These 80: "Rechenschaft werden die Bischöfe, Pfarrer und Theologen zu geben haben, die zulassen, dass blasphemische Predigten vor dem Volk feilgeboten werden."
Gundula Gause, Fernsehjournalistin: "Martin Luther hat seinerzeit einen Anstoß gegeben zur Erneuerung, die dringend notwendig war. Die eklatanten Missstände der vorreformatorischen Zeit, die Verweltlichung und Prunksucht der Kirchenoberen, der Ablasshandel und die allgemeine Vernachlässigung christlicher Werte – das wäre ohne Reformation der Katholischen Kirche zum Verhängnis geworden."
Johanna Rahner, katholische Theologin: "Ob Luther hier die Fiktion des besser zu informierenden Papstes, der die Gegner Luthers in die Schranken weisen wird, aufrecht erhält oder eher an eine letzte Rechenschaft vor Gott denkt? Zahlt er es den Ablasspredigern mit gleicher Münze heim, deren bestes Argument ja immer die Jenseitsangst und die drohende Gerichtsbotschaft war? Oder plädiert er vielleicht – er, der die Freiheit so vehement einfordert – hier gar für die Notwendigkeit einer Kontrollinstanz, die vom Einzelnen dann Rechenschaft fordern darf?"
Peter Hahne, Fernsehjournalist: "Diese These zeigt, wie aktuell Luther heute noch ist. Die Kirche kann und darf nicht die Plattform für alles und jeden sein, der irgendetwas für wichtig hält und meint, den Mund aufmachen und seine Gedanken äußern zu müssen. Die Kirche ist kein Platz für Marktschreier. Jesus hat solche aus dem Tempel geschmissen."
Gause: "Es war ganz wichtig, dass die Katholische Kirche durch die Ideen Luthers zu kritischer Selbstreflexion und zu Reformen gezwungen wurde – und so auch zu neuer Stärke fand."
Hahne: "Die Kirche gehört nicht den Menschen, sondern Gott und hat von ihm einen einzigen klaren Auftrag, nämlich: das Evangelium zu verkünden."
Konzeption und Realisierung: Christiane Florin, Andreas Main, Christian Röther, Simonetta Dibbern