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Regierungskampagne "Besondere Helden"
Viel Getöse um ein paar lustige Videos

"Spots, die polarisieren", "Kampagne spaltet die Nutzer", "Historiker empört" – aktuell setzen sich zahlreiche Artikel mit der Corona-Kampagne der Bundesregierung auseinander. Dabei geht es um alles andere als eine Staatsaffäre, findet unser Kommentator.

Von Christoph Sterz |
Screenshot aus der Video-Kampagne "Besondere Helden"
Mit der Video-Kampagne "Besondere Helden" will die Bundesregierung Sensibilität für das Thema Corona schaffen (bundesregierung)
Wenn ich Ihnen zu Beginn kurz einen Tipp geben darf: Falls Sie diese Besondere-Helden-Videos von der Bundesregierung noch nicht kennen, dann sparen Sie sich bitte diesen Kommentar. Machen Sie Ihr Radio leise und gucken Sie sich in der Zeit einfach eins von den Videos an.
Das dauert auch noch nicht mal so lange wie dieser Kommentar – und es ist wahrscheinlich sogar erhellender als alles, was Sie jemals zu diesen Regierungs-Videos lesen oder in diesem Fall hören werden.
Legitime und astreine Öffentlichkeitsarbeit
Vor allem ist es viel lustiger. Die Videos, die die Bundesregierung da hat machen lassen, die sind nämlich sehr lustig. Und sie sind noch mehr: Sie sind emotional, sie sind leicht verständlich – und sie haben eine ganz klare Message: Bleib zuhause – weil zuhause bleiben in diesen Corona-Zeiten überhaupt nicht peinlich und uncool ist, sondern wichtig, damit wir das mit diesem Virus in den Griff bekommen.
Die Videos sind genau passend für ihre Zielgruppe, für junge Menschen, die viel im Netz unterwegs sind. Es handelt sich also um legitime und astreine Öffentlichkeitsarbeit.
Corona-Pläne der Politik: Kommunikation in der Krise
Im politischen Hauptstadt-Journalismus sind Kontakte entscheidend. Je näher Medien Politikern sind, umso exklusiver sind die Geschichten. Das zeigt sich auch aktuell. Die aktuellen Corona-Maßnahmen wurden bereits im Vorfeld Stück für Stück öffentlich.
Natürlich darf jeder diese Videos doof finden
Tja. Aber dann sind da diese Leute, die sich die Videos angucken, als ginge es um irgendeine Staatsaffäre. Diesen Menschen scheint coronabedingt sehr langweilig zu sein. So langweilig, dass sie ellenlang an einem Video rumkritteln, das nicht für sie gedacht ist, weil sie zu alt sind – und dick und breit alle wissen lassen, warum dieses Video total doof ist.
Klar, natürlich, jede und jeder darf diese Videos total doof finden – darf wie die Bild-Zeitung mit drei Über-50-jährigen Historikern darüber sprechen, warum man als über-50-jähriger Historiker ein Video für 20-Jährige "peinlich" finden kann. Jede und jeder darf bei Twitter bemängeln, dass es in den anderthalb Minuten nicht um Einsamkeit, finanzielle Nöte, häusliche Gewalt oder die Sorgen der Gastronomen und Theatermacherinnen geht. Oder dass die Leute im Gesundheitswesen aber auch Heldinnen und Helden sind.
Die Diskussion: Zeitverschwendung
Wie gesagt: Das darf man alles denken und meinen. Aber wollen wir darüber wirklich groß diskutieren? Am Ende ist es doch einfach nur eine PR-Kampagne von vielen, es sind nur ein paar lustige, kurze Videos.
Und weil das so ist, ist es für mich persönlich eine sehr gute Nachricht, dass dieser Kommentar jetzt endlich auf die letzten Sekunden zugeht. Weil die Diskussion, um die er sich dreht, vor allem eines ist: reine Zeitverschwendung.