"Also, ich selber fühle mich schon als Deutsche, weil ich eher mit der deutschen Kultur aufgewachsen bin und mit der deutschen Sprache. Aber Palästina ist immerhin das Land, wo meine Vorfahren herkommen und von daher ist das auch Teil meiner Identität."
"Ich würde sagen, dass ich mehrere Identitäten habe, dass ich auch sehr an Deutschland hänge, aber Israel, das ist so etwas wie eine übergeordnete Heimat, wo man immer Zuflucht findet, wenn etwas ist."
Manar Canan ist 18 und Daniel Khanukov 17. Beide gehen aufs Gymnasium; beide engagieren sich in einem Senats-Projekt namens "Juga" – jung, gläubig, aktiv – in dem es um interreligiösen Dialog geht. Und: Beide stammen aus Einwandererfamilien. Manars Eltern sind Muslime aus dem Westjordanland, Daniels Eltern sind Juden aus Aserbaidschan. Und noch etwas haben die beiden gemeinsam: Sie betrachten die Schulbuchartikel, in denen es um Israel geht, mit Kopfschütteln. Daniel zeigt auf die Überschriften. "Der Nahostkonflikt" steht da, oder "Krisenherd Naher Osten".
"Das sind die Flüchtlingslager, das ist der Landraub, jetzt Israels. Ich meine, da wird sehr viel über den Konflikt gesprochen. Und nur über den Konflikt. Und nicht dieses Leben an sich wird thematisiert. Wie lebt es sich als Palästinenser in Ramallah? Wie lebt es sich als Israeli in Sderot, wenn man jede Nacht in einen Bunker rennen muss?"
Aber nicht nur das Alltagsleben angesichts des Konfliktes zwischen Palästinensern und Israelis fehlt Daniel in den Schulbüchern. Am meisten vermisst er die Darstellung des ganz normalen Lebens.
"Ich finde es nicht schlecht, dass Missstände angezeigt werden. Das ist sehr wichtig. Aber es wird hier gar nicht Bezug dazu genommen, wie vielfältig das Land ist. Oder, dass die Möglichkeit besteht, seine Meinung zu äußern, zu leben, wie man möchte. Das wird gar nicht thematisiert. "
Auch die Gymnastin Manar Canan sucht vergeblich nach Beschreibungen des israelischen und des palästinensischen Alltags in den Schulbüchern.
"Ich war jetzt zum Beispiel letzten Sommer da. Und ich war eigentlich total auf meine Familie, auf die Kultur, auf die Sehenswürdigkeiten bzw. das Land darauf konzentriert und nicht auf irgendeinen Konflikt. Ich meine, klar, ich habe irgendwo auch mal israelische Soldaten gesehen oder diese ganzen Kontrollen. Aber das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist das Land selber."
Manar hat im Westjordanland grandiose Wüstenlandschaften gesehen, schöne alte Kirchen und Moscheen. "Auf dem Markt ging es laut und vergnügt zu, das Essen war köstlich und die Großfamilie herzlich", berichtet sie. Nichts davon hat sie in den Schulbuchartikeln wiedergefunden.
"Ich finde es total traurig, dass man aus einem Land wirklich nur ein Problem herauszieht und nichts mehr."
Auch Daniel war in diesem Jahr zu Besuch bei Verwandten in Israel. Er erinnert sich besonders an das bunte freie Leben am Strand in Tel Aviv.
"Man sieht Menschen, die leben möchten, Menschen, die sich vergnügen, die arbeiten gehen. Menschen so wie wir!"
Nach Auffassung von Daniel ist niemand in Israel genötigt, die israelische Regierungspolitik gut zu heißen. Harte Kritik am Ministerpräsidenten, den Siedlern oder bestimmten Militäraktionen sei an der Tagesordnung.
"Es wird gar nicht thematisiert, was für eine außerordentliche Rolle die Medien in Israel spielen und eine sehr starke linke Opposition, die sehr stark gegen die Regierung antritt und sie kritisiert. Und das finde ich sehr schade."
Wer etwas über Israel und die palästinensischen Gebiete lernen will, wird in deutschen Schulbüchern nur sehr einseitig informiert. Da sind sich der jüdische Schüler Daniel und die muslimische Schülerin Manar einig. Beide teilen mit ihrem Urteil die Meinung der deutsch-israelischen Schulbuchkommission. Die endgültigen Ergebnisse ihrer Arbeit wollen die Wissenschaftler zwar erst in zwei Jahren vorstellen. Aber schon jetzt haben sie vorläufig resümiert, dass die Geschichts- und Sozialkundebücher das Thema Israel viel zu eng am israelisch-palästinensischen Konflikt entlangführen und Aspekte wie Rechtsstaat und Demokratie, Kultur und Wissenschaft oder auch das ganz normale Alltagsleben nahezu vollständig ausblenden.
