Bislang hatte das linke Lager von Staatspräsident François Hollande in 61 der 101 französischen Départements die Mehrheit, die Konservativen in 40. Nach der heutigen zweiten Runde der Regionalwahlen wird eine Umkehr der Verhältnisse erwartet, nachdem das Bündnis aus UMP von Ex-Präsident Nicolas Sarkozy und UDI am vergangenen Sonntag 28,8 und die Sozialisten nur 21,5 Prozent erreichten. Zwischen den beiden und damit auf dem zweiten Platz landeten der Front National (FN) mit 25,2 Prozent – und lag damit in 43 Départements vorne.
Doch das gute Abschneiden des FN im ersten Wahlgang lässt sich aber nicht automatisch auf den zweiten übertragen. Die Rechtsextremen hofften auf einen Sieg in zwei Départements bei den Stichwahlen, erklärte Parteichefin Marine Le Pen. In vielen Wahlkreisen stehen sich UMP- und FN-Kandidaten gegenüber, und die linken Wähler dürften eher die Konservativen unterstützen.
Auch ein Stimmungstest
Über die Zusammensetzung der Parlamente für die Verwaltungseinheiten, etwa mit den Landkreisen in Deutschland vergleichbar, können rund 42 Millionen Wählerinnen und Wähler abstimmen. Die Départements haben im zentralistischen Frankreich zwar wenige Kompetenzen, die Wahl gilt aber als Stimmungstest für das Land.
Seit Hollandes Sieg bei den Präsidentschaftswahlen im Mai 2012 und den folgenden Parlamentswahlen haben die Sozialisten fast nur Wahlniederlagen erlitten. Der FN gewann bei den Kommunalwahlen vor einem Jahr rund ein Dutzend Rathäuser und wurde bei den Europawahlen im Mai 2014 mit knapp 25 Prozent erstmals in ihrer Geschichte stärkste Kraft in Frankreich.
UMP-Parteichef Sarkozy konnte mit dem Sieg seiner Partei in der ersten Runde vergangene Woche erstmals einen persönlichen Erfolg seit seiner Rückkehr in die Politik im vergangenen Herbst verbuchen. Sarkozy hat eine erneute Präsidentschaftskandidatur noch nicht offen erklärt, Beobachter erwarten sie aber.
(bor/