Musa Panti Filibus hat einen vollen Terminkalender. Seitdem der Erzbischof, der aus dem Nordosten Nigerias stammt und in der Kleinstadt Numan lebt, Mitte Mai zum Präsidenten des Lutherischen Weltbundes gewählt wurde, reiht sich Besprechung an Besprechung. Filibus erinnert sich an den 13. Mai, als er bei der Vollversammlung in Namibia 274 der 303 Delegiertenstimmen erhielt:
"Zuerst einmal war es wirklich überwältigend zu sehen, dass ich auserwählt wurde, eine globale Institution wie den Lutherischen Weltbund zu leiten. Das war sehr emotional und gleichzeitig überraschend. Ich habe nie damit gerechnet, dass so etwas eines Tages geschieht."
Auf Filibus, der bereits seit 2002 immer wieder am Hauptsitz der Kirche in Genf arbeitete, kommen zahlreiche neue Aufgaben zu. Er wird islamistischen Terrorismus ebenso thematisieren wie Migration in Richtung Europa sowie die befürchtete Hungerkrise im Nordosten seines Heimatlandes.
"Wir müssen gar nicht in so einer zersplitterten Welt leben. Selbstredend ist es noch immer möglich, dass wir uns lieben und uns um jene kümmern, die Schwierigkeiten haben. Natürlich können wir zusammen leben, egal, wo wir religiös und politisch stehen."
Homosexualität - kein allgemein gültiger Beschluss
Mit der neuen, internationalen Aufgabe sind auch heikle Fragen verbunden. In Deutschland beispielsweise entschieden die evangelisch-lutherischen Landeskirchen ab 2013 nach und nach, auch homosexuelle Paare zu trauen. In Nigeria ist das jedoch ein absolutes Tabuthema und kann mit bis zu 14 Jahren Gefängnis bestraft werden. Als Präsident darf sich Filibus diesem Thema jedoch nicht verschließen:
"Die Lutheranische Weltgemeinschaft diskutiert Homosexualität und alles, was damit zusammen hängt, bereits seit 1995. Solange vertreten wir folgende Position: Es gibt keinen gemeinsamen Beschluss als lutherischer Weltbund."
Das heißt: Die Kirche im jeweiligen Land entscheidet selbst, wie sie sich zu dieser Frage positioniert. In Nigeria sind wiederum andere Fragen wichtig. Dort ist die lutherische Kirche vor allem im Nordosten aktiv, weil hierher auch im Jahr 1913 die ersten Missionare kamen. Gerade in Dörfern wurden zahlreiche Gotteshäuser gebaut.
Rückbesinnung auf Bibel und Reformator
In urbanen Gegenden muss man diese jedoch lange suchen. Gerade jüngere Menschen mit guter Ausbildung und festem Einkommen werden dort stark von charismatischen Pfingstkirchen angesprochen, die häufig mit materiellem Wohlstand werben. Filibus distanziert sich davon:
"Die Menschen hören von den ganzen Versprechen, die die charismatischen Kirchen machen. Für viele scheint das die Antwort zu sein. Es wirkt anziehend, womit wir keine Probleme haben. Unsere Ansicht ist aber: Die Menschen müssen wirklich mit den Lehren von Jesus Christus vertraut sein."
Die Rückbesinnung auf die Bibel, aber auch auf Reformator Martin Luther soll 2017 einen ganz besonderen Stellenwert einnehmen, werden doch weltweit 500 Jahre Reformation gefeiert. Kleine Veranstaltungen in einzelnen Gemeinden hat es schon gegeben. Musa Panti Filibus wünscht sich aber, alle 2,2 Millionen Mitglieder der lutherischen Kirche Nigerias zu erreichen:
"Es wird einige Vorträge und Diskussionsrunden geben. Außerdem denken wir über ein Konzert in Abuja nach. Die lutherische Kirche in Nigeria nimmt darüber hinaus an den Planungen für ein Treffen in der Region teil, das in Liberia stattfinden soll. Einen eigenen Feiertag wie in Deutschland wird es aber wohl nicht geben."