Es ist ein Problem, das seit Jahren besteht: Jedes Jahr gibt es in den jeweiligen Regionalligen fünf Meister. Aufsteigen in die 3. Liga können aber nur vier davon - trotz des Titelgewinns:
"Es muss unbedingt sein, dass ein Meister aufsteigt. Denn sonst ist das ja einfach unfair und der Gedanke der Fairness nicht gegeben", bringt Franz Gerber die Kritik im MDR auf den Punkt. Er ist bei Rot-Weiß Erfurt als Investor und Sportdirektor aktiv.
Meistertitel in der Regionalliga garantiert nicht den Aufstieg
Besonders ungerecht empfinden die Club-Vertreter aus der Regionalliga Nordost dabei: Die Meister aus dem Westen und Südwesten steigen immer direkt auf, weil es dort die meisten Vereine gibt.
Die verbliebenen Ligen spielen dann in einem rollierenden System die restlichen beiden Aufsteiger aus. Anders ausgedrückt: Nur alle drei Jahre ist für die Meister aus Nord, Nordost, und Bayern der Aufstieg in die 3. Liga sicher. Ansonsten müssen sie sich noch durch ein Relegationsspiel mit einem der anderen Meister kämpfen.
Erfurt-Sportdirektor Gerber: "Ungleichbehandlung muss weggeräumt werden"
Für Franz Gerber ist deshalb die jetzige Regelung nicht nachzuvollziehen: "Du spielst eine überragende Saison, krönst diese Saison mit einer Meisterschaft und dann, durch irgendein unglückliches Tor in der Relegation, verlierst du ein ganzes Jahr. Wirtschaftlich gesehen, sportlich gesehen, von den Fans her, von deinen Sponsoren her, also so eine Ungleichbehandlung muss unbedingt weggeräumt werden."
Deshalb haben jetzt vor allem die Traditionsvereine aus dem Osten einen neuen Vorstoß gewagt und gefordert, dass alle Meister aufsteigen sollen. Und sich mit den Regionalligen aus dem Norden und aus Bayern und einigen Drittliga-Vertretern für eine solche Reform zusammengeschlossen. "Wir sind eben dafür, dass man eine Gleichbehandlung, Fairplay und Chancengleichheit auch in der Aufstiegsfrage zur 3. Liga einführt", sagt der Geschäftsführer von Carl Zeiss Jena, Chris Förster, als einer der Initiatoren dem Deutschlandfunk.
Initiative für Aufstockung der 3. Liga
Bei der Präsentation ihres Konzepts unter der Woche ist klargeworden, dass sie dabei eine größere 3. Liga bevorzugen: "Letztlich ist der Vorschlag so, dass wir die dritte Liga um zwei Mannschaften aufstocken auf 22 Mannschaften, damit dann auch einen weiteren Absteiger haben, nämlich dann fünf. Was wir so aber dann auch realisieren können, dass jeder Meister aus der Regionalliga in fünf Regionalligen auch direkt aufsteigen kann. Letztlich bedeutet das eine Erhöhung der Abstiegs-Wahrscheinlichkeit in der 3. Liga von circa 2,7 Prozent."
Konkret heißt das: Ab der Spielzeit 2024/25 wären in der 3. Liga 22 Mannschaften vertreten, von denen dann fünf Teams absteigen. Somit würden alle fünf Regionalligen erhalten bleiben, gleichzeitig alle Meister aufsteigen.
Verband im Nordosten ohne großen Reformeifer
Zuvor hatte es zwischen den Clubs, die die Initiative gestartet hatten, und dem zuständigen Nordostdeutschen Fußballverband NOFV Streit um eine mögliche Reform gegeben. Die Vereine hatten den NOFV aufgefordert, sich für einen außerordentlichen DFB-Bundestag einzusetzen, um dort über eine Reform abstimmen zu lassen. Das hatte NOFV-Präsident Herrmann Winkler abgelehnt.
"Denn wenn es dort keinen abgestimmten Vorschlag gibt, für den es wenigstens eine gewisse Aussicht auf Erfolg gibt, dann ergibt das keinen Sinn. Und dann blamieren wir uns. Und vor dieser krachenden Niederlage wollte ich einfach den Verband bewahren. Und deshalb bin ich froh, dass wir uns jetzt wieder zusammengerauft haben."
Erhöhtes Abstiegsrisiko für Klubs aus der 3. Liga
Allerdings bleibt die Hürde, die Drittliga-Clubs von diesem Konzept ebenfalls zu überzeugen. Denn mit der neuen Regelung wächst ja auch das Risiko abzusteigen, da es einen Verein mehr gibt, der wieder runter in die Regionalliga müsste. Nur mit deren Einverständnis erscheint es überhaupt realistisch, eine solche Reform auf einem DFB-Bundestag verabschieden zu können. Laut Informationen des Deutschlandfunks ist der zuständige Drittliga-Ausschuss bisher gegen eine solche Aufstockung.
"Das kenne ich bisher auch so, dass der Drittliga-Ausschuss sich gewehrt hat. Dass natürlich auch Verbände, die einen festen Aufsteiger haben, freiwillig nichts abgeben wollen. Das ist menschlich auch verständlich. Aber wir appellieren einfach an das Verständnis dafür, dass wir im geeinten Deutschland auch gleichberechtigte Aufstiegsverfahren für die 3. Liga haben."
Ostklubs suchen Verbündete in ganz Fußball-Deutschland
Die Gespräche über diese Reform sollen bis zum Mai 2023 abgeschlossen sein. Für Chris Förster vom FC Carl Zeiss Jena ist ein Schlüssel zum Erfolg dieses Konzepts, dass man das eigentliche Ziel der 3. Liga wieder stärker in den Fokus nimmt: eine Ausbildungsliga für den deutschen Fußball zu sein. Deshalb solle seitens DFB und DFL auch der Nachwuchs-Fördertopf entsprechend aufgestockt werden, mit dem der Einsatz junger Spieler honoriert wird. Und mit der Reform dann auch mehr Geld an die Drittliga-Clubs fließt, als bisher.
Neben diesen finanziellen Anreizen setzt Förster auf prominente Unterstützer: "Unter anderem eben auch der FC Bayern München, der ja von der Regelung genauso betroffen ist. Und natürlich ist es etwas, was bei uns im Nordosten den Auftakt gemacht hat. Aber was eben nicht nur uns betrifft, sondern eben die vielen anderen Regionen auch, letztlich die Hälfte Deutschlands. Und wir spüren schon, dass mittlerweile das Interesse eben auch aus Nord und Bayern da sehr stark daran wächst, da eine Lösung zu finden."
Für die Mitglieder der Regionalliga Nordost sind mögliche Verbündete auch deswegen so wichtig, weil der DFB bei der letzten Reform 2018 eigentlich versprochen hatte, dass es bald nur noch vier Regionalligen geben würde. Das würde aber sehr wahrscheinlich die Auflösung der Regionalliga Nordost bedeuten - also genau der Liga, aus der der jetzige Vorstoß initiiert worden ist.