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Regensburger Domspatzen
422 Missbrauchsopfer haben sich gemeldet

Jahrzehntelang wurden junge Sänger der Regensburger Domspatzen misshandelt und missbraucht. Im Zuge der Aufarbeitung haben sich bislang 422 mögliche Opfer gemeldet. Der Regensburger Bischof Voderholzer bat die Betroffenen um Vergebung.

    Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer (l) spricht am 12.10.2016 in Regensburg (Bayern) während einer Pressekonferenz neben den Vertretern der Missbrauchsopfer, Peter Schmitt und Alexander Probst (r) zu den Journalisten.
    Der Bischof von Regensburg, Rudolf Voderholzer bei einer Pressekonferenz wegen des Missbrauchsskandals um die Regensburger Domspatzen. (picture alliance / dpa / Armin Weigel)
    Seit der ersten Zwischenbilanz vom Januar kamen 129 neue Opfermeldungen hinzu, wie das zur Aufklärung der Fälle eingesetzte Aufarbeitungsgremium in Regensburg mitteilte. Damit haben sich den Angaben zufolge insgesamt 422 Menschen gemeldet, die von 1945 bis in die 90er-Jahre Opfer von körperlicher oder sexueller Gewalt bei den Domspatzen wurden.
    Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer sprach von den "bedrückendsten Erfahrungen und schwersten Lasten" seiner Amtszeit. Die Vorfälle täten ihm in der Seele weh, aber er könne sie nicht ungeschehen machen. "Ich kann nur um Vergebung bitten."
    Voderholzer trat erstmals gemeinsam mit Betroffenen in der Öffentlichkeit auf. Die Opfervertreter würdigten den Einsatz des Bischofs für eine Aufarbeitung der Übergriffe.
    Entschädigung und Therapie
    Nachdem jahrelang nur wenige Fortschritte bei der Aufarbeitung des Skandals gemacht wurden, konnte jetzt mit Bischof Voderholzer ein gemeinsames Konzept von Opfern und Kirche erarbeitet werden. Es sieht unter anderem Entschädigungszahlungen zwischen 5.000 und 20.000 Euro pro Opfer vor, eine unabhängige Anlaufstelle mit therapeutischer Hilfeleistung sowie eine historische und eine soziologische Studie.
    Die Übergriffe bei den Domspatzen fanden in zwei Vorschulen und einem Internat statt. In einem großen Teil des betroffenen Zeitraums wurden sie von Georg Ratzinger, dem Bruder des emeritierten Papsts Benedikt XVI. geleitet. Ratzinger erklärte in einer früheren Stellungnahme, Prügel seien damals bei der Erziehung üblich gewesen. Von sexuellen Übergriffen habe er dagegen nichts gehört. Von den 422 Fällen sollen 65 Fälle sexuelle Gewalt beinhalten.
    (gri/jcs)