"Ich würde sagen, dass ich mehrere Identitäten habe, dass ich auch sehr an Deutschland hänge, aber Israel, das ist so etwas wie eine übergeordnete Heimat, wo man immer Zuflucht findet, wenn etwas ist."
Manar Canan ist 18 und Daniel Khanukov 17. Beide gehen aufs Gymnasium; beide engagieren sich in einem Senats-Projekt namens "Juga" – jung, gläubig, aktiv – in dem es um interreligiösen Dialog geht. Und: Beide stammen aus Einwandererfamilien. Manars Eltern sind Muslime aus dem Westjordanland, Daniels Eltern sind Juden aus Aserbaidschan. Und noch etwas haben die beiden gemeinsam: Sie betrachten die Schulbuchartikel, in denen es um Israel geht, mit Kopfschütteln. Daniel zeigt auf die Überschriften. "Der Nahostkonflikt" steht da, oder "Krisenherd Naher Osten".
"Das sind die Flüchtlingslager, das ist der Landraub, jetzt Israels. Ich meine, da wird sehr viel über den Konflikt gesprochen. Und nur über den Konflikt. Und nicht dieses Leben an sich wird thematisiert. Wie lebt es sich als Palästinenser in Ramallah? Wie lebt es sich als Israeli in Sderot, wenn man jede Nacht in einen Bunker rennen muss?"
Aber nicht nur das Alltagsleben angesichts des Konfliktes zwischen Palästinensern und Israelis fehlt Daniel in den Schulbüchern. Am meisten vermisst er die Darstellung des ganz normalen Lebens.
"Ich finde es nicht schlecht, dass Missstände angezeigt werden. Das ist sehr wichtig. Aber es wird hier gar nicht Bezug dazu genommen, wie vielfältig das Land ist. Oder, dass die Möglichkeit besteht, seine Meinung zu äußern, zu leben, wie man möchte. Das wird gar nicht thematisiert. "
Auch die Gymnastin Manar Canan sucht vergeblich nach Beschreibungen des israelischen und des palästinensischen Alltags in den Schulbüchern.
"Ich war jetzt zum Beispiel letzten Sommer da. Und ich war eigentlich total auf meine Familie, auf die Kultur, auf die Sehenswürdigkeiten bzw. das Land darauf konzentriert und nicht auf irgendeinen Konflikt. Ich meine, klar, ich habe irgendwo auch mal israelische Soldaten gesehen oder diese ganzen Kontrollen. Aber das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist das Land selber."
Manar hat im Westjordanland grandiose Wüstenlandschaften gesehen, schöne alte Kirchen und Moscheen. "Auf dem Markt ging es laut und vergnügt zu, das Essen war köstlich und die Großfamilie herzlich", berichtet sie. Nichts davon hat sie in den Schulbuchartikeln wiedergefunden.
"Ich finde es total traurig, dass man aus einem Land wirklich nur ein Problem herauszieht und nichts mehr."
Auch Daniel war in diesem Jahr zu Besuch bei Verwandten in Israel. Er erinnert sich besonders an das bunte freie Leben am Strand in Tel Aviv.
"Man sieht Menschen, die leben möchten, Menschen, die sich vergnügen, die arbeiten gehen. Menschen so wie wir!"
Nach Auffassung von Daniel ist niemand in Israel genötigt, die israelische Regierungspolitik gut zu heißen. Harte Kritik am Ministerpräsidenten, den Siedlern oder bestimmten Militäraktionen sei an der Tagesordnung.
"Es wird gar nicht thematisiert, was für eine außerordentliche Rolle die Medien in Israel spielen und eine sehr starke linke Opposition, die sehr stark gegen die Regierung antritt und sie kritisiert. Und das finde ich sehr schade."
Wer etwas über Israel und die palästinensischen Gebiete lernen will, wird in deutschen Schulbüchern nur sehr einseitig informiert. Da sind sich der jüdische Schüler Daniel und die muslimische Schülerin Manar einig. Beide teilen mit ihrem Urteil die Meinung der deutsch-israelischen Schulbuchkommission. Die endgültigen Ergebnisse ihrer Arbeit wollen die Wissenschaftler zwar erst in zwei Jahren vorstellen. Aber schon jetzt haben sie vorläufig resümiert, dass die Geschichts- und Sozialkundebücher das Thema Israel viel zu eng am israelisch-palästinensischen Konflikt entlangführen und Aspekte wie Rechtsstaat und Demokratie, Kultur und Wissenschaft oder auch das ganz normale Alltagsleben nahezu vollständig ausblenden.