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Südamerika
Referendum in Venezuela über Grenze mit Guyana - Erdölfunde heizen Territorialstreit an

In Venezuela hat ein Referendum über die Grenze mit Guyana stattgefunden. Damit wollte die Regierung von Präsident Maduro ihren umstrittenen Anspruch auf die ölreiche Region Essequibo im Nachbarland unterstreichen. Worum es genau geht - ein Überblick.

    Maduro trägt eine Jacke in Farben der venezolanischen Flagge, spricht in ein Mikrophon, das er in der Hand hält, und zeigt mit der anderen Hand einen Flyer hoch, der Venezuelas Anspruch auf die Region Essequibo erhebt.
    Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hält eine Rede während der Abschlusskampagne zum geplanten Referendum über das umstrittene Essequibo-Territoriums das von Guyana verwaltet und kontrolliert wird, aber von Venezuela beansprucht wird. (AP / Matias Delacroix)
    Die Volksbefragung zielte darauf ab, die Entscheidung eines Schiedsgerichts aus dem Jahr 1899 zu kippen. Das Gericht hatte die Grenze zur früheren niederländischen, französischen und britischen Kolonie Guyana festlegt. Venezuela reklamiert das Gebiet schon seit mehr als einem Jahrhundert für sich.

    Exxon Mobil entdeckte Ölvorkommen

    Essequibo macht gut zwei Drittel des Staatsgebiets des Nachbarlandes aus. Die Begehrlichkeiten nahmen zu, nachdem der Ölkonzern Exxon Mobil 2015 in dem Gebiet ein Ölvorkommen entdeckt hatte. Im Oktober dieses Jahres wurde in der Region ein weiterer bedeutender Ölfund gemacht, der die Reserven Guyanas auf mindestens zehn Milliarden Barrel - und damit auf mehr als die des ölreichen Kuwaits oder der Vereinigten Arabischen Emirate - vergrößert.

    Brasilien besorgt, Militärpräsenz verstärkt

    Guyana sieht das Referendum in Venezuela als existenzielle Bedrohung. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag appellierte an Venezuela, nichts zu unternehmen, was die Beziehung zu Guyana gefährde. Die an beide Länder angrenzende Regionalmacht Brasilien äußerte "Besorgnis" über den Streit. Brasilien habe daher seine Militärpräsenz intensiviert, erklärte das Verteidigungsministerium in Brasília.

    Es wird mit breiter Zustimmung gerechnet

    Guyana ist etwa fünfmal so groß wie die Schweiz und hat rund 800.000 Einwohner. Es verfügt über die größten Pro-Kopf-Ölreserven der Welt, während das Nachbarland Venezuela über die größten nachgewiesenen Öl-Reserven insgesamt verfügt. Der guyanische Präsident Irfaan Ali hatte Essequibo Ende November zusammen mit Militärkommandeuren besucht. Dabei betonte er, man sei entschlossen, den Grenzstreit "friedlich" zu lösen. Guyanas Vizepräsident Bharrat Jagdeo warnte Venezuela allerdings auch, aggressive Handlungen würden nicht ungestraft bleiben. Die Regierung in der Hauptstadt Georgetown habe breite internationale Unterstützung.

    Ablenkung von der Krise in Venezuela?

    Wie es nach Abschluss des Referendums weitergeht, ist unklar. Es wird erwartet, dass die Bevölkerung mit breiter Mehrheit dafür stimmen wird. Die Oppositionspolitikerin Rocío San Miguel meinte, nichts sei wirksamer, um von den innenpolitischen Problemen abzulenken, als ein populäres Thema anzusprechen, das patriotische Gefühle heraufbeschwöre.
    In Venezuela herrscht seit langem eine politische und wirtschaftliche Krise. Millionen Bürger haben das Land in den letzten Jahren verlassen. Die USA hatten zuletzt allerdings ihre Sanktionen gegen Venezuela gelockert. Hintergrund ist die Zusicherung der Regierung in Caracas, im kommenden Jahr Wahlen abzuhalten. Die US-Regierung erklärte, man erwarte von der Regierung Maduro, dass alle Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl zugelassen würden. Außerdem verlangten die USA die Freilassung aller ungerechtfertigt inhaftierten US-Bürger.
    Diese Nachricht wurde am 03.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.