Einen Container nach dem anderen heben die Kräne am Burchard-Kai im Hamburger Hafen aus dem Schiffsbauch. Die Honkong-Express ist eines der größten Containerschiffe von Hapag-Lloyd. Rund 13.000 Stahlboxen kann das Schiff laden. Seit der Fusion mit der chilenischen Reederei CSAV im letzten Jahr sind 220 Schiffe für Hapag-Lloyd auf den Weltmeeren unterwegs. Geleitet wird die Traditionsreederei vom Niederländer Rolf Habben Jansen.
"Ich glaube, wir sind insbesondere stark im Transatlantik und von und nach Lateinamerika. Und ich glaube, dass wir da auch gewisse Wettbewerbsvorteile haben wegen unserer Coverage, der Anzahl der Dienste, unser Inlandsprodukt. Und, und, und."
Repräsentativ, direkt an der Hamburger Binnenalster liegt der Firmensitz von Hapag-Lloyd. 1970 entstand die Reederei durch die Fusion der Hamburger Hapag und dem Norddeutschen Lloyd aus Bremen. Mit Rolf Habben Jansen kommt der Vorstandsvorsitzende erstmals nicht aus Deutschland. Er setzte durch, das nun, auch ein Novum in der Firmengeschichte, Bilanzpressekonferenzen gegeben werden. Der Niederländer soll dafür sorgen, dass die Reederei endlich wieder schwarze Zahlen schreibt.
Der Stadt Hamburg winken mehrere hundert Millionen Euro Verlust
Von der Wirtschafts-, Finanz- und Schifffahrtskrise hat sich das Unternehmen noch nicht wieder erholt. 2014 lag der Verlust bei über 600 Millionen Euro. Wachsen soll die Reederei auch durch das frische Geld aus dem Börsengang. Der bringt aber mit 300 Millionen Euro weniger ein als erhofft. Und deshalb ist auch die Beteiligung der Stadt Hamburg nun weniger wert: sie muss mit mehreren hundert Millionen Euro Verlust rechnen. Zwei Mal hatte Hapag-Lloyd den Börsengang in den letzten Jahren verschoben. Norbert Hackbusch von den Linken in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisiert zwar den Börsengang zum jetzigen Zeitpunkt. Aber die 23-Prozent-Beteiligung der Stadt am Unternehmen, die CDU und FDP in Hamburg vehement ablehnen, hält er aber für richtig. Nur so hätte eine vor einigen Jahren drohende Übernahme durch größere Konkurrenten, durch NOL aus Singapur oder die dänische Maersk, verhindert werden können. Der jetzige Wertverlust der Landesbeteiligung sei deshalb verkraftbar, so Norbert Hackbusch:
"Das, was dort die Stadt verloren hat, hätte sie sonst indirekt darüber verloren, dass Hapag-Lloyd mehr oder weniger abgewickelt worden wäre. Das wäre auch keine Lösung gewesen. Da kann man sagen: Das hätte den Staatssäckel nicht direkt belastet. Aber, wollen wir mal sagen, diese Arbeitsplätze, ein großer Schaden für den Hamburger Hafen – das muss man auch in der einen oder anderen Form bewerten. Das kann man jetzt nicht auf den Cent abrechnen wie einen Aktienkurs. Aber diese gesellschaftlichen Schäden wären dramatisch gewesen."
Denn durch Hapag-Lloyd werden die Hansestadt und die dort ansässigen verarbeitenden Betriebe nicht nur mit Waren beliefert. Auch Umschlagbetriebe, Schiffsversicherer, Makler oder Anwaltskanzleien gehören seit jeher zum Geschäftsumfeld von Hapag-Lloyd oder der Konkurrenz-Reederei Hamburg-Süd. Diese Arbeitsplätze, diese Expertise soll nach dem Willen des Senats dringend am Standort Hamburg erhalten bleiben. Die Stadt setzt nun vor allem auf einen langsam, aber stetig steigenden Börsenwert von Hapag-Lloyd.