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Reformation in Serie
Luthers Thesen - neu gelesen (2)

Der Arzt und Kabarettist Eckart von Hirschhausen, die Historikerin Katharina Kunter und der Mechanikermeister Martin Luther kommentieren Martin Luthers zweite These.

    These 2: "Das Wort Buße darf nicht auf die sakramentale Buße gedeutet werden, das heißt, auf jene Buße mit Beichte und Genugtuung, die unter Amt und Dienst der Priester vollzogen wird."
    Eckart von Hirschhausen, Arzt und Kabarettist: "Luther und überhaupt die Menschen im Mittelalter glaubten noch sehr stark an die Macht von Worten und von Ritualen. Es gab ja wenig wirksame Medikamente und deswegen schrieb man sich Bibelsprüche oder kraftvolle Worte auf einen Zettel, hat den Zettel zusammengerollt und dann gekaut und heruntergeschluckt, um sich die Kraft dieser Worte einzuverleiben."
    Katharina Kunter, Historikerin: "Zum einen sehe ich da doch noch diesen abgemagerten und ausgezehrten Mönch Martin Luder vor mir, der irgendwie ein bisschen klosterbleich nach Erlösung sucht. Und zum anderen habe ich mich doch gefragt: Wie konnte die evangelische Kirche bei der wichtigen Rolle von Buße, die es hier für Martin Luther spielt, eigentlich 1994 der Abschaffung des Buß- und Bettages zustimmen?"
    Hirschhausen: "Was würde heute passieren, wenn die Menschen nicht die Tablette schlucken, sondern den Beipackzettel kauen und herunterschlucken? Dann würden sie wahrscheinlich alle Nebenwirkungen bekommen, die auf dem Zettel standen – wenn sie ihn vorher gelesen haben."
    Martin Luther, Mechanikermeister: "Die Buße sollte nicht nur äußerliche Handlung sein, sondern ist immer beides: eine innere Einsicht, die auch äußerlich sichtbar wird. Wenn ich meinen Fehler einsehe, sollte ich ihn vor Gott und Menschen bekennen."
    Hirschhausen: "Und Luther sagt eben: Schaut, was die Worte mit Euch machen und schaut, was ist leere Hülle und was ist der kraftvolle Inhalt, der uns auch 2000 Jahre später noch etwas zu geben hat. Also wenn man so will, sind Glaube, Liebe, Hoffnung die Inhaltsstoffe des Placebo-Effekts."
    Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern