Alle Sprache ist bekanntlich Rhetorik und das Wesen der Rhetorik ist durchaus kompliziert – und deshalb stellen wir einen scheinbaren Widerspruch an den Anfang:
Nein, der Regensburger Bischof Müller hat die heutigen Medien nicht mit den Nazis verglichen! Doch, Bischof Müller hat die heutigen Medien sehr wohl mit den Nazis verglichen!
Beide Aussagen treffen zu ... was einige Erläuterungen zu zweierlei Formen des Vergleichens nötig macht.
Kaum einer der sogenannten NS-Vergleiche, über die öffentliche Personen in Deutschland regelmäßig stolpern, ist ein echter Vergleich im Sinne der philosophischen Methode zur Feststellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden.
Vergleichen wir zur Verdeutlichung Angela Merkel mit Adolf Hitler:
Merkel hat wie einst Hitler viel politische Macht und sie fährt, genau wie einst Hitler, gern mal zu den Wagner-Festspielen. Merkel und Hitler haben also gewisse Ähnlichkeiten, was ihre beruflichen Möglichkeiten und ihren Musikgeschmack angeht. Der Vergleich ist allerdings erst vollständig, wenn man die Unterschiede zwischen beiden benennt, die nun wirklich schwerer wiegen – und den Nutzen des Vergleichs herabsetzen.
NS-Vergleiche wären meistens so überflüssig wie der Merkel-Hitler-Vergleich, wenn man nicht bei irgendeiner kleinen Ähnlichkeit stehen bleiben, sondern sich auch die Mühen der Unterscheidung machen würde.
Aber eben das macht kaum einer, der mit dem Feuer spielt! Auch Bischof Müller hat es in seiner Predigt nicht getan.
Er hat von den Frauen des Bistums erzählt, die 1941 gegen die Nazis protestiert haben, um anzufügen: "Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne der Kirche. Von so vielen Medien wird gegen die Kirche gezischt". Dass das Wörtchen "wieder", das der Bayerische Rundfunk zitiert hat, in der Predigtfassung auf der Homepage des Bistums fehlt, tut wenig zur Sache.
Der Vergleich zwischen den Nazis und den Medien versteckte sich im "auch jetzt", im suggestiven 'heute wie damals', und die rhetorische Konstruktion der Rede ließ keine Abwägung der eklatanten Unterschiede zu.
Deutlicher, aber nicht seriöser wurde Müller, als er die Zuhörer aufrief, sich gegen die Medien zu verhalten wie einst die aufbegehrenden Frauen. Müller im grammatikalisch zweifelhaften Wortlaut: "Hier kommt es darauf an, [ ... ] nicht auf all diese Schalmeien wie 1941 hereinfallen, so auch heute nicht."
Eine abgründige Aussage. Die Nazi-Propaganda des Jahres 1941 war niemals schalmeienhaft. Die Unterstellung, dass die Medien, die heute über katholische Missbrauchsfälle aufklären, nazimäßig schalmeienhaft seien, ist doppelt falsch und doppelt grotesk.
Bischof Müller gebrauchte eine zweite, literarische Form des Vergleichs, bei der – oft über das Wörtchen 'wie' – ausschließlich auf Ähnlichkeit angespielt wird. Es geht dabei nicht um argumentative Klarheit, sondern darum, zwei Elemente durch ein verbindendes Drittes in einen Zusammenhang zu rücken.
Als Helmut Kohl 1985 bemerkte, Michail Gorbatschow kenne sich gut mit PR aus, mit PR habe sich aber auch Josef Goebbels gut ausgekannt, war das ein suggestiver Vergleich, der über das verführerische, im Zweifel sogar verbrecherische Potenzial von PR Gorbatschow dämonisiert hat.
Auf welches verbindende Dritte zwischen Medien und Nazis hat wohl Bischof Müller angespielt? Auf die Kirchenfeindlichkeit? Auf die Gottlosigkeit? Womöglich auf das Verbrecherische beider Instanzen?
Dass Müller der Fantasie seiner Zuhörer an dieser Stelle freien Lauf lässt, ist ziemlich geschickt. Konkrete Verleumdung oder Beleidigung wäre ihm kaum nachzuweisen.
So bedauerlich stereotyp die Reaktionen vom Zentralrat der Juden in Deutschland, vom Journalistenverband und anderen nun ausfallen: Müllers unsauberer, letztlich auch feiger NS-Vergleich ließ wenig anderes erwarten.
Wir aber wünschen uns zur Abwechslung mal einen echten philosophischen NS-Vergleich. Dann würde man sehen, wie viel Aufklärung im Vergleichen stecken kann.
