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Reform des EU-Urheberrechts
Rechtspolitisch umstritten, technisch kompliziert

Keine klare Regelung, weiterhin Unsicherheit - so beurteilt der Kölner Medienrechtler Karl-Nikolaus Pfeifer die geplante EU-Richtlinie zum Urheberrecht. Doch eine Entscheidung werde angesichts eines "hohen Einigungsdrucks" wohl fallen, sagte er im Dlf.

Karl-Nikolaus Pfeifer im Gespräch mit Isabelle Klein |
    Auf einem Computermonitor die Startseite der Suchmaschine Google, die Homepage der Verwertungsgesellschaft VG Media sowie eine Nachrichtensuche auf Google zu sehen.
    Welche Inhalte darf Google anzeigen? Das ist einer der Streitpunkte bei der geplanten Urheberrechtsnovelle der EU. (picture alliance / Julian Stratenschulte/dpa)
    Die geplante EU-Urheberrechtsnovelle kommt bei Medienrechtler Karl-Nikolaus Pfeifer nicht gut weg. Die Mitgliedsstaaten würden im Unklaren gelassen, kritisierte er im Dlf: "Wenn eine Richtlinie nur sehr allgemeine Begriffe vorsieht, dann haben wir natürlich genau das Gegenteil von dem, was die Richtlinie eigentlich erzeugen soll, nämlich harmonische, rechtssichere Vorschriften, die eben in allen Mitgliedsstaaten gelten", sagte er im Gespräch mit @mediasres.
    Streit um Snippets und Upload-Filter
    Über die Richtlinie streiten Netz-Aktivisten, Kulturschaffende und Vertreter seit Monaten. Die geplante Änderung des europäischen Urheberrechts ist nun erneut Thema im EU-Parlament.
    Einer der beiden noch strittigen Punkte ist das Leistungsschutzrecht. Es regelt die Rechte von Verlagen, wenn soziale Netzwerke und Suchmaschinen Ausschnitte ihrer Texte anzeigen, sogenannte Snippets. Die Verleger möchten dafür bezahlt werden. Eine entsprechende Regelung war in Deutschland allerdings gescheitert.
    Zweiter Streitpunkt ist die Frage, inwiefern Plattformen wie Facebook und YouTube für hochgeladene Videos haften. Um rechtswidrige Inhalte zu blockieren, greifen die Provider auf sogenannte Upload-Filter zurück, die die Daten technisch filtern. Kritiker sehen dadurch die Meinungsfreiheit im Netz in Gefahr.
    Entscheidend sei, dass die Filter nur die Inhalte blockieren, die tatsächlich gegen Urheberrecht verstoßen, stellte Pfeifer klar: "Wenn nur solche Inhalte herausgefiltert würden, dann wäre der Angriff auf die Meinungsfreiheit mäßig, denn auch im Übrigen dürfen ja rechtswidrige Inhalte nicht öffentlich zugänglich gemacht werden."
    Zitate und Parodien für Filter schwierig
    Die Filter müssten allerdings in der der Lage sein, auch Zitate, Bearbeitungen und Parodien zu erkennen, deren Verwendung vom Urheberrecht schließlich gedeckt sei. Bislang sei unklar, ob die Filter tatsächlich so gut funktionieren.
    Ob heute bereits eine Entscheidung für die für morgen geplante Abstimmung fällt, ist unklar. Zur Debatte stehen mehrere hundert verschiedene Vorschläge. Ein Konsens ist Pfeifer zufolge nur schwer zu finden: "Das Thema ist rechtspolitisch ausgesprochen umstritten. Es ist auch technisch nicht unkompliziert. Aber das Parlament wird wohl eine Entscheidung treffen müssen, um diese ganze Richtlinie überhaupt noch in der aktuellen Legislaturperiode durchzubekommen." Es herrsche ein hoher Einigungsdruck.