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"Regel war falsch"
US-Fußballverband kippt Kniefall-Verbot

2016 kniete sich US-Fußballerin Megan Rapinoe während der Nationalhymne hin, um gegen Polizeigewalt und Rassismus zu protestieren. Der US-Fußballverband führte daraufhin eine Regel ein, die genau das verbietet. Nun hat er sich entschuldigt.

Von Jan Bösche und Lukas Thiele |
Fußballerin Megan Rapinoe kniet 2016 während der US-Hymne.
US-Fußballerin Megan Rapinoe kniet sich während der Nationalhymne hin. Solche Protestaktionen sind laut US-Fußballverband nun wieder erlaubt. (imago sportfotodienst)
Der Protest gegen das Protestverbot war erfolgreich. US-amerikanische Fußballerinnen und Fußballer dürfen sich ab sofort bei der Nationalhymne wieder hinknien, um gegen Polizeigewalt und Rassismus zu protestieren. Der US-Fußballverband USSF hat die entsprechende Regel am Donnerstag (11.06.2020) gekippt und entschuldigte sich insbesondere bei seinen Schwarzen Spielerinnen und Spielern. "Es ist klar geworden, dass diese Regel falsch war und von der wichtigen Botschaft der Black-Lives-Matter-Bewegung abgelenkt hat", teilte der Verband mit. "Wir haben nicht genug getan um zuzuhören und die sehr reale und bedeutungsvolle Erfahrung unserer Schwarzen und der anderen Minderheiten in unserem Land anzuerkennen. Wir entschuldigen uns bei unseren Spielerinnen und Spielern, speziell unseren Schwarzen Spielerinnen und Spielern, Angestellten, Fans und allen anderen, die daran arbeiten, den Rassismus zu beseitigen."
Der Verband hatte die Regel 604-1 am 9. Februar 2017 eingeführt. Demnach waren Spielerinnen und Spieler gezwungen, bei der US-Nationalhymne "respektvoll" zu stehen. Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd durch einen Polizeibeamten und den darauffolgenden Anti-Rassismus-Protesten in den USA war der öffentliche Druck auf den Verband, den Paragraphen zu streichen, immer größer geworden. "Wir können die Vergangenheit nicht ändern, aber wir können in Zukunft einen Unterschied machen", so USSF.
Kniefall von Megan Rapinoe war Auslöser
Auslöser für die umstrittene Regel war Nationalspielerin Megan Rapinoe, die sich im Jahr 2016 bei der Nationalhymne hingekniet hatte und sich so mit Footballspieler Colin Kapernick solidarisierte. Der ehemalige Quarterback der San Francisco 49ers aus der Profiliga NFL hatte sich als erster Sportler bei Nationalhymne hingekniet, um so gegen Polizeigewalt gegen Schwarze und den strukturellen Rassismus in den USA zu demonstrieren. Der Protest wurde zu einem politischen Thema: Kritiker meinten, knien anstelle zu stehen missachte Fahne und Hymne. Präsident Donald Trump forderte die Team-Besitzer auf, die entsprechenden Spieler zu entlassen. Für Kaepernick bedeutete der Protest das Ende seiner NFL-Karriere. 2017 bestritt der ehemalige Star-Quarterback sein letztes Spiel. Seitdem war kein Team mehr bereit, den heute 32-Jährigen unter Vertrag zu nehmen.
Florettfechter Race Imboden bei seinem Knieprotest gegen US-Präsident Trump
Druck von US-Athleten - IOC öffnet Tür für Protestaktionen
Regel 50 der Olympsichen Charta verbietet es Sportlern, sich bei Olympischen Spielen politisch zu positionieren. Nun überdenkt das IOC diese Regel.
Wie USSF mitteilte, liege es nun an den Spielerinnen und Spielern selbst zu entscheiden, wie sie ihre Bühnen nutzen wollen um alle Arten von Rassismus, Diskriminierung und Ungleichbehandlung zu bekämpfen.
Fußballer in Deutschland nutzen ihre Bühne bereits, um sich gegen Rassismus zu positionieren und die Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA zu unterstützen. Marcus Thurman von Borussia Mönchengladbach und Pierre Kunde von Mainz 05 waren nach Toren auf die Knie gegangen. Die Spieler von Borussia Dortmund und Hertha BSC gingen schon vor dem Anpfiff gemeinsam in die Knie. Und die Spieler des FC Bayern trugen beim Aufwärmen Shirts mit der Aufschrift "Rot gegen Rassismus". ""Die Botschaft gibt es ja permanent von uns Spielern. Wir sind tolerant, wir sind offen, wir sind weltoffen", sagte Bayerns Kapitän Manuel Neuer: "Wir sehen keinen Zwischenraum, um da Platz zu lassen. Das haben wir ganz klar dokumentiert."