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Regel 50 der Olympischen Charta
USA drängen auf Recht auf Protest

Das Nationale Olympische Komitee der USA will Sportlerinnen und Sportler nicht mehr für friedliche Proteste bei Olympischen Spielen bestrafen. Bislang steht dem Regel 50 der Olympischen Charta entgegen, die jede politische Botschaft verbietet. Nun wird sich das IOC mit dem Thema befassen.

Von Doris Simon | 11.12.2020
Fußballerin Megan Rapinoe kniet 2016 während der US-Hymne.
US-Fußballerin Megan Rapinoe kniet aus Protest. Bei Olympischen Spiele wäre diese Geste laut Regel 50 der Olympischen Charta verboten. (imago sportfotodienst)
Die Reaktion des nationalen und des internationalen Olympischen Komitees auf politisch oder gesellschaftlich kritische Äußerungen bei den Spielen war oft harsch: So zum Beispiel in Mexiko 1968, als die US-Sprinter Tommie Smith und Jon Carlos auf dem Treppchen ihre schwarzbehandschuhte Faust nach oben reckten, als Black-Power-Protest gegen die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten.
52 Jahre später kommt das Olympische und Paralympische Komitee der USA zu dem Schluss, das Recht der Sportler friedlich für soziale und politische Gleichberechtigung zu demonstrieren, stimme absolut mit den fundamentalen Werten der Gleichberechtigung überein, die das Team USA sowie die olympische und paralympische Bewegung definierten. Der letzte Anstoß für die Veränderung waren der gewaltsame Tod von George Floyd in den USA und die wochenlangen weltweiten Proteste gegen Rassismus und für mehr Gleichberechtigung.
Die Stimmen der Protestbewegung werden lauter
Politische Proteste sind im Sport eigentlich verboten, die Black-Lives-Matter-Bewegung hat aber in vielen Sportarten für einen Wandel gesorgt. Nur bei Olympischen Spielen wird Protest noch hart bestraft.
Das US-Komitee hatte eigens eine Arbeitsgruppe gebildet, die in Zusammenarbeit mit Sportlern, Industrie und Wissenschaftlern die neue Position erarbeitet hat. Nun drängen die Amerikaner auch beim IOC darauf, schon in Tokio deutlich zu unterscheiden zwischen Demonstrationen für Menschenrechte und sozialer Gerechtigkeit auf der einen und Hassreden und rassistischer Propaganda auf der anderen Seite. Das Internationale Olympische Komitee wird sich auf Basis der Empfehlungen aus allen Teilnehmerstaaten mit dem Thema befassen.