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Katholische Kirche
Reformprozess Synodaler Weg abgeschlossen: Das wurde in Frankfurt entschieden

Nach dreieinhalb Jahren hat die katholische Kirche in Deutschland das Reformprojekt Synodaler Weg abgeschlossen. Nach der letzten beschlussfassenden Vollversammlung in Frankfurt am Main zogen sowohl die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) als auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) ein überwiegend positives Fazit.

    Zwei Vertreter der katholischen Kirche erläutern die Ergebnisse der Synodalversammlung in Frankfurt/Main.
    Irme Stetter-Karp, Präsidentin vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) mit Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, bei der Synodalversammlung in Frankfurt/Main. (Arne Dedert / dpa / Arne Dedert)
    Die Sitzungen fanden seit Donnerstag in einem Tagungszentrum der Frankfurter Messe statt. 210 Synodale sowie rund 20 internationale Beobachter nahmen teil.
    Die Synodalversammlung sprach sich unter anderem dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Auch beschlossen wurde, beim Thema des sexuellen Missbrauchs die Normen zum Umgang mit Tätern und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen.

    Bätzing: "Weichen sind gestellt"

    Der DBK-Vorsitzende Bätzing sagte, "Wir haben noch nicht alles beschließen können, aber die Weichen sind gestellt." Aller Unkenrufe zum Trotz habe der Synodale Weg funktioniert, betonte Bätzing. Man sehe, dass die katholische Kirche fähig sei, sich zu verändern. Abstrus sei es, den Synodalen Weg als Beginn einer Abspaltung oder Weg in eine deutsche Nationalkirche zu betrachten.

    Laien-Vertretung: Hätten uns mehr gewünscht

    Etwas verhaltener äußerte sich die Vertretung der Laien. ZdK-Präsidentin Stetter-Karp lobte, der Synodale Weg habe zu einer neuen Gesprächskultur geführt. Auch sei es ein großer Erfolg, dass nun alle Themen offen auf dem Tisch lägen. Stetter-Karp räumte aber auch ein: "Ohne Zweifel hätte ich mir mehr gewünscht. Wir haben es nicht geschafft, die katholische Kirche in Deutschland strukturell wirklich zu verändern. Dreieinhalb Jahre waren nicht genug." Deshalb soll in den nächsten drei Jahren ein Synodaler Ausschuss einen Synodalen Rat vorbereiten, in dem Geistliche und Laien auch künftig gemeinsam Entscheidungen treffen sollen. Der Vatikan sieht ein solches Gremium allerdings sehr kritisch.

    Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt

    Sowohl die Synodalversammlung insgesamt als auch die Bischöfe nahmen einen Text zum Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt mit großer Mehrheit an. Darin wird den Bischöfen empfohlen, Änderungen im Taufregister für trans- und intergeschlechtliche Personen zu ermöglichen und eine von Akzeptanz geprägte, geistliche Begleitung für diese Menschen zu gewährleisten.
    Dafür stimmten 170 von 197 anwesenden Versammlungsmitgliedern, dagegen acht, 19 enthielten sich. Bei den Bischöfen gab es 38 Ja-Stimmen bei sieben Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Dadurch kam die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe zustande, die für alle Entscheidungen nötig war. Zahlreiche Delegierte applaudierten nach diesem Ergebnis stehend, einige schwenkten Regenbogenfahnen. "Mein hoher, hoher Respekt vor dieser Bischofskonferenz", sagte die Ordensschwester Kluitmann.

    Frauen in sakramentalen Ämtern

    Teils stürmisch begrüßt wurde auch die Verabschiedung eines Textes zu Frauen in sakramentalen Ämtern. Dafür stimmten 177 Synodale bei zwölf Gegenstimmen und 13 Enthaltungen. Eine Priesterweihe für Frauen liegt allerdings noch in weiter Ferne: In dem Text geht es um eine Öffnung des Diakonats für Frauen und dies "im Sinne einer Anwaltschaft im Gespräch innerhalb der Weltkirche", wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt. Denn die endgültige Entscheidung hierzu kann nur der Papst treffen.

    Offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare, Zulassung von Frauen für Weiheämter

    In den vergangenen Tagen hatte die Synodalversammlung bereits mehrere Reformvorhaben verabschiedet. So beschloss sie mit breiter Mehrheit die "zeitnahe" Einführung offizieller Segensfeiern für homosexuelle Paare. Bisher finden solche Feiern in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Auch beschloss die Synodalversammlung eine Stärkung der Laien-Kompetenzen. Zum Beispiel sollen Frauen in Gottesdiensten predigen dürfen. Allerdings kritisierten viele reformorientierte Mitglieder der Synodalversammlung, dass Beschlussvorlagen mehrfach von den Bischöfen "verwässert" und "weichgespült" worden seien. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands teilte mit, sie blicke mit gemischten Gefühlen auf die letzte Synodalversammlung.

    Demonstrationen vor Tagungsort

    Begleitet wurde die Versammlung von kleineren Demonstrationen vor dem Tagungsort. Reformgegner protestierten gegen die Beschlüsse und forderten den Rücktritt von DBK-Präsident Bätzing. Andere Demonstranten verlangten eine Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche.
    Im Jahr 2026 soll eine weitere Synodalversammlung darüber beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.