Ein Schuss an den Pfosten, und alles war vorbei. Der SV Waldhof Mannheim verliert Ende Mai im Rückspiel der Aufstiegsrelegation gegen den SV Meppen im Elfmeterschießen. Meppen steigt auf in Liga 3, Mannheim bleibt erneut in der Regionalliga. Dieses Jahr als Zweitplatzierter der Regionalliga Südwest, im vergangenen Jahr waren sie die Meister – und scheiterten dann in der Aufstiegsrelegation. Also schon wieder denkt man sich dort.
Für viele Regionalligisten, darunter diverse große Traditionsvereine, ist das problematisch. Sie versuchen, in den Profifußball zurückzukehren, aber das System wird für sie zum finanziellen Drahtseilakt, sagt der Geschäftsführer von Waldhof Mannheim, Markus Kompp:
"Ein Verein kann da natürlich auch in finanzielle Schieflage geraten, wenn man den Aufstieg vorhat, mit den Sponsoren drüber spricht, dass man eben angreifen möchte, am Ende des Tages oben steht auf Platz 1, viel Geld investiert hat und am Ende des Tages nichts dabei rausspringt."
"Fünfstellige Summe pro Spieltag"
In der Regionalliga mangelt es vielen Traditionsvereinen plötzlich an Einnahmequellen – viele der Ausgabenposten bleiben jedoch bestehen, zum Beispiel für die Miete und das Personal der Stadien, wie Martin vom Hofe, Sportdirektor von Alemannia Aachen, verdeutlicht:
"Schließe ich das Stadion auf, habe ich, ich sag mal, 120 bis 160 Ordner im Einsatz, das haben die anderen ja als Zuschauer, wenn ich das mal so spitz formulieren darf, und die müssen wir ja noch bezahlen. Wir sprechen hier von fünfstelligen Summen pro Spieltag, die wir nur für Stadionsicherheit bezahlen."
Viele Reformvarianten
Nachdem der Druck auf den DFB vor allem in der vergangenen Saison immer größer geworden ist, hat der Verband inzwischen eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, mit Vertretern der dritten Liga, der Regionalligen und der DFL. Dabei scheinen vier Modelle derzeit denkbar. In allen wird die Aufsteigerzahl von drei auf vier erhöht. Variante 1 ist, aus den sechs Teams in der Relegation zwei Dreier-Gruppen zu bilden – auch, um zumindest Entscheidungen im Elfmeterschießen möglichst zu vermeiden.
In Variante 2 würden die Meister der Regionalligen West und Südwest direkt aufsteigen, da in diesen Verbänden die meisten Vereine beheimatet sind. Die Regionalligen Nord, Nordost und Bayern würden zwei weitere Aufsteiger ausspielen.
Da hier zwei Regionalligen bevorzugt würden, wird alternativ, in Variante 3 ein rollierendes System diskutiert, welches fünf Jahre im Voraus auslost, welche drei Meister direkt aufsteigen, und welche beiden in die Relegation müssen. Diese Modelle funktionieren nach dem System "Vier aus Fünf".
"Das löst die Sache nicht"
Für Markus Kompp nach wie vor nicht optimal: "Ich denk das kann nur eine kurz- oder mittelfristige Änderung sein, denn man sollte schon die Strukturen schaffen, dass jeder Meister aufsteigen kann."
Die Drittligisten lehnen diese Modelle ab, wie Nico Schäfer, Geschäftsführer vom SV Wehen Wiesbaden deutlich macht:
"Der Grundsatz ist ja, dass vier von fünf jetzt aufsteigen sollen, was ja wieder nicht die Sache löst, mit der man hineingegangen ist in die Diskussion, dass jeder Meister aufsteigen soll. Das heißt auch aus der dritten Liga steigt jemand ab, hat aber nächste Saison nicht die Garantie, die Chance wieder aufzusteigen. Das kann ja nicht die Lösung sein."
Ende der Regionalliga Nordost?
In einem gemeinsamen Statement zeigen sich die Drittligisten jedoch kompromissbereit. Einen vierten Absteiger aus Liga 3 würden sie akzeptieren, wenn im Gegenzug die Regionalligen auf vier reduziert würden. So würde jeder Meister der Regionalliga aufsteigen können. Das stellt Variante 4 dar.
Das allerdings würde vermutlich das Ende der Regionalliga Nordost bedeuten. Die Clubs dort wehren sich. Gerade für kleine Teams wäre eine Neuaufteilung der Teams mit größeren Distanzen zu Spielen und damit neuen Kosten verbunden. Nach einer Diskussionsrunde des Nordostdeutschen Fußballverbandes mit DFB-Präsident Reinhard Grindel vor wenigen Tagen hieß es nun vorerst, dass die Regionalligen erhalten bleiben sollen.
Das schränkt eine mögliche Reform stark ein. Eine Lösung zu finden, die alle allen zusagt, scheint unmöglich.
Entscheidung am 8. Dezember
Mannheims Geschäftsführer Kompp appelliert daher an alle Vereine: "Ich hoffe, das sowohl dritten Liga als auch alle Regionalligavereine sich da solidarisch verhalten und einfach den Sport in den Fokus bringen und nicht die eigenen Interessen." Für Kompp heißt das vor allem: Eine Regelung finden, dass künftig alle Meister aufsteigen.
So gesehen hatte der Pfostenschuss der Mannheimer gegen den SV Meppen Ende Mai auch sein Gutes: Denn die Mannheimer kamen in diesem Jahr als Zweiter der Südwest-Staffel in die Relegation. Der SV Meppen hingegen gewann die Regionalliga Nord mit 13 Punkten Vorsprung. Und musste bis zur letzten Sekunde um den Aufstieg zittern. Am 8. Dezember will der DFB nun auf dem Bundestag in Erfurt eine Entscheidung fällen. Was auch immer dabei herauskommt, eins scheint klar: Die Debatte wird weitergehen.