eben. Wird es wieder so ein Kurz-Pingpong geben wie vor einem Jahr? Georgien und dessen Präsident Saakaschwili interessierten damals den Anrufer aus Russlands Fernem Osten:

    "Stimmt es", will der Mann wissen, "dass Sie Saakaschwili an einem bestimmten Körperteil aufhängen wollten?" - Putins trockene Gegenfrage: "Warum nur an einem?"

    Das Publikum - begeistert! - Der reine Zufall ist es wohl kaum, der darüber entscheidet, wer heute zwischen Kaliningrad und Wladiwostok live und vor den Augen und Ohren der Nation Wladimir Putin fragen darf. Klar gibt's da eine Vorauswahl - mindestens vor Ort, räumen diejenigen, die es wissen müssen, hinter vorgehaltener Hand ein. Aber wahr ist auch: Schlagfertig kann Wladimir Putin sein, gelegentlich neckisch, sogar ein wenig augenzwinkernde Anzüglichkeit gestattet er sich bisweilen - wie etwa damals an die Adresse der jungen Maria aus Chabarowsk - eilfertig assistiert vom jungen TV-Moderator. Der ruft ganz aufgeregt:

    "Maria, Sie haben es wahrscheinlich überhört. Wladimir Wladimirowitsch hat Sie gefragt: Was haben Sie ganz persönlich dazu beigetragen, um die demografische Situation unseres Landes zu verbessern?" - Leicht errötend antwortet sie: "Ich habe eine wunderbare Tochter - und werde weiter an dieser Frage arbeiten."

    Ernsthafte Anliegen wird es aber auch wieder geben: Ob der Arbeitsplatz sicher, die Preise für Lebens- und Arzneimittel stabil bleiben, vielleicht sogar wieder sinken könnten? - Das wäre dann ein wiederholtes "Hatten wir schon" für Wladimir Putin:

    "Ich verspreche, ich mache die zuständigen Behörden auf das Problem aufmerksam!"

    "Unbedingt, das verspreche ich, wir kommen auf das Problem zurück."

    "Das sind diese Fragen, die wir nicht auf die lange Bank schieben werden."

    Komisch finden nur manche, dass viele davon all die Jahre immer wieder aufs Neue gestellt werden.