Nein, der Regensburger Bischof Müller hat die heutigen Medien nicht mit den Nazis verglichen! Doch, Bischof Müller hat die heutigen Medien sehr wohl mit den Nazis verglichen!
Beide Aussagen treffen zu ... was einige Erläuterungen zu zweierlei Formen des Vergleichens nötig macht.
Kaum einer der sogenannten NS-Vergleiche, über die öffentliche Personen in Deutschland regelmäßig stolpern, ist ein echter Vergleich im Sinne der philosophischen Methode zur Feststellung von Ähnlichkeiten und Unterschieden.
Vergleichen wir zur Verdeutlichung Angela Merkel mit Adolf Hitler:
Merkel hat wie einst Hitler viel politische Macht und sie fährt, genau wie einst Hitler, gern mal zu den Wagner-Festspielen. Merkel und Hitler haben also gewisse Ähnlichkeiten, was ihre beruflichen Möglichkeiten und ihren Musikgeschmack angeht. Der Vergleich ist allerdings erst vollständig, wenn man die Unterschiede zwischen beiden benennt, die nun wirklich schwerer wiegen – und den Nutzen des Vergleichs herabsetzen.
NS-Vergleiche wären meistens so überflüssig wie der Merkel-Hitler-Vergleich, wenn man nicht bei irgendeiner kleinen Ähnlichkeit stehen bleiben, sondern sich auch die Mühen der Unterscheidung machen würde.
Aber eben das macht kaum einer, der mit dem Feuer spielt! Auch Bischof Müller hat es in seiner Predigt nicht getan.
Er hat von den Frauen des Bistums erzählt, die 1941 gegen die Nazis protestiert haben, um anzufügen: "Auch jetzt erleben wir wieder eine Kampagne der Kirche. Von so vielen Medien wird gegen die Kirche gezischt". Dass das Wörtchen "wieder", das der Bayerische Rundfunk zitiert hat, in der Predigtfassung auf der Homepage des Bistums fehlt, tut wenig zur Sache.
Der Vergleich zwischen den Nazis und den Medien versteckte sich im "auch jetzt", im suggestiven 'heute wie damals', und die rhetorische Konstruktion der Rede ließ keine Abwägung der eklatanten Unterschiede zu.
Deutlicher, aber nicht seriöser wurde Müller, als er die Zuhörer aufrief, sich gegen die Medien zu verhalten wie einst die aufbegehrenden Frauen. Müller im grammatikalisch zweifelhaften Wortlaut: "Hier kommt es darauf an, [ ... ] nicht auf all diese Schalmeien wie 1941 hereinfallen, so auch heute nicht."
Eine abgründige Aussage. Die Nazi-Propaganda des Jahres 1941 war niemals schalmeienhaft. Die Unterstellung, dass die Medien, die heute über katholische Missbrauchsfälle aufklären, nazimäßig schalmeienhaft seien, ist doppelt falsch und doppelt grotesk.
Bischof Müller gebrauchte eine zweite, literarische Form des Vergleichs, bei der – oft über das Wörtchen 'wie' – ausschließlich auf Ähnlichkeit angespielt wird. Es geht dabei nicht um argumentative Klarheit, sondern darum, zwei Elemente durch ein verbindendes Drittes in einen Zusammenhang zu rücken.
Als Helmut Kohl 1985 bemerkte, Michail Gorbatschow kenne sich gut mit PR aus, mit PR habe sich aber auch Josef Goebbels gut ausgekannt, war das ein suggestiver Vergleich, der über das verführerische, im Zweifel sogar verbrecherische Potenzial von PR Gorbatschow dämonisiert hat.
Auf welches verbindende Dritte zwischen Medien und Nazis hat wohl Bischof Müller angespielt? Auf die Kirchenfeindlichkeit? Auf die Gottlosigkeit? Womöglich auf das Verbrecherische beider Instanzen?
Dass Müller der Fantasie seiner Zuhörer an dieser Stelle freien Lauf lässt, ist ziemlich geschickt. Konkrete Verleumdung oder Beleidigung wäre ihm kaum nachzuweisen.
So bedauerlich stereotyp die Reaktionen vom Zentralrat der Juden in Deutschland, vom Journalistenverband und anderen nun ausfallen: Müllers unsauberer, letztlich auch feiger NS-Vergleich ließ wenig anderes erwarten.
Wir aber wünschen uns zur Abwechslung mal einen echten philosophischen NS-Vergleich. Dann würde man sehen, wie viel Aufklärung im Vergleichen stecken kann.