"Now's the Hour" heißt das Theaterstück, das das Scottish Youth Theatre derzeit auf dem Fringe Festival in Edinburgh aufführt. Ein teils ernster, teils ironischer Blick auf Schottland gestern, heute – und morgen: vielleicht als eigenständige Nation? Auch der 17-jährige Greg Edmond spielt mit – und ist selbst noch unentschieden:
Sein Schauspiel-Kollege Keiran Gallagher hingegen hat zwei Sticker an seine Jacke gepinnt: ein "Yes" für die Unabhängigkeit – und die blau-weiße schottische Flagge. Der 18-Jährige wünscht sich, dass das schottische Volk künftig jene Regierung bekommt, die es gewählt hat:
Die Regierung in Westminster habe doch gar nicht das Wohl des Nordens im Blick, schimpft Keiran – sondern denke nur an London und den Südosten Englands.
Junge Leute wie ihn bekümmert weniger, was viele ältere Schotten verunsichert: die künftige Währung, die Aussichten für die Wirtschaft, die ungewisse EU-Mitgliedschaft, die Sicherheit der Renten und Pensionen. Das Kalkül der regierenden Scottish National Party dürfte gewesen sein: Gebt auch den 16- und 17-Jährigen eine Stimme – und sie werden sich mehrheitlich für die Loslösung vom Vereinigten Königreich entscheiden.
Dazu neigt auch die 16-jährige Shonah, die gerade durch die Geschäfte auf der Princes Street bummelt; wahrscheinlich wird sie in einem Monat für die Unabhängigkeit stimmen:
Ihre Schwester ist ebenfalls für "yes", ihre Eltern sind aber für "no", und Shonah ist manchmal noch hin- und hergerissen.
Von Edinburgh nach Aberdeen, im Nordosten Schottlands: Auf der Union Street hat "Better Together" einen Laden gemietet – und steuert von dort die Kampagne für den Erhalt Großbritanniens. Seit zwei Jahren engagiert sich die 22-jährige Sophie Macdonald hier, damit möglichst viele ihr Kreuz bei "no" machen. Sie sei stolz auf Schottland – und zugleich froh, Teil eines größeren Ganzen zu sein:
Von Edinburgh nach Aberdeen, im Nordosten Schottlands: Auf der Union Street hat "Better Together" einen Laden gemietet – und steuert von dort die Kampagne für den Erhalt Großbritanniens. Seit zwei Jahren engagiert sich die 22-jährige Sophie Macdonald hier, damit möglichst viele ihr Kreuz bei "no" machen. Sie sei stolz auf Schottland – und zugleich froh, Teil eines größeren Ganzen zu sein:
Das Beste aus beiden Welten wünscht sich Sophie – und verteilt dafür Flyer, klebt Plakate, geht von Haustür zu Haustür. Aberdeen ist von der Gas- und Ölindustrie geprägt und ziemlich wohlhabend. Ebenso wie Sophie streitet hier auch der 17-jährige Stephen Anderson leidenschaftlich für ein starkes, weltoffenes Vereinigtes Königreich – und gegen Separatismus, gegen neue Grenzen:
Für ihn ist der Tag des Referendums übrigens ein ganz besonderer, denn er feiert am 18. September seinen 18. Geburtstag. An dem Stephen eine große Entscheidung treffen wird – das ist ihm ebenso bewusst wie dem noch unentschlossenen Nachwuchsschauspieler Greg in Edinburgh:
Ein schlichtes Stück Papier, ein Kreuz mit dem Stift bei "yes" oder "no" – und das Schicksal einer ganzen Nation hängt davon ab: aufregend – und irgendwie verrückt.