"Das Zünden von Sprengkörpern - liebe Gästefans, bleibt ruhig. Das hilft doch Eurer Mannschaft nicht!" 15 Minuten Spielunterbrechung beim Rückspiel der SpVgg Unterhaching gegen Cottbus. Als den Energie-Cottbus-Fans klar wird, dass ihre Mannschaft nicht in die 3. Liga aufsteigt, kommt es zu Ausschreitungen.
Der Frust richtet sich auch gegen die Aufstiegsregelung in die 3. Liga, die seit langem für Zündstoff sorgt. Jedes Jahr gibt es in den jeweiligen Regionalligen fünf Meister. Aufsteigen in die 3. Liga können aber nur vier davon – trotz des Titelgewinns. Und das stößt Jahr für Jahr vor allem dem Meisterteam auf, dass es am Ende trotz Titelgewinns nicht schafft.
So wie Energie Cottbus und dessen Trainer Claus-Dieter Wollitz: "Weil wir eine schwachsinnige Regelung haben. Dieser DFB, tut mir leid, dass ich das so sagen muss, ist einfach lächerlich. Und ich sag noch einmal, die sollen den Slogan wegtun mit „Respekt“. Also Respekt gibt’s da nicht. Von daher, da steht so viel auf dem Spiel!"
Regionalliga-Meister aus Westen und Südwesten steigen immer direkt auf
Energie Cottbus bleibt weiter viertklassig. Denn nur alle drei Jahre hat ein Meister aus der Regionalligen Nord, Nordost und Bayern den direkten Aufstieg in die 3. Liga sicher. Das funktioniert in einem rollierenden System. Der Nord-Meister VfB Lübeck ist diese Spielzeit direkt aufgestiegen, das gilt dann kommende Saison für den Meister aus Nordost und danach für den Titelträger aus Bayern.
Die anderen beiden Regionalliga-Meister müssen noch gegeneinander um den Aufstieg spielen. Wie jetzt Unterhaching gegen Cottbus. Titelträger aus dem Westen und Südwesten steigen dagegen immer direkt auf, weil es dort die meisten Vereine gibt.
DFB: "Lösung ohne Gegenstimme auf den Weg gebracht"
Die Regel gilt seit der Saison 2020/21. Der Deutsche Fußball-Bund DFB antwortet auf Deutschlandfunk-Anfrage, dass am damaligen Entscheidungsprozess alle Regionalliga-Träger und auch die 3. Liga beteiligt gewesen sind.
Der Verband erinnert in der Antwort auch daran, warum dieser Prozess initiiert wurde: "Ziel war damals eine Reduzierung auf vier Regionalligen, aus denen alle Meister aufsteigen. Auf ein passendes Modell konnten sich die beteiligten Regionalliga-Träger und Vereinsvertreter jedoch nicht einigen. Mehrheitsfähig war am Ende nur die aktuell gültige Regelung. Diese wurde in der Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Regionalligen ohne Gegenstimme auf den Weg gebracht."
Vorschlag: 22 Mannschaften in 3. Liga
Dennoch kommt Jahr für Jahr dieselbe Diskussion auf, wenn die Aufstiegsspiele zur 3. Liga laufen. In den letzten beiden Jahren sind dabei jeweils Mannschaften aus der Regionalliga Nordost auf der Strecke geblieben, die wegen ihrer vielen Traditionsvereine aus dem Osten zudem die zuschauerstärkste ist.
Auch deshalb ist dort vor einem halben Jahr ein erneuter Vorstoß gestartet worden, dass alle Meister aufsteigen sollen. Dafür sollte zum Beispiel die 3. Liga auf 22 Mannschaften erweitert werden, und es sollte fünf Drittliga-Absteiger geben.
Viel passiert ist seitdem allerdings nicht. Ein einziges, hochkarätig besetztes Treffen, nicht mehr. Sagt der Präsident des Nordostdeutschen Fußballverbandes, Hermann Winkler, im MDR: „Das war unser Hauptansatzpunkt, dass wir gesagt haben, wir wollen eine gerechte Lösung, die für alle fünf Regionalligen gilt. Und wir wollen Wettbewerbsgleichheit für alle. Es waren alle Entscheidungsträger dabei, so ein Treffen hat es bisher noch nicht gegeben.“
Entscheider-Treffen endet ergebnislos
Obwohl alle Entscheidungsträger dabei gewesen sind, habe es kein Ergebnis gegeben. Eigentlich sollte eine Lösung bis Ende Mai vereinbart werden: „Wir werden das Gespräch jetzt in Ruhe auswerten. Und ich habe es eben schon erwähnt. Wir waren ja bisher Einzelkämpfer und ich habe mich auch geweigert, immer diesen Ost-West-Konflikt so darzustellen. Jetzt sind die Bayern an unserer Seite, die haben wir schon überzeugt.“
Allerdings die Regionalliga Nord nicht, die mit der jetzigen Regelung zufrieden ist. Obwohl sie wie Nordost und Bayern nur alle 3 Jahre einen Aufsteiger sicher hat. Nicht die einzige Baustelle für den Nordostdeutschen Fußballverband, auf dem Weg zu einer Lösung.
NOFV-Präsident: "Brauchen eine kleine Drohkulisse"
Denn die ostdeutschen Clubs wollten einen außerordentlichen DFB-Bundestag einberufen, falls bis Ende Mai keine Lösung präsentiert werde. Dessen ist sich auch NOFV-Präsident Hermann Winkler bewusst: „Ich gebe zu, wir haben den Druck durch den Bundestag. Das ist auch richtig so, wir brauchen eine kleine Drohkulisse. Aber ich setze immer auf Gespräche, denn ich habe eigentlich ein bisschen Bammel davor, dass nach einem außerordentlichen Bundestag, den wir einberufen würden, die Schlagzeile heißt: Krachende Niederlage für den Ost Fußball!“
Eine Anfrage des Deutschlandfunks, welche Lösungen der NOFV präferiert, hat der Verband allerdings unbeantwortet gelassen. Der DFB betont, dass Veränderungen immer möglich seien. Dazu bedürfe es allerdings Mehrheiten auf einem solchen Bundestag.