Biathlon
Neue Startreihenfolge im Einzel verärgert Top-Athleten

Die Biathletinnen und Biathleten sind in Kontiolahti in die Saison gestartet. Nach den Staffelevents geht es nun auch im Einzel los. Dort gibt es Frust über eine neue Startreihenfolge. Die Athletinnen und Athleten fürchten einen unfairen Wettbewerb.

Von Julian Tilders und Simone Maurer |
    Der Deutsche David Zobel (2) und der Österreicher David Komatz führen  in der 4x7,5-Kilometer-Staffel  beim Biathlon-Weltcup in Kontiolahti als Führende das Feld an.
    Die Regeländerungen der IBU sorgen beim Weltcup in Kontiolahti für Diskussion. (picture alliance / dpa / Minna Raitavuo / Minna Raitavuo)
    Seit Ende November laufen und schießen sie wieder: die Biathleten und Biathletinnen. Im finnischen Kontiolahti startete die Saison 2024/25 mit einem Doppel-Weltcup und insgesamt zehn Entscheidungen. Der Auftakt des deutschen Biathlonteams in die 48. Saison verlief eher durchwachsen.
    Vanessa Voigt und Justus Strelow liefen in der Mixed-Staffel am Samstag noch aufs Podest, die weiteren Staffeln im Anschluss konnten das Ergebnis aber nicht erreichen. Für Diskussion sorgt in der Biathlon-Familie vor allem aber ein Thema: die Regeländerungen der Internationalen Biathlon Union (IBU).

    Die wichtigsten neuen Biathlon-Regeln im Überblick

    Unmut gibt es vor allem rund um das neue Setzsystem in den Startgruppen im Einzel und Sprint. Bislang wählten die Top 15 im Gesamtweltcup meist die erste Startgruppe aus, um dort die besten Bedingungen auf der frisch präparierten Strecke zu haben. Nun dürfen die Top 15 erst ab den Positionen 46 bis 75 starten. Die freie Wahl der Startgruppe gehört damit der Vergangenheit an.
    Die Top 30 des Weltcups starten im neuen System in den beiden mittleren von vier festgelegten Startgruppen – und ihre Startplätze werden ausgelost, mit ihnen abwechselnd starten nicht gesetzte Athleten. Das verärgert viele Top-Biathleten, wie die deutsche Starterin Selina Grotian im Sportschau-Wintersport-Podcast unterstrich:
    „Ich finde, man hat sich eigentlich die Startgruppenauswahl so ein bisschen erarbeitet über die Jahre und das Recht darauf, das entscheiden zu dürfen. Also ein Johannes Bö ist zum Beispiel nicht ohne Grund Erster im Gesamt-Weltcup. Er hat sich das ja auch erarbeitet. Und wenn er dann einfach unfaire Bedingungen hat … ich glaube, es kommt auf die Bedingungen an. Wenn ein fairer Wettkampf stattfindet, ist alles okay. Aber so finde ich es ein bisschen schwierig.“

    Die starken Läufer starten zum Schluss

    Der Frust ist bei den Stars der Szene wie dem norwegischen Superstar Johannes Thingnes Bö, dem Schweden Sebastian Samuelsson oder Emilien Jacquelin, der mit der französichen Männer-Staffel zum Auftakt dominierte, groß. Sie fürchten durch die neue Startgruppen-Regelung sportliche Nachteile.
    Von Biathletinnen und Biathleten bemängelte Punkte sind: Die Möglichkeiten zum Warmlaufen für die Top-Stars werden schlechter. Und gerade bei schwierigen Streckenverhältnissen könnten die Besten der Gesamtwertung durch ihren späteren Start einen Nachteil haben. Diese Kritik weisen die IBU und Sportdirektor Daniel Böhm zurück – man könne mittlerweile garantieren, dass die Loipe über den Wettkampf relativ gleichmäßig halte.

    Mehr Biathlon

    Der Sport- und Eventdirektor der Internationalen Biathlon Union war selbst mal ein deutscher Spitzen-Biathlet. Er verteidigt die Regeländerung. Beim Branchentreffen „Forum Nordicum“ im Oktober sagte er:
    „Wir hatten einen sehr intensiven Diskurs mit den Athleten. Die Diskussion ging tatsächlich im Frühjahr schon los. Es war relativ früh klar, dass das nicht auf Wohlwollen stößt. Ich glaube, das ist auch nachvollziehbar, dass jeder so ein bisschen seinen Status quo verteidigen möchte. Ich kann das auch aus Athletenperspektive nachvollziehen, dass man da erst einmal für sein Recht kämpft und nicht gerne die Komfortzone verlässt.“

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    Startpoker soll mehr Spannung für TV-Zuschauer bringen

    Die Internationale Biathlon Union erhofft sich durch den neuen Startpoker mehr Spannung – vor allem für die Millionen Menschen an den TV-Geräten. Denn bislang waren die Rennen schon oft schnell entschieden, gegen Ende traten mehrheitlich nur noch die Schwächeren an. Und genau die sollen künftig eben auch mal in den Genuss von guten Loipen kommen.
    Der Verband setzt mit dem späten Start der Stars in den Wettbewerb nun ganz offen darauf, dass die TV-Zuschauer länger dabei bleiben, um ihre Stars zu sehen. Mit dem erhofften Nebeneffekt, dass mehr TV-Zeit für bessere Vermarktungsmöglichkeiten sorgen und so mehr Geld in die Kasse kommt.

    Startreihenfolge wird erst mal noch getestet

    Sollte aber doch etwas nicht rund laufen mit dem neuen Startgruppensystem, das jetzt im Dezember erst mal getestet wird, dann halten sich die IBU und Sportdirektor Böhm eine Rückkehr zur alten Startreihenfolge offen, „wenn die Bedingungen sich wirklich absehbar drastisch verschlechtern sollten in einem Rennen. Und das kann man schon auch in der Regel im Vorfeld sehen an den Trainingstagen, wie die Bedingungen sind.“

    Höhere Preisgelder im Biathlon

    Stichwort Geld: Davon gibt es für die Athletinnen und Athleten im Weltcup und bei der Weltmeisterschaft künftig mehr. Die in diesem Winter zur Verfügung stehenden Preisgelder wurden im Vergleich zur vorherigen Saison um sieben Prozent erhöht. Zudem gibt es neue Preisgeldkategorien für den Athleten mit der besten Netto-Verfolgungszeit in den Verfolgungswettbewerben und für die schnellsten Athleten der einzelnen Staffelläufe.

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    Goldene Startnummer für WM-Titelverteidiger

    Neuerungen gibt es auch bei den WM-Rennen im kommenden Jahr. Mitte Februar beginnt im Schweizer Ort Lenzerheide die Biathlon-Weltmeisterschaft. Beim Saisonhöhepunkt dürften die Fans lange nach dem gelben Trikot des Weltcupführenden suchen. Denn das wird es nicht mehr geben. Genau wie das rote Trikot des Disziplinführenden und das blaue Trikot des besten U23-Nachwuchsathleten. Stattdessen tragen die jeweiligen Titelverteidiger in den einzelnen Disziplinen eine goldene Startnummer.

    Nachwuchswertung von U25 auf U23 runtergesetzt

    In den Blickpunkt rücken künftig auch die Athleten und Athletinnen unter 23. Die bisherige Altersgrenze in der Nachwuchswertung wurde damit von 25 Jahren um zwei Jahre heruntergesetzt.